Tag 3 in Schottland – Highlands, die letzte Hexe Europas und Scampi am Meer6 Min. Lesezeit (ca.)

Regen. Der erste Gedanke heute morgen war „Schau an, Schottland macht ernst.“ Der Blick in die Wetter-App beruhigte schnell – ab 8.00 Uhr nur noch 50% Regenwahrscheinlichkeit, danach quasi nichts mehr. Das passt sich gut, denn heute startet eine kleine Tour. „4 Island Magic“- eine fünftägige Tour unter anderem zu Iona, Mull & die Insel Skye (und noch Staffa, aber dazu später mehr).

Duschen, anziehen, packen – auschecken. Die Unterkunft war prima und nächste Woche sehe ich sie noch für eine weitere Nacht in Edinburgh. Der CheckOut ist schnell, freundlich und meinen 10 Pfund Pfand für den Schlüssel bekomme ich auch zurück. Ich bestelle bei der Rezeption ein Taxi, denn der Fußweg bis zur Busstation wo die Tour abfährt ist mir bei dem Regen zu weit. Die Dame hat kaum aufgelegt, schon ist der Fahrer da und bringt mich schnell zur Edinburgh Bus Station. Hier, im Trockenen, warte ich zusammen mit anderen auf den Kleinbus von rabbie´s.

Rabbie´s ist ein Reise/Tourenveranstalter für Kleingruppen und bietet Touren mit maximal 16 Teilnehmern an. Die Auswahl ist super und das es die Tour auch ist, daran habe ich schon nach kurzer Zeit keine Zweifel mehr. Die Gruppe in unserem Kleinbus (Nagelneu, bequeme Sitze, USB-Ladeslots an jedem Platz) ist bunt gemischt. Mit an Bord: Menschen aus Australien, China, USA, Südafrika und Deutschland. Der Busfahrer und Tourguide ist Doug – und Doug kann nicht nur Busfahren. Er ist ein Storyteller wie er im Buche nicht besser beschrieben werden könnte. Witzig, eloquent und vollgepackt mit kleinen Geschichten. Diese gibt er zum Besten. Nicht nur zu den Dörfern, Schlössern, Clans, schottischer Geschichte oder Monarchen – auch zu Filmen und Serien, die in Schottland spielen oder zu denen Gebäude als Set herhalten durften. Zwischendurch spielt er immer mal Musik ab – oft passend zu den Geschichten oder Orten an denen wir gerade sind. Sehr cool. Ich bin schon nach kurzer Zeit begeistert.

Die Kleintour macht es möglich, auch spontane Stopps einzulegen und so sehen wir Orte, an denen die großen Busse nicht halten und nicht von Menschen überlagert sind. Zum Beispiel die „Falls Of Falloch“ m Loch Lomond. Wer den Film „Rob Roy“ gesehen hat – hier badete Liam Neeson als Rob Roy im Film. Zu dem Film konnte Doug auch etwas beitragen – ebenso zu Braveheart (an dem er kein gutes Haar ließ). Die Größe von Liam Neeson als Rob Roy war einfach falsch gewählt – Rob war nur ein kleiner Mann – Liam Neeson sehr groß. Mel Gibson in seiner Rolle als William Wallace dagegen klein, während Wallace groß gewesen ist. Neben den vielen Fehlern in der Geschichte von „Braveheart“ hätte man die Besetzung besser getauscht.

Heute sind wir von den Lowlands zu den Highlands und ein wenig hindurch gefahren, haben in Callander für einen Kaffee gestoppt und die Geschichte von Helen Duncan erfahren.

Helen war die letzte, der Hexerei angeklagte und verurteilte Frau Europas … 1944 … kein Scherz und sie ist bis heute nicht freigesprochen. Hier die Geschichte von Helen Duncan.

Einen kurzen Stopp machten wir für eine Kirche. Schon wieder? Ja – und was für eine. Die „St Conans Kirk“ am Loch Awe wurde von Walter Douglas Campbell gebaut. Einem, der das Kirchenbauen nicht gelernt hat und auch kein Architekt war – die ganze Geschichte hier. Sehr imposant, sehr interessant und einfach einen Halt wert.

Wir waren in Inveraray, wo ich mir den Ort und das Inveraray Castle, den Wohnsitz des Clanchefs des Campell-Clans und des Duke of Argyll angeschaut habe. Hier, im Schatten des Schlosses habe ich gegessen. Eine sehr feine Gemüsesuppe und Toast mit Räucherlachs und Salat. Dazu gab es ein heimisches Lager „Pig´s Paradies Blonde“. So genannt, weil .. ach … lest selbst:

„Pig’s Paradise is our prized blonde beer named after the best grazing on the island where, in days gone by, porkers feasted by the crashing sea on a rich wildflower patch of grass.“

Schottische Hochlandrinder haben wir natürlich auch gesehen (die sind niedlich – haben was von Ewoks) und sind am späten Nachmittag hier in Oban eingetroffen.

Zu Oban schreibe ich an anderer Stelle noch mal mehr, aber es ist ein wirklich nettes Hafenstädtchen mit diversen Möglichkeiten zum Weiterkommen. Wir bleiben hier für zwei Nächte und die Tagestour morgen geht zur Insel Iona, der Wiege des Christentums in Britannien, Begräbnisstätte dutzender Könige (inkl. französischen und irischen Königen). Unter diesen Königen auch MacBeth.

Hier in Oban lasse ich den Abend ausklingen. Gerade war ich am Hafen ein paar Scampi essen und habe zusammen mit zwei Studenten auf der Kaimauer ein Bier getrunken und genieße ein weiteres in ein Pub nahe meinem Gästehaus, dem Wellpark.

Achja: Das Wetter… wir waren noch keine halbe Stunde gefahren, als der Regen stoppte. Auf den Regen angesprochen, erwiderte Doug nur, dass es in Schottland keinen Regen gibt. Nur flüssigen Sonnenschein… den Rest des Tages blieb das Wetter trocken, mit viel Sonne und wenig Wind.

Hier eine kleine Auswahl von Bildern von heute …

Die Artikelreihe zu meiner Schottland-Tour 2017:

Veröffentlicht von

Thorsten Ising

Thorsten. Geboren 1972. Vater von zwei Töchtern und hier privat unterwegs. Ich brauche einen Platz für meine Gedanken, meine Beobachtungen, meine Anmerkungen. Dieser ist hier.

4 Gedanken zu „Tag 3 in Schottland – Highlands, die letzte Hexe Europas und Scampi am Meer6 Min. Lesezeit (ca.)

  1. Sehr schöne Reiseberichte. Hab das Gefühl, mit dabei zu sein.
    Der Ausdruck „Flüssiger Sonnenschein“ ist mir auch noch nie begegnet… 😀

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