Segeltour #2: Die Eye of the Wind – Scrabster und auf zum Loch Eriboll7 Min. Lesezeit (ca.)

Auf und am Wasser habe ich mich schon immer wohlgefühlt, aber zu mehr als kurzen Ausfahrten, Hafenrundfahrten oder Fähren hat es irgendwie nie gereicht … und … ich war noch nie segeln und wahrscheinlich wäre ich auch nie zu einer Segelreise aufgebrochen … und dann kam die Eye of the Wind durch Zufall vorbei. Mehr als 100 Jahre alt, ein Traditionssegler und einen Charme von alter Zeit.

Die „Eye of the Wind“

HINWEIS: weitere Bilder sind unten am Beitrag

Gebaut im Jahr 1911, als „Friederich“ vom Stapel gelassen und später und weiteren Namen auf den Weltmeeren unterwegs hat die Eye of the Wind wirklich Geschichte … was man sich nicht zuletzt dadurch vor Augen führen kann, dass im gleichen Jahr auch die Titanic vom Stapel gelassen wurde. In der Zeit ist viel passiert. Nicht nur in der Welt, natürlich auch mit dem Schiff. Unter diversen Flaggen, unterschiedlichen Eignern und abwechslungsreichen Nutzungen war das Schiff Frachter, Jacht, ZuHause und heute das was es ist: Ein Segelschiff das für Charter, Trainings und solchen Touren wie jetzt zur Verfügung steht und gebucht werden kann. Auf vielen Routen rund um die Welt. Mit immer wieder wechselnden Zielen, Häfen und Ankerplätzen.

Mein erster Eindruck als ich das Schiff im Internet sah: Wow – das wird cool, aber wo ist Jack Sparrow? Sorry, Captain Jack Sparrow? Ein ähnliches Bild hatte ich im Kopf, als ich die Eye dann am Pier in Kirkwall auf den Orkneys live vor mir sah. Gute 40m lang, Platz für 16 Passagiere und 10 Crew-Mitglieder ist die Eye of the Wind größer als ich es mir durch das Lesen vorstellen konnte. Die Ausstattung ist charmant. Plätze draussen mit bequemen Sitzpolster auf dem Deck in Nähe des Ruders und in der Mitte des Schiffes laden zum chillen ein, der gemütliche Salon unter Deck bietet Möglichkeit zum DVD schauen oder lesen. Die Kabinen sind zwar für mich gewöhnungsbedürftig, aber dennoch recht geräumig. Das Bett ist lang genug, selbst für nen langen Kerl wie mich und die Matratze bequem. Bad und Dusche prima. Ich fühle mich wohl, wirklich.

Der Salon unter Deck

Als wir gestern von Kirkwall in Richtung des schottischen Festlandes aufbrechen ist wenig Wind. Zu wenig um zu segeln, aber das wird in den nächsten Tagen sicher anders. Also fahren wir gemütlich an diversen Inseln vorbei, passieren die Nordspitze Schottlands und ankern schließlich in Scrabster, einem kleinen Ort mit niedlichem, funktionalem Hafen. Während der Einfahrt findet gerade ein Übungsleiter der örtlichen Seerettung statt. Publikum hat sich am Pier zusammengefunden und schauen zu, wie schnell und sicher ein Verunglückter aus der Notlage gerettet wird. Schön zu sehen, wie schnell und routiniert die Einsatzkräfte anpacken.

Wir ankern um 14:00 Uhr Ortszeit und ich gehe ein wenig an Land. Spaziere über die Hügel oberhalb der Bucht, schaue mit den alten Leuchtturm an und lasse mich nach einer Weile einfach an der Steilküste in die Heide fallen und genieße die Aussicht, die Natur, die Ruhe. Es tut gut. Abschalten, Kopf ausschalten, Sorgen loslassen. Es klappt.

Da in dem Örtchen nicht ganz so viel los ist und mir zu warm wird, ist das Schiff erneute Anlaufstation für mich. Kaffee, kurze Hose und raus aufs Deck. Hier schreibe ich, lese und sortiere ein paar Bilder und Videos (denke, ich mache in den nächsten Tagen mal einen Zusammenschnitt). DAs Abendessen im 19:00 Uhr an Bord ist spitze (die anderen Mahlzeiten bisher natürlich auch). Es gibt einen Fish-Pie mit Kohl und Erbsen. Sehr cool, was man selbst in der kleinsten Küche für die insgesamt 20 Menschen an Bord zaubern kann. Mittags gab es eine Suppe (Süßkartoffel mit Kokos) mit frisch gebackenen Brötchen. Herrlich.

Der Abend ist nicht sehr lang. Wir sitzen in ner Gruppe zusammen draußen, diskutieren über Gott und die Welt, aber irgendwann wird es dann doch zu frisch für kurze Hose und T-Shirt. Ich verziehe mich ins Bett und schlafe recht anständig. So endet für mich der erste richtige Tag auf einem Segelschiff und ich bin schwer begeistert.

Mit den ersten Sonnenstrahlen stehe ich auf, schnappe mir nach einem kurzen Besuch im Bad mein Zeug und kapere das Deck. Noch ist keine Bewegung an Bord und ich bin alleine. Leichter Nebel liegt über über der Bucht, aber die Sonne zeigt sich bereits und der Himmel klart schnell auf. In dieser Ruhe und Atmosphäre sitze ich vor meinem Rechner, arbeite ein bisschen und freue mich auf das Frühstück um 08:00 Uhr … noch mehr auf den frischen Kaffee, der wenig später seinen Weg in meine Tasse findet und auch das Schiff beginnt langsam zu leben.

Der alte Mann und das Meer …

Das heutige Ziel ist Loch Eriboll… die See ist ruhig, der Wind leider auch und so genieße ich die ruhige Überfahrt an Deck, in der Sonne und mit einem stundenlangen Blick auf das Meer. Es ist einfach nur ruhig, schön, entspannend und der Kopf ist so frei wie selten zu vor. Noch rund eine Stunde bis der Anker fällt und wir den Nachmittag genießen…

Die Zeit geht schnell vorbei auf der Eye of the Wind…

Macht es Euch schön … ich habe es hier genau so.

Bilder (Auszug)

Veröffentlicht von

Thorsten Ising

Thorsten. Geboren 1972. Vater von zwei Töchtern und hier privat unterwegs. Ich brauche einen Platz für meine Gedanken, meine Beobachtungen, meine Anmerkungen. Dieser ist hier.

2 Gedanken zu „Segeltour #2: Die Eye of the Wind – Scrabster und auf zum Loch Eriboll7 Min. Lesezeit (ca.)

  1. Hallo Thorsten,
    sehr schöne Eindrücke von deinem Törn mit der Eye of Wind.
    Ich habe mit dem Schiff schon die dritte Reise unternommen, einfach herrlich und man fühlt sich frei von allen sonstigen Dingen wenn man dabei ist. Dieses Jahr hatte ich den Törn rund um Fühnen gebucht, das war auch eine sehr schöne Reise, ein schönes Schiff und eine tolle Crew, wenn man in der Zeit ein Teil davon ist.

    Gruß Wilfried

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