Natürlich kannst Du als Frau Mitglied in einem Schützenverein sein, oder? Naja, nicht wirklich. Zumindest nicht in jedem. Zum Beispiel nicht im Heimatschutzverein Neuenbeken 1583 e.V.. 

Solange Du Musik machst, oder Leistungen als Sportschützin erbringst, bist Du in der Schießsportabteilung oder der Schützenkapelle herzlich willkommen. Was bedeutet, dass Du natürlich zur Außendarstellung des Vereins eingeladen bist, Deinen Beitrag zu leisten. 

Im „Bataillon“ oder den „Kompanien“ des Heimatschutzvereins Neuenbeken 1583 e.V. bist Du dagegen nicht willkommen. Männliche, unbescholtene Personen haben die einzige Legitimität auf eine Mitgliedschaft.

Als Frau darfst Du also entweder zur Außendarstellung dienen, oder die Herren der Schöpfung bedienen, Brötchen schmieren, zu/von den Besäufnissen fahren und beim jährlichen Schützenfest ein Kleidchen anziehen.

Was? Du denkst, das ist rückständig und eine Denke aus den frühen 1950ern? Ein Frauenbild, das aus dem vergangenen Jahrhundert stammt? Ja. Stimmt. Und in Neuenbeken, einem Stadtteil von Paderborn, gilt die Sicht noch heute.

In der vergangenen Jahreshauptversammlung hatte der dort ansässige „Heimatschutzverein Neuenbeken 1583 e.V.“ über einen Antrag zu entscheiden, Frauen mit den gleichen Rechten auszustatten und die Mitgliedschaft auf gleichberechtigte Stufe zu ermöglichen. Genauer, eine Satzungsänderung des §5 Abs. 1 Satz 1. – der da bislang lautet „… Bataillonsmitglied kann jede männliche, unbescholtene Person werden, die das 18. Lebensjahr erreicht hat. …“. Den Antrag hatte die Schießabteilung gestellt, in der die Frage der Gleichberechtigung gar keine ist. Sondern Selbstverständlichkeit.

Ihr könnt Euch denken, wie die Abstimmung ausging, oder? Alberne, relativierende Vergleiche mit der katholischen Frauengemeinschaft oder fadenscheinige Argumente, dass bisher nichts gefehlt habe… kurz um:

Mit einer Verteilung von 128 zu 59 hat man sich gegen die Öffnung entschieden und verbleibt damit gesellschaftlich auf dem Stand einer hinterwäldlichen Burschenschaft. 

Ein Armutszeugnis peinlicher Natur. Von Männern, die sowohl ihren eigenen Frauen, wie Töchtern, gleiches Recht absprechen. Von anderen Geschlechtsidentitäten gar nicht erst zu reden.

Ergänzend zu erwähnen, dass meine Töchter heute selbstverständlich ihre Mitgliedschaften in der Abteilung gekündigt haben und sich einem Verein zuwenden, in dem sie als gleichwertige Mitglieder der Gesellschaft willkommen sind. 

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2 Comments

  1. Markus Kremer

    Gute Reaktion deiner Töchter.

    Was ich übrigens fast noch schlimmer finde: wenn ein Schützenverein diesen Passus aufweicht, weil die Mitgliederzahlen schrumpfen und das auch noch so kommunizieren. Das finde ich dann sehr heuchlerisch, wenn die Aufnahme von Frauen nur ein „Mittel zum Zweck“ zur Rettung der Mitgliederzahlen ist.

    • Danke, Markus.

      Ja. Bitter, aber leider die verkrustete Denke, die bei solchen Menschen an der Tagesordnung ist.

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