Hurra, die Postille “Unser Schlangen” von der CDU in der Gemeinde Schlangen lag heute im Briefkasten. Heute Morgen habe ich noch geschrieben, dass sich im Hinblick auf Haustür und Post zur Kommunalwahl so gar nichts regt. 

Ich habe mir die Ausgabe (Sommerausgabe 2025) also mal kritisch angeschaut und die beiden einzigen Dinge, die etwas mit dem Wahlkampf an sich zu tun haben, sind die Interviews mit Marcus Püster und dem Landratskandidaten Meinolf Haase. Die anderen Beiträge drehen sich um attraktive Sportstätten (ja, wichtiges Thema, aber auch hier mal wieder die Frage: Warum beabsichtigen alle Politiker*innen, die Dinge immer erst nach einer Wahl anzugehen? Ist das Thema nur im Fall eines positiven Ausgangs für die Menschen in Schlangen relevant? By the way auch ein typisches Beispiel zur emotionalen Ansprache vieler. Berechtigt in dem Magazin, aber inhaltlich für die Kommunalwahl so allgemein, dass es aus meiner Sicht wieder nicht auf den Wahlkampf einzahlt.

Egal. Den Beitrag lasse ich für den Moment außen vor. Die anderen Beiträge sehe ich nicht im relevanten Kontext zur Wahl. Die Vorstellung der Feuerwehr oder die Rätselseite lösen in mir keinerlei Bezug zur CDU aus. 

Mein Fokus liegt heute im Interview mit dem Bürgermeister Marcus Püster. Das Interview veröffentliche ich hier nicht, das habt ihr ja im Postkasten.

​​Ein Interview ohne Reibung

Die vier Fragen kommen vom Vorsitzenden des CDU-Gemeindeverbandes. Das Setting ist damit schon klar: kein kritisches Nachhaken, sondern ein Gespräch auf dem Silbertablett. Und so nutzt Püster die Gelegenheit, um seine bekannten Kernbotschaften zu wiederholen: Herz, Leidenschaft, Erfahrung, Engagement. Das liest sich gefällig … und austauschbar. 

Sicherheit, Klimaschutz, Ehrenamt – die große Klammer

Auf die Frage nach konkreten Maßnahmen nennt Püster drei Bereiche: Sicherheit, Klimaschutz und Ehrenamt. Klingt zunächst ordentlich. Doch sobald man die Antworten prüft, verschwimmen sie.

  • Sicherheit: Der kommunale Ordnungsdienst soll „präsenter“ werden. Was das heißt, bleibt offen. Mehr Personal? Mehr Einsätze? Mehr Präsenzzeiten? Wie ist das finanzierbar? Was sagen die anderen Partner dazu? Wofür brauchen wir die erhöhte „Präsenz“ in Schlangen? Keine Antwort. 
  • Klimaschutz: Ausbau von Photovoltaik, nachhaltige Mobilität, Rolle als Naturparkgemeinde. Schlagworte, aber ohne Zielzahlen, Projekte, Ideen. Kein Hinweis, wie viel Fläche mit PV belegt werden soll oder z.B. welche konkreten Radwege kommen, wir welche benötigen oder was man noch seitens der Verwaltung tun kann.
  • Ehrenamt: Die Bürgerstiftung soll gestärkt und die Zusammenarbeit mit Vereinen intensiviert werden. Klingt gut, ist aber so allgemein, dass man es über jede Gemeinde schreiben kann (und jeder im Wahlkampf macht).

Bürgerbeteiligung als Mantra

Transparenz und Dialog stellt Püster ins Zentrum. Bürgerforen, Umfragen, Gespräche. Das ist das Versprechen. Aber auch hier fehlt der entscheidende Punkt: Was passiert mit den Rückmeldungen? Wie werden sie sichtbar, priorisiert und umgesetzt? Ohne Mechanismus bleibt Bürgerbeteiligung ein Schlagwort, das sich gut liest, aber wenig greifbar ist.

Das große Ausweichen

Auffällig ist nicht nur, was Püster sagt, sondern auch, was er nicht sagt. Kein Wort über die Haushaltslage ab 2026, wenn die Rücklagen aufgebraucht sind. Kein Hinweis auf Ortskernprobleme, Kaufkraftabfluss oder schwierige Infrastrukturfragen. Alles, was unbequem werden könnte, bleibt außen vor.

Das CDU-Magazin-Interview ist ein Wohlfühl-Text. Es zeigt Püster als engagierten Bürgermeister, der Herz und Leidenschaft mitbringt und Bürgernähe betont. Doch wer Antworten auf die drängenden Fragen sucht (Finanzen, konkrete Klimaziele, Entwicklung des Ortskerns, Zusammenspiel mit Bad Lippspringe, Erwartungen in Bezug auf das City Outlet Bad Lippspringe), findet hier erneut nichts. Statt Zahlen und Strategien gibt es warme Worte und Schlagworte.

Für mich bleibt der Eindruck: Das Interview ist mehr Imagepflege als inhaltliche Orientierung. Allgemeine Aussagen, die nahezu jeder in Schlangen sagen muss, wenn man sich um ein solches Amt bewirbt. Das ist für eine „Hauspost“ der CDU Schlangen und den Verwendungszweck im Wahlkampf typisch und vertretbar. Für uns birgt das allerdings erneut keine wirklichen Inhalte und Entscheidungsfaktoren. Außer „nett“, vielleicht.

Für uns Bürger*innen heißt das, genau hinzuschauen und nachzufragen, wo die harten Fakten bleiben.

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