“Wir machen ja was, aber das bekommt halt niemand mit”, sagte mir letztens jemand Kommunalpolitisch Engagiertes, und ich entgegnete: “Das mag daran liegen, dass ihr es keinem sagt, denn die Leute können Euch ja schlecht über die Schulter schauen, wenn sie es nicht wissen”.
Also kurzum, ein paar Ideen:
- Wenn Ihr eine Fraktionssitzung habt, kündigt es an und sprecht darüber. Sagt, wenn etwas Wichtiges oder Interessantes ansteht, was die Menschen in der Gemeinde interessieren könnte. Womit Ihr Euch aktuell beschäftigt. Warum es wichtig für uns sein könnte. Welche Informationen Euch dazu vorliegen, oder wie Eure Meinung dazu ist. Warum ihr das intern diskutiert, anders seht als andere oder warum es nach Eurer Interpretation besser laufen könnte und wie.
- Wenn Ihr an Ausschusssitzungen teilnehmt, sagt uns, wer und warum genau diese Person. Zeigt uns auf, warum Ihr eine Meinung vertreten werdet und wie Ihr Euch auf die Themen vorbereitet, was Eure Gruppierung davon hält, und erläutert uns, warum. Erzählt uns zeitnah über das, was dabei herausgekommen ist (wenn Ihr dürft), nehmt und bezieht Stellung dazu. Gebt Einblicke in die Entwicklung aus Eurer Perspektive.
- Nehmt Positionen ein und erklärt sie. Wenn in den lokalen Medien etwas zu Schlangen berichtet wird, nehmt Eure Position dazu ein und erläutert sie. Macht uns klar, warum ihr diese Positionen innehabt und warum Ihr denkt, dass es für Schlangen und die Bewohnenden aus der Sicht besser/schöner/zukunftssicherer ist.
- Wenn jemand von Euch etwas (politisch Relevantes) von sich gegeben hat: Erwähnt es und erreicht uns mit der Information ebenfalls.
- Wenn Ihr gemeinsam etwas unternehmt: Sagt es und zeigt uns damit, dass Ihr auch als Gruppe funktioniert. Ne, muss nicht jedes Bierchen sein, aber wenn es um den politischen Einsatz geht, ist es vielleicht auch für uns interessant.
- Wenn Ihr an öffentlichen Events teilnehmt, zeigt Euch und gebt Euch zu erkennen. Signalisiert die Gesprächsbereitschaft im öffentlichen Raum und gebt Gelegenheit, mit Euch zu plaudern. Analog, wie digital.
Und noch ein paar Dinge nebenbei:
Lasst die Menschen endlich frei abstimmen
Wenn Menschen Euch hier vor Ort wählen, dann hat das in den meisten Fällen etwas Persönliches. Der Name, das Gesicht, die Vorgeschichte, das ehrenamtliche Engagement (“Die kenne ich”, “den mag ich”, “den mag ich nicht”, “Die ist so engagiert”, etc.) machen den größten Teil Eurer Stimmen aus. Erst danach kommt Eure Parteizugehörigkeit in beide Richtungen. Für manche ein Pro- für andere ein Contra-Argument für die Stimme für Euch. Handelt doch bitte auch endlich danach und stellt Eure persönliche Meinung und Eure persönliche Stimme ENDLICH über das parteipolitische im Rat. Wenn ein Vorschlag gut ist, stimmt persönlich ab und seid nicht einfach nur dagegen, weil die Fraktion es für richtig hält. Das ist schlicht bescheuert und albernes Möchtegern-Macht-Gehabe.
Diskutiert, streitet, aber zofft Euch nicht
Politik benötigt Vertrauen. Vertrauen, was viele in der Gemeinschaft nicht (mehr) haben. Da hilft es wenig, wenn man sich in parteipolitischem Geplänkel verzettelt und aus purer Nachplapperei alles in Ablehnung stellt. Unter den demokratischen Parteien und Gruppierungen, denen, die die Verfassung mittragen, darf das nicht so sein. Hier kann man sich inhaltlich streiten, anderer Meinung sein, anders abstimmen und andere Werte vertreten. Alles, was darüber hinausgeht, ist albern. Was man an den Faschos gut sehen kann.
Prüft, was andere sagen und schreiben
Es gibt kaum größere Unannehmlichkeiten, als auf falsche Informationen hereinzufallen und diese auch noch zu teilen. Passiert aktuell in Schlangen recht häufig, wenn man den Gesprächen an diversen Schlänger Tresen so folgt. Aber nicht nur dort. Wenn man sich so anschaut, was diverse Protagonisten in der Schlänger Kommunalpolitik für Geschichten und Postings teilen, wird einem schon mal schwindelig. Da werden Sachen behauptet (ohne Beleg), Zahlen in den Raum geworfen (ohne Beleg) und Geschichten erzählt, die sich in 30 Sekunden Recherche widerlegen lassen. Auf die Frage nach Quellen oder Belegen, wird man auf typische rechtspopulistische, schon trumpeske Art abgewertet. Läuft. Macht es einfach anders.
Ehrliche Politik benötigt aufrichtige und wahrhafte Informationen. Keine Hirngespinste, Führerfantasien und Viertelwahrheiten. Vor allem und gerade in den Anfängen. Wo geht es noch mehr in der Basis, als in der kleinsten Instanz vor Ort?
Denkt im Jahr 2026 (ja, ein Jahr weiter) und verlasst endlich die 90er Jahre
Der Lokaljournalismus im klassischen Print ist tot. Ihr erreicht hier nur noch eine klitzekleine Zielgruppe. Ebenso in den „kostenlosen“ Werbepostillen, in denen die Nachrichten und Berichte die Halbwertzeit um das mindestens 28-fache überschreiten. Müsst ihr die ignorieren? Nein, aber weniger priorisieren. Die Welt dreht sich schneller als im Monatstakt, und aktuell sind wir nur in der Lage, Aktualität digital abzubilden. Füttert Eure Webseiten für die, die hier schauen. Für die, die suchen, und für die, die Ihr aus anderen Medien zu langen Informationen leiten wollt. Nutzt die sozialen Medien und baut Euch hier eine Reichweite unter den Interessierten auf. Setzt für noch interessiertere Gruppen Bindungskommunikation per Gruppen und Verteilern auf (E-Mail, WhatsApp-Kanal, Communites etc.). Ja, ich weiß, ist alles Arbeit, aber eine, die sich mehr lohnt, als alle paar Jahre mal für sechs Wochen unstrategisch in der Welt rumzuposten und sich auf den Stand vor dem REWE allein zu konzentrieren. Seid aktiv. Postet regelmäßig. Baut Verbindungen auf. Geht in die Interaktion. Agiert zeitnah.
Das Wichtigste zum Schluss: Positioniert Euch verdammt noch mal gegen fucking Nazis.
Dass Ihr stellenweise extreme Ansichten habt: nicht clever, aber geschenkt.
Dass sich das bei dem ein oder anderen nur im regelmäßigen Vollsuff zeigt: nicht clever, aber geschenkt.
Dass Ihr auf populistische Kackscheiße mit Viertelwahrheiten hereinfallt: nicht clever, aber geschenkt.
Alles Dinge, über die man geteilter Meinung sein kann und tatsächlich auch alles, was man geraderücken kann (wenn man im Laufe der Zeit anders darüber denken sollte).
Aber wenn Ihr Euch nicht gegen alberne Faschos stellt, seid Ihr keine Vertretenden für die Gesamtheit unserer Gemeinde. Dann seid Ihr nicht ernst zu nehmende Steigbügelhalter, Begleiter, Wingmen und kollaborierende Arschnasen und solltet nichts anderes tun, als Euer Amt zurückzugeben und es Menschen zu überlassen, die unvoreingenommen für alle Menschen eintreten wollen.