… was ne Woche7 Min. Lesezeit (ca.)

Eigentlich war die letzte Woche ganz, ganz anders geplant. Termine, Workshops, viel arbeiten, einige Termine für Podcastaufnahmen in Hamburg und kurz auf das Meer schauen. Eine (fast) normale Woche also. Doch dann kam etwas familiäres dazwischen und spontan musste ich umplanen.

Genau richtig und wichtig.

Also ging es Montag, statt nach Münster, nach Kolbnitz (Österreich). 870 Kilometer, bestes Wetter während der Fahrt. Kein angenehmer Anlass, aber wichtig. Die Fahrt klappte prima. Knappe achte Stunden für gut 870km inkl. Pausen und relativ früh am Spätnachmittags vor Ort. Entsprechend war noch zeitlich Luft und das Abendessen beim Himmelbauern gesichert.

Der Almgasthof Himmelbauer (mehr als 700 Jahre alt) liegt auf 1281m Seehöhe, über dem Tal der Groppensteinschlucht. Eine wirklich sehenswerte Gegend und eine traumhafte Schlucht (falls ihr mal dort seid – da müsst Ihr durch wandern). Das Essen beim Himmelbauer ist lecker, zünftig und der Service großartig. Da die Temperaturen es zu ließen, gab es meine Brettljause draußen. Zusammen mit einem alkoholfreien Weizen.

Der Blick über das Tal ist ein Traum, aber seht selbst.

Die Nacht verbrachte ich (wie eigentlich immer in Österreich) in der kleinen Pension Scheiflinger in Preisdorf/Kolbnitz am Reißeck. Seit gefühlten Ewigkeiten fährt meine Familie hierher, ich erst seit wenigen Jahren (zu der Pension). Dennoch ist es immer wie ein „nach Hause“ kommen. Tolle Menschen, sehr familiär, vertraut, nett. Die Zimmer sind einfach, das Essen spitze und das Drumherum ein ländlicher Traum. Wie ich früher schon mal schrieb, kommt meine Oma mütterlicherseits aus dieser Gegend, war Sennerin auf einer Alm oberhalb der Pension. So gibt es hier immer noch ein wenig, wenn auch mittlerweile recht weitläufige, Verwandtschaft. Daher war es eben auch wichtig, dass dieser kurze Abstecher in dieser Woche hierher sein musste.

Im Rahmen der Trauerfeier (der Grund für die Tour) wurde mir durchaus einiges bewusst und ich habe alt bekanntes neu gelernt. Zum einen dadurch, dass ich jemanden zum ersten Mal seit locker 30 Jahren wieder gesehen habe und mir schlagartig klar war, wie sträflich ich hier vernachlässigt habe in Kontakt zu bleiben. Kein schönes Gefühl. Auch wenn es mir klar ist, dass man einfach nicht mit allen in Kontakt bleiben kann und es viele, viele sehr wichtige Gründe geben kann seine Dinge anders zu priorisieren (gut, kann auch nicht jeder), habe ich dort – in diesem Moment – beschlossen, genau das wieder anders zu machen.

Wenn ich dort bin, besuche ich immer (weil es einfach traumhaft dort ist und es einer meiner Lieblingsorte ist) den Herkuleshof auf dem Danielsberg. Nicht nur, dass man von hier aus einen unglaublichen Blick in das Tal hat, auch der Hof, die Kapelle auf dem Berg, die liebevoll angelegte Umgebung und vieles mehr bringt mich sofort runter. Und Erinnerungen hoch. Hier könnte ich stundenlang sitzen und von solchen Orten gibt es wenige für mich.

Nach nur einem Tag Aufenthalt in Österreich bin ich weiter an den Bodensee gefahren. Weitere 570 km und quasi die gleiche Fahrtzeit wie nach Österreich. Ein bisschen mehr Verkehr, weniger Autobahn, mehr Sonne und einen leichten Sonnenbrand. Mit einem kurzen Stopp am Chiemsee (Ising. Grüß Gott.).

Am Bodensee (meine „Base“ war Radolfzell am Bodensee) traf ich nette Menschen, besuchte Meersburg (und das alte Schloß/die Burg), schlenderte durch den mittelalterlichen Ort, genoß die Gesellschaft, gutes Essen und die Aussicht auf den Bodensee. Aus vielen Perspektiven. Ein kurzer Abstecher in die Schweiz führte mich zum Rheinfall, in Deutschland vorher zum Affenberg, später noch zu einer alten Burgruine. Schöne Tour, vielen Dank!

Drei Nächte später warf ich mich wieder ins Auto und dübelte die 900km weiter an die Nordsee. Ziel: Cuxhaven. Für eine kurze Nacht. Wenigstens mal kurz das Meer sehen. Fischbrötchen essen. Spaß – war natürlich nicht der primäre Grund. Ich brauchte einfach ein paar Stunden Meer … und das für mich. Die letzten Monate waren anstrengend, ich brauchte nen Tag frei. Schlendern, sitzen, denken, schreiben … für mich sein.

Da ich früh vom Bodensee wegkam und der Verkehr für einen Samstag echt überschaubar war, war ich nach knapp sieben Stunden im Hotel, checkte ein und fuhr direkt wieder los. Bei dem Wetter und der Sehnsucht nach Ruhe und dem Meer fuhr ich zuerst nach Duhnen – aber dort war es mir zu voll. Also weiter nach Döse. Perfekt. Ein paar Stunden saß ich einfach nur da. Starrte gedankenverloren auf das Wasser…

Ach ja. Ihr kennt das (einige zumindest). Da sitzt man irgendwo rum und verliert sich in Erinnerungen, Gedanken, Fehler. Möchte irgendwie Dinge und Menschen zurück und redet sich stoisch ein, dass alles wohl richtig ist, wie es ist… What ever.

Die Nacht verkürzte ich selbst … und fuhr früh weiter nach Dangast. An den Strand. Verbrachte auch hier noch ein paar (Wasserlose) Stunden, pickte zwei Mitfahrer auf und fuhr wieder nach Schlangen. Am Ende des Tages standen für die Woche 3086. km auf dem Tour-Tacho. Stressig? Ja. Ein wenig. Aber nötig, wichtig und richtig.

Trotzdem: Wer denkt, dass alles wäre „Urlaub“ gewesen – nein. War es nicht. Ich habe trotzdem fleissig gearbeitet.

Veröffentlicht von

Thorsten Ising

Thorsten. Geboren 1972. Vater von zwei Töchtern und hier privat unterwegs. Ich brauche einen Platz für meine Gedanken, meine Beobachtungen, meine Anmerkungen. Dieser ist hier.

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