Gedenkstätte Bergen-Belsen3 Min. Lesezeit (ca.)

Vor Jahren hatte ich mal vor, hierher eine gemeinsame Fahrt zu organisieren – das hat sich aus den unterschiedlichsten Gründen leider nicht ergeben. Dennoch schwirrte ein erneuter Besuch (zuletzt 1992/1993 im Rahmen meiner Wehrdienstzeit) immer in meinem Kopf herum.

Jetzt haben wir es umgesetzt.

Auf dem Rückweg aus Hamburg von einer Konferenz liegt es auf dem Weg und so war der kleine, für den Besuch notwendige Schlenker, schnell beschlossene Sache.

Bergen-Belsen. Einst Kriegsgefangenenlager, später KZ – und heute (seit vielen Jahren) Gedenkstätte an das Unfassbare, was hier systematisch umgesetzt wurde und viele Tausend Todesopfer forderte.

Die Gedenkstätte, in direkter Nähe zum NATO-Truppenübungsplatz Bergen und großer Kasernen, öffnet um 10:00 Uhr – wir waren ca. 10:30 Uhr vor Ort und auf dem Parkplatz waren nur wenige Autos und zwei Busse mit Schülergruppen, die offenbar bereits in dem angrenzenden Gebäude der Ausstellung ihren Platz gefunden hatten.

Im Gebäude der Ausstellung zur Geschichte des Ortes war es leer und bedrückend. Originaldokumente, Fundstücke aus Ausgrabungen, Filmaufnahmen von Zeitzeugen, Fotos, Beschreibungen … das alles ging mir nah. Viele Male hatte ich Tränen in den Augen, einen Kloß im Hals und mein Unverständnis über das, was hier – und anderorts – in einem unfassbaren Umfang und strategisch angeordneter Unmenschlichkeit passiert ist .. ich kann nicht verstehen, wie man das nicht verhindern konnte.

Auf dem Freigelände wird das Ausmaß des damals 55 Hektar großen Areals deutlich. Die Markierungen zu Baracken, Aussichts- und Wachtürmen sind durch Informationstafeln in den Boden gelassen. Kleine Infotafeln ergänzen das Bild.

Der Friedhof hat mich geschafft… Während ganz zu Anfang noch Einzelgräber genutzt wurden, waren es später Massengräber. „Hier liegen 800 Tote“… „Hier liegen 1000 Tote“ … „Hier liegen 2500 Tote“ … „Hier liegt eine unbekannte Anzahl von Toten“ …

Ich gehe durch die Reihen. Ich gehe auf einem einzigen Massengrab mit zehntausenden von Toten. Geschuldet der wahnsinnigen Idee eines einzelnen Mannes, umgesetzt von ideologischen Fanatikern eines geisteskranken Regimes.

Vorbei am Grab von Anne und Margot Frank, die hier wie unzählige ihr Leben lassen mussten. Ein kleiner Gedenkraum steht in unmittelbarer Nähe. Briefe, Blumen, bemalte und beschriftete Steine liegen an einem Sammelplatz. Die Botschaften:

  • Liebe
  • Hoffnung
  • Niemals vergessen
  • never again
  • Das hätte nie passieren dürfen

Ja. Das hätte nie passieren dürfen.

Vom nahen Truppenübungsplatz sind Schüsse zu hören.

Veröffentlicht von

Thorsten Ising

Thorsten. Geboren 1972. Vater von zwei Töchtern und hier privat unterwegs. Ich brauche einen Platz für meine Gedanken, meine Beobachtungen, meine Anmerkungen. Dieser ist hier.

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