Segeltour #2: Die Eye of the Wind – Scrabster und auf zum Loch Eriboll7 Min. Lesezeit (ca.)

Auf und am Wasser habe ich mich schon immer wohlgefühlt, aber zu mehr als kurzen Ausfahrten, Hafenrundfahrten oder Fähren hat es irgendwie nie gereicht … und … ich war noch nie segeln und wahrscheinlich wäre ich auch nie zu einer Segelreise aufgebrochen … und dann kam die Eye of the Wind durch Zufall vorbei. Mehr als 100 Jahre alt, ein Traditionssegler und einen Charme von alter Zeit.

Die „Eye of the Wind“

HINWEIS: weitere Bilder sind unten am Beitrag

Gebaut im Jahr 1911, als „Friederich“ vom Stapel gelassen und später und weiteren Namen auf den Weltmeeren unterwegs hat die Eye of the Wind wirklich Geschichte … was man sich nicht zuletzt dadurch vor Augen führen kann, dass im gleichen Jahr auch die Titanic vom Stapel gelassen wurde. In der Zeit ist viel passiert. Nicht nur in der Welt, natürlich auch mit dem Schiff. Unter diversen Flaggen, unterschiedlichen Eignern und abwechslungsreichen Nutzungen war das Schiff Frachter, Jacht, ZuHause und heute das was es ist: Ein Segelschiff das für Charter, Trainings und solchen Touren wie jetzt zur Verfügung steht und gebucht werden kann. Auf vielen Routen rund um die Welt. Mit immer wieder wechselnden Zielen, Häfen und Ankerplätzen.

Mein erster Eindruck als ich das Schiff im Internet sah: Wow – das wird cool, aber wo ist Jack Sparrow? Sorry, Captain Jack Sparrow? Ein ähnliches Bild hatte ich im Kopf, als ich die Eye dann am Pier in Kirkwall auf den Orkneys live vor mir sah. Gute 40m lang, Platz für 16 Passagiere und 10 Crew-Mitglieder ist die Eye of the Wind größer als ich es mir durch das Lesen vorstellen konnte. Die Ausstattung ist charmant. Plätze draussen mit bequemen Sitzpolster auf dem Deck in Nähe des Ruders und in der Mitte des Schiffes laden zum chillen ein, der gemütliche Salon unter Deck bietet Möglichkeit zum DVD schauen oder lesen. Die Kabinen sind zwar für mich gewöhnungsbedürftig, aber dennoch recht geräumig. Das Bett ist lang genug, selbst für nen langen Kerl wie mich und die Matratze bequem. Bad und Dusche prima. Ich fühle mich wohl, wirklich.

Der Salon unter Deck

Als wir gestern von Kirkwall in Richtung des schottischen Festlandes aufbrechen ist wenig Wind. Zu wenig um zu segeln, aber das wird in den nächsten Tagen sicher anders. Also fahren wir gemütlich an diversen Inseln vorbei, passieren die Nordspitze Schottlands und ankern schließlich in Scrabster, einem kleinen Ort mit niedlichem, funktionalem Hafen. Während der Einfahrt findet gerade ein Übungsleiter der örtlichen Seerettung statt. Publikum hat sich am Pier zusammengefunden und schauen zu, wie schnell und sicher ein Verunglückter aus der Notlage gerettet wird. Schön zu sehen, wie schnell und routiniert die Einsatzkräfte anpacken.

Wir ankern um 14:00 Uhr Ortszeit und ich gehe ein wenig an Land. Spaziere über die Hügel oberhalb der Bucht, schaue mit den alten Leuchtturm an und lasse mich nach einer Weile einfach an der Steilküste in die Heide fallen und genieße die Aussicht, die Natur, die Ruhe. Es tut gut. Abschalten, Kopf ausschalten, Sorgen loslassen. Es klappt.

Da in dem Örtchen nicht ganz so viel los ist und mir zu warm wird, ist das Schiff erneute Anlaufstation für mich. Kaffee, kurze Hose und raus aufs Deck. Hier schreibe ich, lese und sortiere ein paar Bilder und Videos (denke, ich mache in den nächsten Tagen mal einen Zusammenschnitt). DAs Abendessen im 19:00 Uhr an Bord ist spitze (die anderen Mahlzeiten bisher natürlich auch). Es gibt einen Fish-Pie mit Kohl und Erbsen. Sehr cool, was man selbst in der kleinsten Küche für die insgesamt 20 Menschen an Bord zaubern kann. Mittags gab es eine Suppe (Süßkartoffel mit Kokos) mit frisch gebackenen Brötchen. Herrlich.

Der Abend ist nicht sehr lang. Wir sitzen in ner Gruppe zusammen draußen, diskutieren über Gott und die Welt, aber irgendwann wird es dann doch zu frisch für kurze Hose und T-Shirt. Ich verziehe mich ins Bett und schlafe recht anständig. So endet für mich der erste richtige Tag auf einem Segelschiff und ich bin schwer begeistert.

Mit den ersten Sonnenstrahlen stehe ich auf, schnappe mir nach einem kurzen Besuch im Bad mein Zeug und kapere das Deck. Noch ist keine Bewegung an Bord und ich bin alleine. Leichter Nebel liegt über über der Bucht, aber die Sonne zeigt sich bereits und der Himmel klart schnell auf. In dieser Ruhe und Atmosphäre sitze ich vor meinem Rechner, arbeite ein bisschen und freue mich auf das Frühstück um 08:00 Uhr … noch mehr auf den frischen Kaffee, der wenig später seinen Weg in meine Tasse findet und auch das Schiff beginnt langsam zu leben.

Der alte Mann und das Meer …

Das heutige Ziel ist Loch Eriboll… die See ist ruhig, der Wind leider auch und so genieße ich die ruhige Überfahrt an Deck, in der Sonne und mit einem stundenlangen Blick auf das Meer. Es ist einfach nur ruhig, schön, entspannend und der Kopf ist so frei wie selten zu vor. Noch rund eine Stunde bis der Anker fällt und wir den Nachmittag genießen…

Die Zeit geht schnell vorbei auf der Eye of the Wind…

Macht es Euch schön … ich habe es hier genau so.

Bilder (Auszug)

Segeltour #1: Glasgow – Kirkwall und das Meer9 Min. Lesezeit (ca.)

Weißt Du, was ich an Schottland ebenfalls mal so richtig, richtig gut finde? Technik. Freies WLAN. Fast überall. Egal ob in der Tram, an den Flughäfen, in den (meisten) Bussen … Steckdosen, USB-Ladestecker (auch in den öffentlichen Bussen), zum Teil sogar Induktionsladepunkte in den Bussen (wie heute morgen im Airport Express von Glasgow zurück an den Flughafen). Dagegen ist Deutschland zum Großteil digitale Diaspora.

HINWEIS: Bilder zu heute gibt es unten – ein Audio gibt es heute nicht.

Sei es drum. Ich sitze also mal wieder am Flughafen in Glasgow. Habe mein Gepäck bereits abgegeben (yeah, Schnell-Gepäck-Abgabe … danke, @Loganair), trinke meinen Kaffee bei Starbucks (heute heiße ich dann wohl mal „Stan“) und warte auf meinen Flug nach Kirkwall.

Der Morgen in Glasgow nach der Nacht war ruhig. Bin ein wenig durch Glasgow gelaufen, hier und da einen Kaffee getrunken und mich einfach durch die Stadt treiben lassen. Fotos habe ich so gut wie keins gemacht, irgendwie war mir danach, mein Handy einfach mal in der Tasche zu lassen.

Es macht (mich) immer nachdenklich, wenn ich durch Straßen laufe, gibt mir aber eben auch die Gelegenheit genau dies zu tun. Doof nur, wenn man in vielen Sachen, Dingen oder gar Bussen, Erinnerungen sieht, die man eigentlich los lassen muss. Naja, ich arbeite dran und irgendwann habe ich auch das gelöscht. Hilft ja nichts, es gibt keinen Weg zurück. Schicksal wird nicht von allein erfüllt, jeder arbeitet dafür oder dagegen, auch wenn es Menschen gibt, die das wohl nie verstehen werden.

Hier in Glasgow ist die Obdachlosigkeit ähnlich präsent wie in Edinburgh (oder vielen anderen großen Städten) und ich wurde diverse Male auf ein paar Münzen angesprochen. Bei den meisten habe ich ein paar Münzen gegeben, einem brachte ich einen Kaffee und ein Sandwich. Ich fand, er könne genau das mehr gebrauchen als ein paar Cent und er war davon sichtlich mehr beglückt. Karmapunkte für heute verdient.

Der Flug von Glasgow nach Kirkwall ist pünktlich und nur mit 10 Passagieren besetzt. Die kleine Propeller-Maschine nur gut ein Drittel belegt und so habe ich die komplette Rückbank für mich alleine. Reichlich Beinfreiheit für den langen Kerl. Knapp eine Stunde dauert der Flug und wieder begeistert mich Loganair. Service, Snack, Getränk und alles was dazu gehört. Auf dem Flughafen kn Kirkwall (Himmel, ist der niedlich) geht es genauso weiter. Als ich aus dem Flugzeug raus bin und die 100m bis zur Abfertigungshalle gehe, ist das Gepäck schon auf dem Weg zum Band. Die Halle selbst erinnert mich eher an ein gemütliches Kaffee. Wirklich nett.

Ich nutze den Airport Shuttle Bus hinein nach Kirkwall und eine Viertelstunde später stehe ich am Hafen. Dort, wo ich noch vor zwei Wochen stand und freue mich sehr, dass ich wieder die Gelegenheit habe. Die nächsten Stunden verbringe ich kn Kirkwall, bringe vorher schon mein Gepäck auf die Eye of the Wind und laufe dann durch den kleinen Hafenort. Da ich es das letzte Mal nicht geschafft hatte, schaue ich mir das Kirkwall Museum kurz an, gehe erneut in die St. Magnus Cathedral und erkunde die kleinen Shops. Während ich einen Kaffee genieße, schreibe ich die ersten Postkarten und freue mir ein Loch in den Bauch ob der netten Nachrichten aus der Heimat, vielen, lieben, Dank!

Der CheckIn auf dem Schiff ist auf 19:00 Uhr Ortszeit angesetzt, also wandere ich gemütlich gegen 18:30 Uhr zum Anlegeplatz. Die persönliche Begrüßung ist nett und ich fühle mich sofort willkommen. Die Anderen Passagiere trudeln nach und nach ein, die Crew steht parat und hilft sofort beim Einstieg auf das Schiff. Nach der kleinen Begrüßung zeigt der 1. Offizier jedem einzeln das Schiff und die wichtigsten Dinge für heute Abend und das Überleben der ersten Nacht.

Als wir damit fertig sind und die Kabinen bezogen haben, klingelt die Glocke zum offiziellen Empfang durch Pit, den Kapitän. Eine kurze Ansprache, eine Vorstellungsrunde, ein kleines Abendessen, nette Gespräche und ´nen Begrüßungsdrink. Ein toller Einstieg, wirklich.

Die Nacht war kurz, so richtig gut geschlafen habe ich nicht. Die Enge einer Schiffskabine ist dann doch ein wenig gewöhnungsbedürftig für mich, aber es geht. 5:30 Uhr stehe ich auf und wir verlassen um 06:00 Uhr den Hafen von Kirkwall bei einer wahnsinnig schönen Atmosphäere. Die folgenden Stunden auf dem Meer sind der Wahnsinn … ruhige See, kein flaues Gefühl im Magen, leckeres Frühstück und einfach nur eine traumhafte Ruhe. Die Wellen sind sanft, die Sonne kommt immer mehr heraus, Delfine begleiten uns immer mal wieder ein Stück und so genieße ich den Tag.

Jetzt gleich ankern wir … und ich freue mich sehr dabei zu sein. Was ein toller erster Tag.

Bilder der ersten beiden Tage (Auszug)

Macht es Euch schön … ich habe es hier genau so.

Tschüss .. ich geh segeln2 Min. Lesezeit (ca.)

Ich bin dann mal wieder weg. Fast zumindest. Naja, eigentlich nur mal wieder unterwegs. Seit gestern Nachmittag bin ich mal wieder in Schottland. Im Moment in Glasgow um genau zu sein.

Nachdem ich gestern morgen meine Klamotten gepackt hatte, ging es los nach Düsseldorf und mit der Fluggesellschaft Loganair weiter nach Glasgow. Nur für eine Nacht, heute Mittag fliege ich weiter nach Kirkwall auf die Orkney Inseln… aber ebenfalls nur als Zwischenstation.

Der Flug mit Loganair war super und das ganze Handling schlicht perfekt. Vom Checkin über die Gepäckabgabe, Flug, Service, Freundlichkeit und Snack an Bord. Prima. Genauso nach dem Flug. Die kleine Maschine (maximal 49 Passagiere und nur zu zwei Dritteln besetzt) war schnell am Gate, flott ausgestiegen und die Einreisekontrolle ohne Wartezeit … und siehe da: an der Gepäckausgabe lag das Gepäck bereits auf dem Band und drehte seine Runden. Nicht eine Minute warten. So und nicht anders liebe Eurowings geht das zur Kundenzufriedenheit. Großartig, Loganair.

Mit dem Airport Express Bus vom Flughafen nach Glasgow hinein – als Einzelfahrt für acht Pfund und nur eine kurze Fahrt, trotz des Freitagsverkehrs. Übernachtet habe ich heute im Motel One Glasgow. Nett, wie immer im Motel One. Geschlafen habe ich nicht so wirklich viel, aber gemütlich war’s und das Frühstück war ok.

Heute Mittag geht es also weiter … ein weiterer Flug. Zurück auf die Orkneys und ein wenig Zeit in Kirkwall.

Im Hafen von Kirkwall liegt die Eye of the Wind. Ein mehr als hundert Jahre alter Großsegler, auf dem ich heute Abend einchecken werde. Meine Heimat für acht Nächte. Segeln. In Schottland. Ein weiteres Abenteuer also.

Ich begleite die Tour so gut es geht wieder mit Beiträgen und auch als Audio… so gut es geht, weil ich natürlich noch nicht so genau weiß, wie gut die Internetverfügbarkeit an den jeweiligen Ankerplätzen sein wird.

Macht es Euch schön … ich werde es tun.

Drauflos geplaudert #10 – Danke und Gelerntes

Die letzten Jahre waren nicht gerade einfach für mich. In vielerlei Hinsicht und ich habe daraus unheimlich viel gelernt. Unteranderem, dass ich mir Pausen einräumen muss um meinen Kopf frei zu bekommen, oder zumindest stückweise freier. Die vergangenen Jahre und die Erlebnisse, die Enttäuschungen und Hindernisse lassen oftmals ein Gedankenkarussell in Dauerschleife fahren. Inklusive der der Ansage „Die nächste Fahrt geht rückwärts“. Reisen im Allgemeinen, im beruflichen Kontext, aber gerade die Schottland-Touren der letzten Jahre helfen mir extrem dabei. Es ist eine Art temporären Ausbrechens. Zur Ruhe kommen. Aus dem Alltag aussteigen. Neue Sachen sehen, lernen, ablenken. 

Die letzte Tour auf die Orkneys und den hohen Norden Schottlands hat mich wieder ein Stück weiter gebracht und ich bin sehr dankbar dafür.

Dankbar natürlich für die unheimlich schönen Eindrücke und die Natur Schottlands, die Erfahrungen der Momente, die Ruhe und das, was ich dort alles Neues lernen durfte. Die Kultur, Geschichte und vor allem die Hingabe, mit der hier alles erhalten und wiederentdeckt wird ist etwas, wo von ich gar nicht genug bekommen kann.

Auf die Frage „Kannst Du Dir vorstellen, eines Tages nicht mehr zurück zu fliegen“ kann ich nur sagen: Das wird die Zeit zeigen. Aber, tatsächlich beschäftige ich mich mit dem Gedanken. Recht konkret sogar. Mal schauen, was die Zeit so mit mir macht und was in der näheren Zukunft so auf mich zu kommt. Einige Jahre kann ich sowieso noch nicht weg. Versprechen … und an die halte ich mich.

Aber: Ich bin auch Menschen und Unternehmen sehr dankbar für das, was ich in Schottland erleben darf und durfte. In aller erster Linie und ganz Vorne in der Reihe steht Wilfried. Wilfried Klöpping aká der Schottland Berater. Wilfried stand und steht mir bei allen Planungen und der Organisation immer mit allem was er hat zur Verfügung. Organisiert Tickets, wenn es keine mehr gibt. Strukturiert meine Wünsche und Vorstellungen und stellt sein Netzwerk zur Verfügung. Danke Dir, Wilfried. Es ist großartig, einen solchen Partner an seiner Seite zu wissen.

Rabbie‘s. Ich liebe die Touren mit dieser (für mich) einzigartigen Firma für Touren in Schottland, Irland und England (und bald auch in anderen Ländern wie Spanien, Frankreich und Portugal). Wie der Claim „Go beyond the guidebooks“ unter dem Logo verspricht, ist es auch. Die kleinen – maximal 16 Personen fassenden – Busse ermöglichen genau das. Neben den Standard-Orten die man mit Reisebussen in Schottland erreichen kann, fährt rabbie‘s auch die engsten Single-Roads und führt Dich zu den Plätzen, die für die großen Busse unerreichbar sind. Die Guides sind trainiert, eloquent, brillante Geschichtenerzähler und unglaublich Fakten- und Geschichtssicher. Bei jeder Tour die ich bislang mitmachen durfte hatten wir charmante, sympathische Guides, die noch dazu flexibel auf die Wünsche und Möglichkeiten der Gruppe eingegangen sind. Großartig, wirklich. Das habe ich noch nirgendwo anders so erlebt. Vielen Dank, rabbie‘s. Ihr macht einen tollen Job und ich fühle mich immer wie zu Hause bei Euch an Bord.

Das Konzept B&B. In meinem normalen Alltag verbringe ich viel Zeit in Hotels. Tollen Hotels zum Teil. Immer wieder schön. Dennoch liebe ich das Konzept von B&B Unterkünften um ein deutliches mehr. Das Persönliche, der schnelle Kontakt zu den Gastgebern, die besseren und manchmal eher „geheimen“ Tipps, das liebevolle Frühstück und die meist nett eingerichteten Zimmer. Es gefällt mir, nicht irgendein anonymer Gast mit einer Zimmernummer zu sein. Auf der letzten Reise besonders hervorzuheben, das Hildeval B&B in Kirkwall (das beste Full Scottish Breakfast das ich je gegessen habe) und das Rosslyn Cottage B&B in Ullapool. So charmante Gastgeber und so viel liebevolle Gastfreundlichkeit, vielen lieben Dank.

Der Gastfreundschaft in Schottland. Ich kenne viele Orte in verschiedenen Ländern und oft bin ich auf wirklich tolle Gastfreundschaft gestoßen. So umfassend wie hier allerdings nirgendwo. Egal wo, wann oder zu welcher Gelegenheit treffe ich hier nur freundliche und gastfreundliche Menschen. Ob es der Taxifahrer ist, der seinen Preis nicht zur Gänze haben möchte, weil wir gerade kein Kleingeld parat hatten … das Personal vor und in der Tram, der Busfahrer der mich mal einfach so mitnahm, weil ich nicht so schnell an mein Geld kam, die Hosts in den Bed & Breakfast Unterkünften, Tourguides, Shopangestellte … Hammer. Ehrlich. Nirgendwo anders so erlebt. Danke, Gastfreundliches Schottland.

Neues gelernt habe ich dazu ebenfalls eine Menge. Über Geschichte, die Natur, Schottland an sich, Kultur, Essen, Trinken und viele, kleine neue Stories. So ist die einzige richtige Antwort in Zukunft für mich, wenn mich jemand die typische Frage „How are your doing?“ stellt nicht mehr „Fine“ oder die sonst erwartete Antwort, sondern: „Living a Dream“… zumindest, wenn ich mich in Schottland befinde…. 

… und auch das Bild bekomme ich nicht mehr aus dem Kopf: Die Frage nach dem Wappentier Schottlands … Dem Einhorn. Warum das Einhorn? Nun, Seanas Theorie nach ist die Wahl klar: Weil es eines der wenigen Tiere ist das Löwen töten kann… und drei Löwen wollte Schottland schon immer besiegen… Das Bild was ich aber wohl nie mehr vergesse: Was, wenn die Legende der Einhörner tatsächlich war ist … es sie früher gab? Und es schlicht nur behaarte Nashörner waren? Hey, mal ernsthaft … das ist so naheliegend, dass es mir einen innerlichen Lachanfall nach dem Nächsten verschaffte. Lang leben Einhörner. Behaarte, pummelige, Nashörner. Ein ganz neues Bild. Ich feiere Seana.

Aber: ich habe auch für mich persönlich viel gelernt. Durch die Ruhe und dem Ausbrechen aus dem Alltag sind mir weitere Fragen beantwortet worden. Ich komme tatsächlich langsam zur Ruhe. Nach dem Disneyland Kurz-Tripp war für mich schon vieles viel klarer. Bis dahin hatte ich zu den Erlebnissen in der Vergangenheit immer wieder das Problem in meinem Umgang mit diversen Dingen gesucht und erst durch einen Dialog während des Trips erkannt, dass dem nicht wirklich oder allein so ist. Ich nicht das Problem bin, sondern ein paar Menschen in ihrem so tiefsitzende Probleme haben, dass sie einfach nicht anders handeln können. Traurig, aber für mich eine sehr befreiende Sache, auch wenn sie nicht weniger schmerzhaft ist. In der Zeit in Schottland wiederum habe ich weiter erkannt: Menschen verändern sich und ihr Verhalten nur dann, wenn ihnen selbst bewusst wird, was sie tun – selten durch äußeren Einfluss. Das ist zwar etwas, was ich mir schon immer so vorgestellt habe, aber nie wirklich verstanden habe, da ich hier für mich anders ticke. 

So hat mir Schottland auch bei dieser Reise einiges beigebracht. Demut, Dankbarkeit, mich von einigem aus der Vergangenheit zu lösen, mich auf neues zu konzentrieren, offen für spannendes zu sein, keine Zeit mehr an Menschen zu verplempern die es nicht zu würdigen wissen, meine Ruhe und Stärken in mir selbst wieder zu finden und viel, viel mehr. 

Danke, für so viel mehr, als ich es sagen kann.

Macht es Euch schön

Thorsten

Drauflos geplaudert #9 – die letzten Tage in Schottland

… letzter Tag. Uff. 

Da sind wir schon wieder auf der Rückreise. Die Übernachtung in Ullapool war super, ich habe geschlafen wie ein Stein und gefrühstückt, wie ich es so gerne mache. Full Scottish. Großartig. Sehr zufrieden besteige ich den Bus.

Mit unseren kleinen Stopps beginnen wir nach einer Weile in Tarvies für nen Kaffee, um nicht weit davon zu den Rogie Falls zu gehen. Beeindruckende Wasserfälle, die nicht natürlich, sondern bei einem Unfall bei den Sprengarbeiten für eine der Wassersperren zur Energieversorgung entstanden sind. Über den rauschenden Fällen ist eine Hängebrücke gespannt und die Aussicht schlicht gewaltig. 

Danach geht es zu den Clava Cairns …Einer Sammlung von Hügelgräbern aus der Bronzezeit, umgeben von Steinkreisen. Mehr als 4000 Jahre alt, in einem kleinen Wald (der damals noch nicht da war, die Bäume wurden erst viel später gepflanzt). Denkt man sich mal die Menschen hier weg, wäre der Ort magisch. Mystisch ist er auch so. Bestätigt ist die Geschichte zwar nicht, aber dieser Ort soll der Autorin der Buchvorlage zur Serie „Outlander“ die Inspiration des Steinkreises gegeben haben, der im Buch eine wichtige Rolle einnimmt (will ja nicht spoilern).

Von den Hügelgräbern zu Massengräbern. Wir betreten das Culloden Battlefield – Schlachtfeld der Schlacht am 16.04.1746 der britischen Regierungstruppen gegen die aufständischen (schottischen) Jakobiten unter Führung von Bonnie Prince Charlie. 

Hier in Culloden bin ich erneut bedrückt. Das Schlachtfeld ist eigentlich nur ein ganz normales Stück Land. Wege, teilweise nur in die Wiese gemäht, sind angelegt und von zahlreichen Hinweisschildern begleitet. Auf der Wiese sind zwei Linien, nur wenige hundert Meter von einander getrennt, durch blaue und rote Fahnen gekennzeichnet. Die Farben stellen die sich gegenüber stehenden Truppen damals dar. Schotten bzw. Jakobiner und die Engländer. Jede einzelne Fahne wiederum markiert den Standort einer bestimmten Einheit. Clans. Namentlich und in der Anzahl beschrieben. Man kann sich vorstellen, wie sie damals hier standen. Wartend. Müde. Schwach. Voller Angst und dennoch bereit. Ich fühle mich erschlagen. Spätestens als ich den Weg über das erkannte und markierte Feld mit den Massengräbern der Schlacht gehe. 

Die Niederlage der Jakobiner hier bedeutete damals den Wendepunkt in der Geschichte Schottlands. Sie beendete nicht nur den letzten Versuch der Stuarts, ihren Anspruch auf den Thron durchzusetzen, sondern leitete zugleich den Untergang der traditionellen schottischen Kultur und der machtvollen Sonderposition der Clanchefs ein und besiegelte die Eingliederung des vordem selbstständigen Landes in ein englisch dominiertes Großbritannien.

Geht hier hin, wenn ihr mal hier seid. Das Besucherzentrum ist super und nur die Ausstellung kostet einen kleinen Beitrag. Lohnt sich in jedem Fall. Das Schlachtfeld selbst könnt ihr kostenlos besuchen. 

Die Fahrt zum Highland Folk Museum ist nach Culloden sehr ruhig. Auch im Bus. Das  Freilichtmuseum mit verschiedenen Häuser aus den unterschiedlichen Epochen zeigen das Leben in den Highlands. Inklusive traditioneller Kleidung, diverse Situationen durch Menschen dargestellt, bei der Hausarbeit singende Frauen (u.a. das Lied aus Outlander). Schafe, Hühner, Pferde, Hairy Coos … nett, wirklich und ein bisschen Zeit kann man sich hier auf jeden Fall nehmen.

Abschluss unserer Stopps ist Dunkeld am Fluss Tay … hier war ich schon ein paar Mal. Die beeindruckende Kathedrale hier in Dunkeld schenke ich mir heute und setze mich einfach eine Weile auf eine Bank direkt am vorbeifließenden Fluß. Die Ruhe hier ist enorm und meine Gedanken schweifen unweigerlich ab und ich stelle mir vor, wie es wohl früher hier gewesen sein muss. Ohne Autos, weniger Menschen. 

Spät am Abend erreichen wir Edinburgh erneut. Das Ende der Reise ist also nah und der letzte Abend steht an und zwangsläufig auch das Gefühl nach Hause zu müssen. Natürlich gibt es viele Dinge, die zu Hause auf mich warten und auf die ich mich freue, aber wehmütig macht der nahende Abschied schon. „Viel zu früh“ schießt es mir durch den Kopf, aber es hilft ja nichts. 

Ein schneller Schnack, ein letzter Whisky, eine Podcast-Aufnahme mit Susanne im Gespräch und dann beginnt die Nacht… die letzte Nacht für den Moment.

Den kurzen Schlaf später mache ich mir schon wieder Kaffee, dusche, packe meine sieben Sachen und dann wird ausgeheckt, Taxi gerufen und noch schnell einen geschäftlichen Termin erledigt. Die Fahrt zum Flughafen danach übernimmt die Tram.  

Ich bin ziemlich früh am Flughafen, eingecheckt habe ich bereits per Web und … na klar … ich muss natürlich trotzdem in die Check-In-Schlange zur Aufgabe des Gepäcks. Eurowings halt. Gefühlt die einzige Fluggesellschaft, die keine Schnell-Abgabe des Gepäcks ermöglichen. Sogar Loganair und Ryanair bieten den Service… liebe Eurowings, das Fehlen dieses Services macht einen WebCheck-In nicht wirklich attraktiv… Was soll’s. Verplempere ich halt noch mehr Zeit mit Warten und siehe da, 1,,5 Stunden später bin ich dann doch meinen Koffer los. Nicht das letzte Mal, dass ich Eurowings heute so richtig gerne hab,

Noch schnell einen Kaffee und ein Brötchen, dann trennen sich die Wege für uns. Danke Susanne für die Zeit, es war großartig mit Dir.

Sicherheitskontrolle ist schnell erledigt, wie immer. Die haben es hier einfach drauf und ich erschlage die restliche Zeit mit Arbeiten, Smalltalk und Kaffee. Nachdem sich das Boarding noch mal hin und her von Gate zu Gate verschiebt und das Bodenpersonal von Eurowings offensichtlich sehr viel Spaß mit Smalltalk untereinander hat und die zum Fluggast auszustrahlende Freundlichkeit nur dabei behindert, spart man sich letztere einfach mal vollständig. Sachen gibt´s.

Der Flug ist entspannt, die Crew freundlich und wir haben nur 20 Minuten Verspätung. „Kein Ding, bin ich am Boden halt ein bisschen flotter“ denke ich mir und will meinen Fahrer nicht warten lassen. Frank hat sich angeboten, mich wieder vom Flughafen abzuholen. Total nett und lieben Dank, mein Lieber. 

Tja … aber da hatte ich wohl die Rechnung erneut ohne Eurowings gemacht. Wie bereits letztes Jahr auf der Rückreise von Schottland, wie auf der Rückreise aus Barcelona und noch mal das Jahr davor … „Die Auslieferung des Gepäcks verzögert sich leider, da das von Ihrer Fluggesellschaft beauftragte Unternehmen nicht ausreichend Personal bereit gestellt hat“ … oder so ähnlich klingt es durch die Lautsprecher und alles was ich verstehe ist: Sorry Leute, Eurowings bekommt es mal wieder nicht gebacken ein Subunternehmen ausreichend zu bezahlen, dass das Gepäck pünktlich auf dem Band landet.

Geschlagene 85 Minuten später rollt das Band an … und ernsthaft: In der Zeit hätte meine Oma jeden einzelnen Koffer vom Flieger zum Band getragen. Danke, Eurowings. Hat wirklich exzellenten Spaß gemacht. In der Luft seid Ihr super, am Boden eine Katastrophe.

So endet die Tour, die Reise mit einer entspannten Rückfahrt und viel Quatscherei mit Frank. Silke ist mittlerweile operiert und Frank wird irgendwann in den nächsten Tagen in einem Gespräch seine Eindrücke von allem Erlebten mit uns teilen.

Ich freue mich drauf.

Macht es Euch schön

Thorsten