Tag 5 in Schottland – Ein Hauch von Rom, Far Flung Collective und endlich Whisky5 Min. Lesezeit (ca.)

Der Tag von Gestern wirkt nach. Ich habe (wieder mal) nicht viel geschlafen und die Gedanken ziehen Kreise. Da wir heute nicht viel Programm haben, starten wir nach dem Frühstück erst um 09.15 Uhr. Nicht viel Programm scheint auf den ersten Blick auch gut, denn: Heute regnet es wirklich … bzw. wir haben viel „liquid sunshine“… Nicht schlimm. Ich habe übrigens einen leichten Sonnenbrand. Habe ich gestern auf Iona gar nicht so bemerkt.

Wir starten… und da wir noch in Oban sind, fahren wir zuerst zu dem schwarzen Gebäude, welches Ihr auf manchen Fotos schon sehen konntet und das ein wenig an das Kolosseum in Rom erinnert.

Das Gebäude ist McCraig´s Tower. Im Inneren befindet sich heute eine Parkanlage, weder das eigentlich geplante „Kolosseum“ noch der Turm, der darin enstehen sollte, wurden jemals fertig gestellt. Was allerdings ziemlich perfekt ist, ist der Blick den man von hier hat und imposant ist das Gebäude ebenfalls. Mehr Infos bekommt man hier.

Eine der Insel die man von hier aus sehen kann (neben Mull) ist „Kerrera“ – hier starb der schottische König Alexander II.

Auf unserer Fahrt sind wir heute an diversen kleinen Burgen und Schlösser vorbei gekommen, ebenso an vielen Lochs. Alle habe ich mir nicht aufgeschrieben, aber es waren einige. Den ersten wirklichen Stopp haben wir am „Glencoe Lochan“ gemacht. Lochan ist die verniedlichte Form des Loch – also wenn wir einen See als Loch bezeichnen, ist Lochan dann eher ein Teich. Passte, wenn auch ein recht großer.

Im Regen ist der Glencoe Lochan ebenfalls ein wirklich romantisches Plätzchen. Wald, Idylle und überall kleine Möglichkeiten an denen man sich setzen und sich ausruhen kann. Drei Wanderwege führen unterschiedlich weit um den Teich herum und die kleine Route, die wir genommen haben, dauert rund 20 Minuten bei normaler Geh-Geschwindigkeit.

Hier in der Nähe (im Wald bei Glencoe) wurden übrigens auch Szenen für Harry Potter – der Gefangene von Askaban gedreht (Hagrids Hütte z.B.). Ein paar ausführliche Infos dazu gibt es hier: http://www.glencoescotland.com/about-glencoe/harry-potter/

Unsere Mittagspause verbringen wir heute in Fort William am Loch Linnhe. Fort William, der größten Stadt der westlichen Highlands. Die Stadt wurde irgendwann nach Wilhelm III. von Oranien-Nassau in Fort William benannt.

Die Schotten mögen und mochten diesen König wohl aber nicht so wirklich, denn selbst auf den Straßenschildern hier (die sind einmal in Englisch und einmal in Schottisch-Gälisch), heißt die Stadt in Gälisch nur „An Gearasdan“ was soviel wie „Die Garnision“ oder „Die Festung“ bedeutet. Stolzes Volk. Ich mag Schottland.

Wenn das Wetter noch besser als „liquid sunshine“ gewesen wäre, hätte ich die Panorama-Straße durch die Highlands wohl als „absolut traumhaft“ beschrieben … heute bleibt es bei „traumaft“. Die Panomama-Straßen, die ich z.B. aus Österreich kenne, sind ähnlich … weite Täler, hohe Berge und egal wohin ich schaue, es ist immer ein „WOW“-Moment dabei.

Mein Highlight des Tages folgt ca. weitere 90 Minuten Fahrt später. Wir erreichen das Eilean Donan Castle. Das hier ist schlicht umwerfend für mich. Ihr habt vielleicht gelesen (Mein Lieblingsfilm / https://www.ti-on.eu/mein-lieblingsfilm/), dass mein Lieblingsfilm aller Zeiten „Highlander“ ist.
Hier, auf Eilean Donan Castle, spielt eine der Herkunftsszenen in dem Film und ich verfalle direkt und ohne Umschweife ins Träumen als ich die Kulisse sehe.

OH. MEIN. GOTT.

Hier, über diese Brücke ritt Christopher Lambert als Connor MacLeod vom Clan der MacLeod … Wooohooo … innerlich feiert definitiv mehr als ein Clan und die Kulisse ist umwerfend. Nein, weder die Ticketkontrolle, weder die Menschen auf der Brücke, weder das Wetter können die Atmosphäre trüben … ich bin am Ziel. Hier wurde (für mich) der Highlander geboren.

Um auf den Boden der Tatsachen zurück zu kommen, ein Ausflug in die Realität: Eilean Donan Castle ist eine Touristenattraktion. Viele Menschen besuchen das Castle, eigentlich ist es überlaufen und auch das Fotografieren innerhalb der Mauern streng verboten… Kommerz rulez 🙁

Aber: Meinen Eindruck schmälert das nicht einen Hauch. Das hier ist ein Bild das ich seit Jahrzehnten in meinem Kopf habe. Das hier ist nicht Eilean Donan Castle… Das hier ist die Heimat von Connor MacLeod von Clan der MacLeod am Loch Shiel… (das Loch Shiel gibt es übrigens auch … die MacLeods am Loch Shiel nicht)…

Besser wird es für mich heute nicht. Ich kaufe ein Buch über Eilean Donan Castle und gebe mich den Rest der Fahrt den Eindrücken hin.

Unser heutiges Ziel ist das kleine Örtchen „Plockton“. Plockton … das Juwel in den Highlands zollt seinem Namen Tribut und zeigt sich von einer Seite, die man als „unverwechselbarer Charme“ bezeichnen dürfte. Plockton ist klein und wenn ich nach etwas ähnlichem suchen muss, dann ist es ein kleines, mediterranes Fischerdörfchen … nur halt in den Highlands … und in Schottland… und mit Regen… und mir nur drei Möglichkeiten den Abend zu verbringen. Wenn heute nicht Montag wäre… und das gleichbedeutend damit ist, dass nur zwei Location geöffnet sind. Eine ausgebucht ist … Glücklicherweise hat Doug für uns gebucht und wir haben die Chance im Plockton Inn nicht nur hervorragend zu essen … Ich hatte „Plockton Prawns“ und zwei/drei Plockton Ale. Dazu und danach habe ich endlich Whisky in Schottland probiert und dem ist es sicher geschuldet, dass dieser Bericht so spät erscheint: https://www.thebalvenie.com/

Mein Fazit für heute:

Auch lange Busfahrten haben ein Ziel, das Wetter spielt nur bedingt eine Rolle, es gibt wenig Besseres als den Wunsch ein Highlander zu sein und die Kombination aus Plockton Ale und „The Belavenie“ lässt Menschen träumen.

Mein Song des Tages ist „The Rolling Hills O‘ The Borders“ in der Version von Far Flung Collective … und ich bin untröstlich, dass es diese Version nicht frei zu verlinken gibt…  Vielleicht findet einer von Euch eine Version, ich würde mich über einen Link wirklich freuen.

Heute gibt es aufgrund der recht einfachen Internetverbindung in Plockton keine weiteren Bilder .. morgen gibt es dafür mehr (denke ich).

Die Artikelreihe zu meiner Schottland-Tour 2017:

Tag 4 in Schottland – Könige, drei Steine und ein Lied5 Min. Lesezeit (ca.)

Hier im Wellpark Guest House in Oban ist es sehr ruhig und der kurze Schlaf war es genauso. Heute möchte ich frühstücken und so genieße ich ein frisch gemachtes (fast) „Full Scotish Breakfast“. Fast? Genau. Traditionell besteht das Full Scottish aus:

– einer halben Tomate (grillt/gebraten – oft mit Käse)
– gebratenem Bacon/Schinken
– gebratenem Würstchen
– Gebratenen/gegrillten Pilzen
– gebackene Bohnen (kennt ihr – baked beans)
– einem Ei (Spiegelei, porchiert oder gekocht)
– Toast
und
– Black Pudding (und nein, das ist kein Dessert)

Auf den „Black Pudding“ verzichte ich dankend. Was das ist? Googelt selbst 🙂 Ich mag es nicht. Letztes Jahr in England (#dannebenohneDich) habe ich ihn noch mal probiert … so schlimm, wie manch andere Erinnerung.

Oban

Nach dem Frühstück brechen wir auf. Doug ist pünktlich und wir fahren zum Fähranleger in Oban. Das Ziel der Fähre: Die Isle of Mull, genauer gesagt, der Fährhafen von Craignure, den wir nach gut 45 Minuten Fahrt erreichen. Craignure, ein kleiner Ort an der Küste und viel zu sehen gibt es hier nicht. Auf der Insel Mull bin ich angetan von der Landschaft. Berge, Seen (jaja, Lochs) und kaum Zivilisation. Gut 2700 Menschen leben hier, auf der zweitgrößten Insel der inneren Hebriden (die größte ist die Isle of Skye).

Da es auf unserem Weg (das eigentlich Ziel des Tages ist die Isle of Iona) kaum etwas anderes als Land, Berge, Seen, Schafe und die niedlichen Highland Rinder zu sehen gibt, bringt uns Doug auf einer der einspurigen Straßen direkt zum Fähranleger in Fionnphort. Von dort aus nehmen wir eine weitere (dieses Mal ohne Bus) Fähre und setzen nach Iona über. Schon vom Anleger in Fionnporth kann man auf der Insel die mächtige Iona Abbey sehen, zu der es mich sofort zieht.

Eigentlich hatte ich geplant, nur ca. 1,5 Stunden auf Iona zu verbringen um mich mit anderen weiter zu der Insel Staffa zu begeben. Den Plan verwerfe ich aber quasi sofort, als ich das Iona betreten habe. Die kleine Ansammlung von Häusern und Shops am Anleger sind niedlich, aber ich lasse sie direkt links liegen und begebe mich in Richtung der Abbey. Die Ruinen des ehemaligen Nonnenklosters auf Iona schaue ich später an.

Ruheplatz der Könige

Bevor ich den Eintritt zur Abbey zahle und das eingegrenzte Gebiet dort betrete, gehe ich auf den davor liegenden Friedhof.

Glaubt es, oder glaubt es nicht … aber dieser ganze Platz weckte eine Ehrfurcht in mir, die mir die Kehle schnürte.

Hier auf dem Friedhof Reilig Odhráin liegen Könige begraben. 48 schottische, 8 aus Norwegen und Frankreich, sowie 4 irische Könige sollen es sein. Der bekannteste: MacBeth. Die Grabplatten sind durch die Witterung kaum lesbar – nur der sehr neue Stein ist perfekt lesbar: John Smith, ehemaliger Vorsitzender der Labour Party wurde mit einer Sondergenehmigung hier begraben.

Der ganze Ort, die Abbey hat diese Ehrfurchts-Momente. Ich bin kein sonderlich geistlicher Mensch und die Institution Kirche beäuge ich häufig sehr skeptisch – aber das hier ist ehrliche Ehrfurcht.

Hier auf Iona liegt die Wiege des Christentums in Schottland und Nordengland. Eine Geschichte, die mit dem Mönch Columba im Jahr 563 n. Chr. beginnt und bis heute nicht zu Ende geschrieben scheint. Hier auf Iona entstand (wahrscheinlich) das „Book of Kells“ – ein sehr berühmtes, kostbares und aufwendig gemaltes Buch der vier Evangelien, welches 2011 zum Weltkulturerbe erhoben wurde. Im Museum der Abtei ist eine Kopie zu sehen.

Auf dem Gelände der Abteil stehen zudem einige Kreuze, die aus uralter Zeit stammen. Eines noch an seinem angestammten Platz und so wie es vor über 1200 Jahren geschaffen wurde. Ich schlucke ein weiteres Mal.

Die ganze Insel, der Ruheplatz der Könige, die Abtei, das Museum haben mich in ihrer Hand. Ich sitze fast eine Stunde in der Sonne und schaue auf die ersten drei Mitbringsel, die ich mir im Shop der Erhaltungsgemeinschaft der Abtei gekauft habe. Drei silberne Steine:
Believe. Hope. Change.

Ich denke. Schaue. Grüble. Schlucke schwer, trockne Tränen und schreibe in mein kleines Notizbuch. In der Abtei habe ich einen Spruch von Felix Mendelsohn gelesen, der auf mich passen kann:

„When in some future time i shall sit in a madly crowded assembly with music an dancing round me, and the wish arises to retire into the loneliness, I shall think of Iona.“

Den Rest des Tages, die Rückfahrt, die Fähre und auch während des wirklich umwerfenden Wetters, komme ich aus dieser Stimmung nicht mehr heraus. Ich bin nicht spirituell, aber der Tag hat mich auf dieser Ebene geschafft. Auf eine Weise, wie ich es selten zuvor, wenn überhaupt jemals, erlebt habe.

Ein Lied von der Hinfahrt kommt mir wieder in den Sinn … Paul McCartney mit seiner Band „Wings“ … Mull of Kintyre (Link führt zu youtube).

Ein paar Bilder:

Die Artikelreihe zu meiner Schottland-Tour 2017:

Schottland zwischendurch #1 – Geschichten, die ich vergessen habe4 Min. Lesezeit (ca.)

Zwischendurch fallen mir immer wieder Dinge ein, die ich eigentlich hätte aufschreiben wollen. Hier also das Sammelbecken #1 für die vergessenen Kleinigkeiten und Randnotizen.

Doune Castle

Gleich am ersten Tag der „4 Island Magic“-Tour fuhren wir an Stirling vorbei und an dem Dörfchen Doune. Hier steht auch das Doune Castle – eine mittelalterliche Festung aus dem 13/14 Jahrhundert. Das Besondere an dem Castle? Es ist Drehort diverse Produktionen gewesen – unter anderem schaute die Crew von Monty Python regelmäßig vorbei und drehte hier auch Szenen für „Die Ritter der Kokosnuss“. Auch „Ivanhoe – der Schwarze Ritter“ spielte zum Teil auf Doune Castle. Aber was mich natürlich jauchzen (und jammern – weil wir keinen Stopp einlegen konnten) ließ – Doune Castle war einzige schottische Kulisse für meine Lieblingsserie „Game of Thrones“ – es war/ist die Kulisse für Winterfell.

Braveheart(s)

Der Film mit Mel Gibson strotzt nur so vor historischen Fehlern. Eine lange Liste dazu kann man unter anderem auf wikipedia nachlesen (hier).

Zwei Dinge, die Doug (Busfahrer und Reiseleiter) uns während der Tour erzählte waren zum Beispiel, dass William Wallace die Kleidung aus dem Film gar nicht tragen konnte/durfte. Die wurde ausschließlich von Highlandern dieser Zeit getragen, was (der echte) Wallace nicht war.

Zum anderen die Gesichtsbemalung – die irgendwann früher zwar die Pikten (die Bemalten) trugen – zu dem Zeitpunkt aber schon seit rund 1000 Jahren nicht mehr.

Auch mit „Braveheart“ hat der Film eigentlich auch nichts zu tun – der Ausdruck wird eher einer Gruppe von Schotten zu gesprochen, die dem Herzen von Robert the Bruce in eine ausweglose Schlacht folgten (und das nicht nur im bildlichen Sinn – James Douglas hatte nach dem Tod von Robert the Bruce  den Auftrag, dessen Herz in das heilige Land zu bringen. Er kam jedoch nur bis nach Spanien, wo er in der Schlacht von Teba das Herz von Robert auf das Schlachtfeld geworfen und die „Bravehearts“ angefeuert hat in die Schlacht zu ziehen. Die (erfolgreichen) Gegner waren so ergriffen von der Tapferkeit und schickten das Herz zurück nach Schottland. Es liegt angeblich begraben in der Melrose Abbey.

Ryanair

Ja. Was soll man sagen. Sie fliegen einen von A nach B und mehr darf (sollte) man bei den Preisen auch nicht erwarten. Es hat schon was von Viehtrieb und das Erste, was sich mir als Bild verfestigte, war eine Szene aus ner Serie. Prison Break. Sucre, einer der Protagonisten der Serie sitzt in einem alten Bus, der über die Landstraßen von Panama fährt. Im Bus, ein Durcheinander von Menschen und Tieren. Menschen, die einen Käfig mit einem Huhn auf den Beinen haben und man kann sich die Geräusche (und Gerüche) bildlich und leidlich vorstellen. Das ist ein Flug mit Ryanair. Ohne die Käfige. Ohne die Hühner. Der Rest passt.

Muskelkater

Den hab ich. An Tag 1 lief ich ca. 18 km, an Tag 2 ca. 20 km, an Tag 3 „nur“ gute 12. Passt hier nicht rein, aber ich wollte mal kurz jammern. Meine Waden merke ich. Ich sollte mich im Alltag mehr bewegen. Ein Ziel. Versprochen. Wenn ich dagegen meinen alten Klassenkameraden Markus sehe, der „mal eben“ mehr als 2000 km durch Schottland radelt (http://kremers-fahrradtasche.de), dann ist der Muskelkater auch gar nicht mehr so schlimm bei mir.

WLAN in Schottland

Davon (auch davon) kann sich so mancher in Deutschland eine Scheibe abschneiden. Neben der Royal Bank of Scotland (die quasi überall vertreten ist) und der Tourist-Information (Visit Scotland – ebenfalls omnipräsent) gibt es unglaublich viele Cafés, Pubs und Restaurants, die direkt mit freiem WLAN werben.

Die Artikelreihe zu meiner Schottland-Tour 2017:

Tag 3 in Schottland – Highlands, die letzte Hexe Europas und Scampi am Meer6 Min. Lesezeit (ca.)

Regen. Der erste Gedanke heute morgen war „Schau an, Schottland macht ernst.“ Der Blick in die Wetter-App beruhigte schnell – ab 8.00 Uhr nur noch 50% Regenwahrscheinlichkeit, danach quasi nichts mehr. Das passt sich gut, denn heute startet eine kleine Tour. „4 Island Magic“- eine fünftägige Tour unter anderem zu Iona, Mull & die Insel Skye (und noch Staffa, aber dazu später mehr).

Duschen, anziehen, packen – auschecken. Die Unterkunft war prima und nächste Woche sehe ich sie noch für eine weitere Nacht in Edinburgh. Der CheckOut ist schnell, freundlich und meinen 10 Pfund Pfand für den Schlüssel bekomme ich auch zurück. Ich bestelle bei der Rezeption ein Taxi, denn der Fußweg bis zur Busstation wo die Tour abfährt ist mir bei dem Regen zu weit. Die Dame hat kaum aufgelegt, schon ist der Fahrer da und bringt mich schnell zur Edinburgh Bus Station. Hier, im Trockenen, warte ich zusammen mit anderen auf den Kleinbus von rabbie´s.

Rabbie´s ist ein Reise/Tourenveranstalter für Kleingruppen und bietet Touren mit maximal 16 Teilnehmern an. Die Auswahl ist super und das es die Tour auch ist, daran habe ich schon nach kurzer Zeit keine Zweifel mehr. Die Gruppe in unserem Kleinbus (Nagelneu, bequeme Sitze, USB-Ladeslots an jedem Platz) ist bunt gemischt. Mit an Bord: Menschen aus Australien, China, USA, Südafrika und Deutschland. Der Busfahrer und Tourguide ist Doug – und Doug kann nicht nur Busfahren. Er ist ein Storyteller wie er im Buche nicht besser beschrieben werden könnte. Witzig, eloquent und vollgepackt mit kleinen Geschichten. Diese gibt er zum Besten. Nicht nur zu den Dörfern, Schlössern, Clans, schottischer Geschichte oder Monarchen – auch zu Filmen und Serien, die in Schottland spielen oder zu denen Gebäude als Set herhalten durften. Zwischendurch spielt er immer mal Musik ab – oft passend zu den Geschichten oder Orten an denen wir gerade sind. Sehr cool. Ich bin schon nach kurzer Zeit begeistert.

Die Kleintour macht es möglich, auch spontane Stopps einzulegen und so sehen wir Orte, an denen die großen Busse nicht halten und nicht von Menschen überlagert sind. Zum Beispiel die „Falls Of Falloch“ m Loch Lomond. Wer den Film „Rob Roy“ gesehen hat – hier badete Liam Neeson als Rob Roy im Film. Zu dem Film konnte Doug auch etwas beitragen – ebenso zu Braveheart (an dem er kein gutes Haar ließ). Die Größe von Liam Neeson als Rob Roy war einfach falsch gewählt – Rob war nur ein kleiner Mann – Liam Neeson sehr groß. Mel Gibson in seiner Rolle als William Wallace dagegen klein, während Wallace groß gewesen ist. Neben den vielen Fehlern in der Geschichte von „Braveheart“ hätte man die Besetzung besser getauscht.

Heute sind wir von den Lowlands zu den Highlands und ein wenig hindurch gefahren, haben in Callander für einen Kaffee gestoppt und die Geschichte von Helen Duncan erfahren.

Helen war die letzte, der Hexerei angeklagte und verurteilte Frau Europas … 1944 … kein Scherz und sie ist bis heute nicht freigesprochen. Hier die Geschichte von Helen Duncan.

Einen kurzen Stopp machten wir für eine Kirche. Schon wieder? Ja – und was für eine. Die „St Conans Kirk“ am Loch Awe wurde von Walter Douglas Campbell gebaut. Einem, der das Kirchenbauen nicht gelernt hat und auch kein Architekt war – die ganze Geschichte hier. Sehr imposant, sehr interessant und einfach einen Halt wert.

Wir waren in Inveraray, wo ich mir den Ort und das Inveraray Castle, den Wohnsitz des Clanchefs des Campell-Clans und des Duke of Argyll angeschaut habe. Hier, im Schatten des Schlosses habe ich gegessen. Eine sehr feine Gemüsesuppe und Toast mit Räucherlachs und Salat. Dazu gab es ein heimisches Lager „Pig´s Paradies Blonde“. So genannt, weil .. ach … lest selbst:

„Pig’s Paradise is our prized blonde beer named after the best grazing on the island where, in days gone by, porkers feasted by the crashing sea on a rich wildflower patch of grass.“

Schottische Hochlandrinder haben wir natürlich auch gesehen (die sind niedlich – haben was von Ewoks) und sind am späten Nachmittag hier in Oban eingetroffen.

Zu Oban schreibe ich an anderer Stelle noch mal mehr, aber es ist ein wirklich nettes Hafenstädtchen mit diversen Möglichkeiten zum Weiterkommen. Wir bleiben hier für zwei Nächte und die Tagestour morgen geht zur Insel Iona, der Wiege des Christentums in Britannien, Begräbnisstätte dutzender Könige (inkl. französischen und irischen Königen). Unter diesen Königen auch MacBeth.

Hier in Oban lasse ich den Abend ausklingen. Gerade war ich am Hafen ein paar Scampi essen und habe zusammen mit zwei Studenten auf der Kaimauer ein Bier getrunken und genieße ein weiteres in ein Pub nahe meinem Gästehaus, dem Wellpark.

Achja: Das Wetter… wir waren noch keine halbe Stunde gefahren, als der Regen stoppte. Auf den Regen angesprochen, erwiderte Doug nur, dass es in Schottland keinen Regen gibt. Nur flüssigen Sonnenschein… den Rest des Tages blieb das Wetter trocken, mit viel Sonne und wenig Wind.

Hier eine kleine Auswahl von Bildern von heute …

Die Artikelreihe zu meiner Schottland-Tour 2017:

Tag 2 in Schottland – Museen, Kirchen und 20 Kilometer zu Fuß5 Min. Lesezeit (ca.)

Schlafen ist nicht mehr so meine Welt. Zwar schlafe ich dank langer Abende und Medikamenten mittlerweile gescheit ein, aber für lange Zeit ist das meistens nicht. Auch nicht in Edinburgh. Danke … ach.

Als ich heute morgen wach wurde, war draussen noch nicht viel los, auch von der Geräuschkulisse her, war die Stadt noch nicht so wach wie ich. Trotzdem: Aufstehen, Duschen und einen Kaffee besorgen.

Die Unterkunft selbst bietet kein Frühstück, aber nebenan gibt es das. Das ignorierte ich (ich frühstücke selten), warf meine Medikamente ein, holte mir einen Kaffee für den Weg und machte mich auch den selbigen. Wohin? Keine Ahnung. Ich tapste einfach los. Im Rucksack meine Kamera, Regenjacke (die ich heute tatsächlich für 10 Minuten rausholte), Akkupack und Kleinkram.

Kurz überlegte ich, ob ich doch an einer geführten Tour teilnehmen oder einen dieser „Hop on, hop off“-Busse nehmen soll, verwarf den Gedanken aber schnell und wanderte runter zum Wasser. Wenigstens einmal kurz.

Kurz. Klar. Das waren ein paar Meter, vorbei an schönen Häusern, gepflegten (Vor-)Gärten, Parks und dem, was der Mensch zum Leben braucht. Am Wasser gab es nicht viel zu sehen und so setzte ich mich für einen Kaffee hin, holte mir doch ein Sandwich und brach nach einer Weile wieder auf…

Den Rückweg bin ich dann im Bus gefahren – ich habe mir ein Tagesticket für 4 Pfund geholt um später noch weiter mit dem Bus die Stadt zu erkunden. Tat ich dann doch nicht und wanderte stattdessen Mittags wieder zu der Royal Mile, hoch an das Edinburgh Castle, wo ich gestern auch zum Royal Edinburgh Military Tattoo war. Ich wollte mehr über die Museen und das Kleinkunstfestival wissen, die und das ich da gestern gesehen habe und so klapperte ich die Meile ab.

Das Writers‘ Museum, das Storytelling Centre (kein Museum) und das Edinburgh Museum habe ich mir angeschaut. Für das Edinburgh Castle hatte ich dann doch keine Lust mehr. Spannend und allein im Writer´s Museum () verbrachte ich einige Zeit. Das Storytelling Centre ist kein Museum, aber ein wenig zu sehen gibt es da auch. Wirklich inspirierend, wie das Thema Geschichte und Geschichte(n) erzählen hier verarbeitet wird.

Zwischendurch war ich am Ende der Welt. Also nicht wirklich, aber im Pub „World’s End“ – von aussen blau und direkt an der Ecke zur „High Street“. Das Ende der Welt markierte das Ende der Stadtmauer der alten Stadt … passender Name wie ich finde.

Das Museum of Edinburgh, in dem es um die Geschichte der Stadt, die Entwicklung und die Menschen geht war ein guter Abschluss der Tour. Fast. Denn dann ging ich noch in das „The People´s Story“ – spannende Einblicke in das Leben normaler Menschen in Edinburgh ab dem späten 18. Jahrhundert bis heute. Sehr atmosphärisch und einen Blick wert.

Drei Kirchen hatten heute meine besondere Aufmerksamkeit. Wer mich kennt weiß, dass mich Kirchen nicht besonders anlocken, daher ist das – meine Aufmerksamkeit zu bekommen – für Kirchen eigentlich nur durch aussergewöhnliche Architektur möglich. Nicht so bei diesen. Diese drei Kirchen hatten eine neue Aufgabe. Eine Kirche ist jetzt ein Indoor-Kletter-Park, in der zweiten Kirche findet ein Markt für Kunst, Schmuck und andere nette Kleinigkeiten statt und im dritten ehemaligen Gotteshaus liegt das Zentrum des Festivals statt. Mit einer Gastronomie dabei. Hier genoß ich Mittags eine deftige Suppe mit Brot, trank ein Bier und genoss die Sonne.

Ein runder Tag, mit einem runden Ende. Heute Abend mache ich nicht mehr viel. Gerade habe ich eine hervorragende Tagiatelle gegessen und sitze nun vor einem kleinen Pub (The Joker & the Thief) und trinke ein Feierabend-Bier. Vielleicht kommen noch ein/zwei hinzu. Wir werden sehen.

Morgen geht es auf eine mehrtägige Rundreise. Wahrscheinlich mit weniger Fußwegen, wie in den letzten Tagen. Gestern verzeichnete meine Uhr 17,02 zu Fuss absolvierte Kilometer. Heute waren 20,56 Kilometer. Fleißig, oder? Aber tatsächlich bin ich so viel gegangen, um auf andere Gedanken zu kommen. Was oft geklappt hat. Oft. Aber nicht immer. Irgendwann bekommen wir auch das hin.

Schottland macht Spaß. Sogar alleine. Etwas, was ich noch vor einiger Zeit (für mich) nie für möglich gehalten hätte.

Ich freue mich auf die Tour und die Eindrücke, die mit ihr kommen werden.

Ein paar Bilder von heute:

Die Artikelreihe zu meiner Schottland-Tour 2017: