Tag 11 / Schottland 2018 – Abschied … für den Moment4 Min. Lesezeit (ca.)

Der Tag startete recht früh, ich konnte einfach nicht mehr schlafen. Nicht ungewöhnlich in den mittlerweile vielen Monaten, daher auch nicht weiter schlimm. Aufstehen, fertig machen, anziehen. Der Koffer und das Handgepäck war schnell gepackt, denn heute geht es wieder zurück in die Heimat. Für den Moment zumindest und Schottland sieht mich bald wieder. Vorher geht es aber noch zu diversen anderen Zielen, auch dazu sicher bei Gelegenheit mehr.

In Sachen Abschied nehmen bin ich wirklich schlecht, aber Du als Leser weißt das ja bereits. Abschiede sind für mich immer doof. Ich trenne mich nicht gern von lieb gewonnenem oder gar von Menschen, die mir etwas bedeuten und versuche eigentlich alles (gut wie schlecht), um solchen Dingen aus dem Weg zu gehen. Einer der Gründe, warum ich so lange versuchte, die Beziehung zu Mensch X zu retten und mir die Hoffnungslosigkeit trotzdem erst nach den ganzen miesen Aktionen klar wurde. Manche Menschen sind einfach so. Traurig und bitter, aber ja … manche verstehen Dinge spät – andere nie.

Zum Glück für mich, dass es hier keine emotionalen Bindungen zu irgendwelchen Menschen gibt, dass würde mir wieder einen Stoß geben.

Mit gepacktem Koffer und leichtem Regen begleitet geht es also wieder los. Die knapp 400m bis zum Tram und für sechs Pfund zurück zum Flughafen. Knapp 40 Minuten dauert die Fahrt, was ich als sehr angenehm empfinde. Musik auf die Ohren und nur einmal kurz hochschauen um den Ticket-Kontrolleur das Ticket zu zeigen.

Das Gepäck kann man selbst aufgeben, der Aufkleber ist schnell gedruckt. Ich Dösel habe allerdings mal wieder einen Fehler gemacht und muss doch zum Schalter und mein Gepäck wieder aus und nochmal neu einchecken. Egal, Zeit ist genug da.

Am Flughafen Edinburgh die Zeit vor dem Abflug zu verbringen geht eigentlich ganz gut. Ähnlich wie in anderen etwas größeren Flughäfen sind viele Shops und Food-Inseln vorhanden und man wird jedem Bedürfnis irgendwie gerecht. Strom fehlt ein wenig und nur an wenigen Plätzen direkt an den Gates gibt es USB Ladeplätze. WLAN gibt es für Passagiere zwei Stunden kostenlos und auch wenn es echt langsam ist, reicht es sicher die meisten aus. Zum Arbeiten taugt es nicht, zum Streamen auch nicht. Ich verzichte und bleibe bei meinem LTE.

Der CheckIn beginnt pünktlich und durch den Zufall, dass ich eh in der Ecke des Gates war, stehe ich als erster am Gate.

Priority Lane bedeutet übrigens nichts anderes, als vorne und länger in einer Schlange in der Kälte zu stehen. Dafür bin ich auch erster im Flugzeug, auch mal schön, sich nicht durch die anderen Menschen drängeln zu müssen. Ich mag Menschenmengen nicht, vor mir stehen bleibenden Menschen oder drängelnde noch weniger.

Im Flieger dann mein kleines Desaster… während ich „normalerweise“ meine AirPods trage und Musik höre, darf ich das ja während des Fluges nicht … Flugmodus am Smartphone. Deswegen habe ich so MickyMouse-Kopfhörer von LG mit Kabel… jo… und das iPhone7 hat was nicht mehr? Ne Kopfhörerbuchse, weil ja alles über den Lightning-Abschluss geht.

Also: iPad raus … und: fuck, Musik nicht installiert, weil ich das Teil ja erst am Tag vor dem Abflug gekauft hab. Toll… So geht der Flug nur schleppend vorbei. Lesen, ein wenig schreiben, wieder lesen. Pünktlich landen wir und der Weg zurück dauert dauert dank Stau ein wenig länger als gehofft. Egal. Wieder da und leider direkt wieder im Alltag.

Abschließend: Schottland ist wirklich toll, Edinburgh als Stadt ebenfalls. Meine Touren mit Rabbie´s waren spitze und in den nächsten Tagen werde ich noch eine Bewertungen schreiben. Weil sowohl die besuchten Destillerien, die Unterkunft, die Fahrer und die Museen es verdient haben. Nicht eine Sache, die mir an dieser Tour nicht gefallen hat. Ausser, dass sie wiedermal zu kurz war.

Schottland bekommt mich wieder. In Kürze. Der Countdown läuft bereits.

Vielleicht seid ihr ja wieder dabei.

Die Artikelreihe zu meiner Schottland-Tour 1/2018:

Tag 10 / Schottland 2018 – Calton Hill, Elvis und das Haggis-Tier5 Min. Lesezeit (ca.)

Heute war das Wetter dann mal wirklich so, dass man nicht wirklich Lust hatte, sich draussen aufzuhalten. Selbst mit ´ner gescheiten Portion an Naturliebe war es einfach zu kalt, zu windig und zu nass für einen ausgiebigen Spaziergang durch die Natur.

Der kurze Trip ging heute also nur zum Calton Hill. Auf dem markanten Hügel am Ende der Princess Street war früher ein Gefängnis angesiedelt, heute sitzt dort ein Teil der schottischen Regierung und einige, sehr auffällige, Monumente. Irgendwie kein Wunder, dass einer der Spitznamen Edinburghs „Athen des Nordens“ lautet. Zusätzlich dazu hat man einen unglaublichen Blick über die Stadt.

Da es heute sonst nicht viel zu erzählen gibt, ein paar kleine Seitengeschichten:

Schon gewusst, dass die Welt in Edinburgh begann?

Ok, zumindest unser Verständnis seiner physikalischen Geschichte fand hier seinen Ursprung. James Hutton, schottischer Physiker und Chemiker, studierte einige Steine an Arthur´s Seat(einem Berg in Edinburgh, gegenüber dem Calton Hill). Dabei erkannte er, dass jüngeres vulkanisches Gestein gegenüber einem älteren Sedimentabschnitt hervorsteht. Dies überzeugte ihn davon, dass es eine langsame Entwicklung der Oberfläche der Erde gegeben hatte, nicht die von der Bibel implizierte Entwicklung von 6000 Jahren. Am 04. April 1775 brachte er seine revolutionären Ideen in die Royal Society ein und schuf die moderne Wissenschaft der Geologie. Wer Lust hat, mehr über ihn zu erfahren? https://de.wikipedia.org/wiki/James_Hutton

Elvis in Schottland

Der Flughafen von Prestwick (in der Nähe von Glasgow) kann sich für immer damit rühmen, dass hier der einzige Teil des Vereinigten Königreichs ist, den Elvis Presley jemals besucht hat. Das lag aber nicht an irgendeiner besonderen Vorlieb oder einem Bezug des King of Rock’n Roll zu dem Ort oder der Region. Es war schlicht Zufall, denn das Flugzeug der US Army, das ihn von Deutschland nach Hause bringen sollte, legte einen Tankstopp ein am Prestwick Airport ein.
Elvis schüttelte brav und ausdauernd die Hände der Fans, signierte Autogrammbücher, posierte für Bilder – und flüsterte dann verwirrt einem Luftwaffenleutnant zu: „Wo bin ich“?

Haggis …

Ein Herz vom Schaf, Leber und Lunge gehackt mit Zwiebeln, Haferflocken und Gewürzen, alles gekocht im Magen des Schafes – Haggis ist eines dieser Gerichte, bei dem man sich wirklich fragt, was dem „Erfinder“ beim ersten Mal wohl durch den Kopf gegangen sein mag. Andererseits sind wir mit dem Pfälzer Saumagen oder westfälisches Stippgrütze eigentlich die letzten, die hier „iihbah“ schreien dürften … sei es drum. Haggis sogar ein eigenes Gedicht: das „Adress to a haggis“ von Robert Burns, das erstmals 1786 veröffentlicht wurde.

Apropos Haggis… Die Schotten erzählen Auswärtigen sehr gern die Geschichte von den „Left-driving-Haggis“… wilden Tieren, die links kürzere Beine haben als rechts, um so an den steilen Hängen der Highlands besser stehen zu können. Die Jagdsaison für das Haggis sei kurz und umfasse nur wenige Tage Ende Januar. Um ein Haggis zu fangen, treibe man es am besten in flaches Land, dann kippe es, wegen der ungleich langen Beine um und kann nicht mehr fliehen.

Beachtlich: Lt. einer Umfrage von 2003 glaubten 33% von 1000 US-Besuchern in Schottland an diese Geschichte. 23% gaben an, dass sie nach Schottland gekommen seien um eines zu fangen. Die Meldung zu der Studie damals im „The Guardian“

Haggis Chips anyone?

Haggis habe ich ja letztes Mal in Schottland probiert und als wirklich lecker empfunden. Dieses Mal gab es die Möglichkeit leider noch nicht, aber ich bin ja bald wieder da und dann probiere ich erneut. Damit der Besuch aber nicht ganz ohne Haggis bleibt, habe ich mir Mackie´s of Scotland „haggis & cracked black pepper“ Potato Crisps gekauft und probiert. Für Euch getestet, quasi.

Na gut, eigentlich wollte ich nur selber wissen, wie sie schmecken und vor allem, wonach.

Der Verpackungstext lautet übersetzt etwa:
Mackie´s Dick geschnittene Kartoffelchips werden in Perthshire, Schottland von unserem preisgekrönten Familienunternehmen Mackie’s at Taypack hergestellt. Wir verwenden die besten Sortenknuspriger Kartoffeln und sorgfältig ausgewählten Gewürzen und fügen keine künstlichen Farb- oder Aromastoffe hinzu.

Zutaten: Kartoffeln, Sonnenblumenöl, Haggis & schwarzer Pfeffer (7%) (Zucker, Hefeextraktpulver, Gewürze (einschließlich schwarzer Pfeffer), Weizenmehl (Weizenmehl, Calciumcarbonat, Eisen, Thiamin, Nikotinamid), Meersalz, Hefepulver, Zwiebelpulver, natürliche Aromen, Gerstenmalzextrakt, Säure): Zitronensäure, Haferflockenpulver).

Lt. Herstellerangabe geeignet für Vegetarier und Veganer – was die Vermutung nahe legt, dass es sich nur um Haggis-Aromen handelt.

Nach dem Öffnen der Packung riecht der Inhalt pfeffrig und deutlich nach Kartoffel. Andere Aromen nehme ich nicht wirklich war. Die Chips selbst sind etwas dicker geschnitten als normale Chips und schmecken mild salzig, pfeffrig und recht würzig. Einen besonderen Geschmack den ich Haggis zuschreiben würde, habe ich nicht schmecken können.
Noch mal kaufen würde ich sie nicht.

Tag 10 geht zu Ende, draußen schneit es, drinnen wäre ich mich an einem „Hollyrood Pale Ale“. Im Hintergrund läuft „Perfect“ von Ed Sheeran, ich singe leise mit, schweife ab und denke „Hoffentlich bist Du an jemand Ehrlicheren geraten, Ed.“

See you & take care.

Ein paar Impressionen von heute:

Die Artikelreihe zu meiner Schottland-Tour 1/2018:

Tag 9 / Schottland 2018 – Römische Mauern, Robin Hood und das Black Dinner5 Min. Lesezeit (ca.)

Während des kurzen Spaziergangs zu der Statue von William Wallace gestern, habe ich mich ein wenig mit dem Fahrer, Mike, unterhalten. Er, ein großer Freund Deutschlands und offenbar ständig zu Besuch, fragte, ob mir der Name „Theodor Fontane“ etwas sagen würde … während ich nur „Klar, berühmter Deutscher Schriftsteller … hasste ihn in der Schule, glaube ich… „ entgegnete, flog in meinem Kopf „Effie Briest, oder?“ ungehört und unausgesprochen am Dialog vorbei.

„Theodor Fontane hat einen guten Reisebericht über Schottland geschrieben. Solltest Du lesen, wird Dir gefallen“, sagte Mike. „Hat mir ein Literaturprofessor aus Deutschland mal geschickt. Bald 160 Jahre alt, aber sehr gut“. Ok, ich folge Empfehlungen häufig und habe es bestellt … Rezension folgt.

Heute stand noch eine Tagesfahrt mit Rabbie’s an. Der Name ist übrigens (da der Gründer ein bekennender Fan ist) abgeleitet von dem schottischen Schriftsteller Robert „Rabbie“ Burns. Die Tour heute führt uns zum Hadrianswall … und der ist … in England. Genau. Durch die Scottish Borders und einen Teil der gestrigen Strecke entlang fahren wir erneut durch wirklich schöne Landschaften. Heute mit einer ordentlichen Portion Schnee begleitet … der Regen heute Nacht in Edinburgh hat sich hier in weiß niedergeschlagen. Dennoch: Der Tag ist mit prima Wetter ausgestattet und die Laune ist auch ok. Passt.

Erster Halt: Jedburgh Abbey

Der erste Halt ist in der historischen Grenzstadt Jedburgh. Für einen Kaffee und eine Portion schottischen Shortbreads reicht es und auch für einen kurzen Blick auf die Ruinen des alten Augustinerklosters. Da wir hier nur einen kurzen Aufenthalt haben, lohnt sich die Besichtigung leider nicht, aber es gibt ja sicher noch andere Tage.

Grenze Schottland / England

Wir überqueren dann die Grenze zu England und legen auch hier einen kurzen Stopp ein. Von hier aus hat man einen wirklich tollen Blick nach Schottland hinein und auch nach England und bei dem Wetter heute erst recht.

Durch den Northumberland National Park geht es weiter zum Hadrianswall. Immer wieder kann man Abschnitte des Walls sehen und viele Wanderer gehen auf oder neben ihm entlang. Der Hadrianswall, bzw. das, was von ihm übrig ist, ist keine große Mauer wie die Chinesische Mauer. Einen guten Meter breit und in etwa ebenso hoch sind die Reste der originalen Mauer, die wir sehen und sehen werden. Ursprünglich wird der Hadrianswall weniger zur Verteidigung das Land durchzogen haben, eher zur Kontrolle des Handels und der „Ein- und Auswanderung“. Alle Infos für die, die Interesse haben, gibt es bei wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Hadrianswall

Vindolanda – römisches Museum und Militärlager

Der Haupstopp den wir heute einlegen (über die Mittagszeit) ist in Vindolanda. Vindolanda ist ein ehemaliges und zum Teil wieder archäologisch ausgegrabenes, römisches Militärlager im Hinterland des Hadrianswall. Die Grundmauern des Lagers sind zu einem erstaunlichen Teil bereits ausgegraben und erschlossen, die Arbeiten daran gehen stetig weiter. Der Aufenthalt ist wirklich interessant, da nicht nur die alten Steine zu besichtigen sind und man quasi kreuz und quer durch das alte Lager schreiten kann. Zusätzlich zu dem, hat man ein wirklich sehenswertes Museum an die Seite des Lagers gestellt, dass das Leben in dem Lager dokumentiert und ein Stück des Walls und deren Wachtürmen rekonstruiert. Wirklich einen Besuch wert, falls mal jemand von Euch in der Nähe ist.

Nach dem Mittagessen setzen wir die Fahrt entlang des Walls fort und Andy, der Reiseleiter heute, zeigt bei diversen Gelegenheiten weitere Teile des Walls. Zurück geht es am frühen Nachmittag durch die Galloway Hills, mit einem letzten Zwischenstopp im viktorianischen Kurort Moffat, über das Gebiet der Southern Uplands und der Scottish Borders zurück nach Edinburgh.

Robin Hood

Ein markanter Baum in mitten einer Mauer und der Andy zeigt drauf. „Kennt Ihr den?“… „Robin Hood, König der Diebe mit Kevin Costner gesehen?“ … Dort wurde die Szene gedreht, an dem der Junge auf den Baum steigt um sich den Häschern des Sir Guy von Gisborne zu entziehen. Spannend. Habe den Film einige Male gesehen und ja, die Szene kenne ich. Jetzt, wo Andy es sagt. Schöner Baum. Richtig nah kommen wir heute nicht ran, aber der Blick reichte eigentlich auch 🙂

Das Black Dinner

Unterwegs kommen wir in den kleinen Orten an vielen Pubs, Inns und Hotels vorbei … einige davon tragen den Namen Black Bull und auf Nachfrage, warum der Name so populär ist, erzählt Andy zwei kleine Geschichten. Zum einen, die, das die Highland Cattles, die Kühe mit dem zotteligen Fell, ursprünglich schwarz waren und nicht rötlich braun. Die andere Geschichte, ist die Geschichte vom Black Dinner.

Die blutigen Ereignisse des Black Dinner fanden 1440 auf dem Gelände des Edinburgh Castle statt. Zwei junge Erben des mächtigen Douglas-Clans wurden eingeladen, mit dem König zu speisen. Als die Feierlichkeiten sich beruhigten, wurde ein schwarzer Stierkopf – damals das Symbol des Todes – auf einer Silberplatte präsentiert. Quasi als Zeichen dessen, was noch kommen sollte. Das nächste, was die Douglas-Erben zu spüren bekamen, war das Schwert im Nacken.

„Game of Thrones“ Fans unter Euch? Erinnert ein bisschen an die rote Hochzeit, oder?

Tag 9 geht dem Ende zu und Ihr steht sicher am Osterfeuer… Slàinte mhath

Impressionen von heute:

Die Artikelreihe zu meiner Schottland-Tour 1/2018:

Tag 8 / Schottland 2018 – William Wallace, das Herz von Robert the Bruce und Rosslyn Chapel7 Min. Lesezeit (ca.)

Für den heutigen Tag ist eine weitere Tagestour mit Rabbie’s  geplant, vorher muss ich jedoch aus- und wieder einchecken, da ein Raumwechsel erforderlich ist. Nicht schlimm, muss eben sein. Die Abfahrt der Tagestouren von Rabbie’s ist an deren eigenem Café, der Weg dorthin von der Ankunft nur ca. 10 Minuten zu Fuß.

Das Wetter ist heute eher britisch. Immer mal wieder ein bisschen Regen, im Laufe des Tages auch mal ein wenig Schnee. Die Sicht ist eher „misty“ und der Wind sorgt für eine scharfe Kälte. Dank des Kaffees im Café und der pünktlichen Abfahrt des vollbesetzten 16-Personen-Busses komme ich aber gar nicht wirklich dazu, einmal richtig durchzufrieren.

The rolling hills o‘ the borders

Der erste Stopp heute ist der „berühmten Ausblick, “Scott´s View”, mit atemberaubendem Blick auf das Tweed Valley und die Eildon Hills.“ – so sagt es die Beschreibung der Tour. Heute ist der Blick durch die niedrig hängenden Wolken kein wirklich besonderer. Aber die Fahrt bot bereits einiges an tollen Bildern. Bei guten Wetter fahre ich hier noch mal hin … denn das muss der Blick sein, den Matt McGinn in seinem Songtext zu „The rolling hills o’ the borders“ beim Verfassen der Zeilen hatte …

When I die, bury me low
Where I can hear the bonnie Tweed flow
A sweeter place I’ll never know
Than the rolling hills o‘ the borders

Ja. Mehr kann ich dazu wirklich nicht sagen. Passt. Die Landschaft hier unterscheidet sich massiv von den Highlands und beide haben ihren eigenen Reiz.

William Wallace Statue

Nach einer kurzen Weiterfahrt machen wir einen weiteren Stopp und gehen zu einer, wenige hundert Meter vom Parkplatz entfernten, William Wallace Statue. Dem Nationalhelden hier, in mitten eines Waldes, eine Statue zu widmen … ok, aber nett ist hier wirklich.

Die Statue an sich (siehe Bild) weißt (wie der Film Braveheart) jede Menge Ungereimtheiten auf. Zum einen …. Das Schwert auf das er sich stützt ist ein typisches Schwert um berittene Truppen zu bekämpfen (die Pferde … ) und nicht für die „normale“ Schlacht geeignet. Wer so ein Schwert mit sich tragen musste, hatte zudem sicher keine Hand und Kraft mehr, einen Schild zu tragen … der Schwertknauf/Griff das das am Gürtel hängende Schwert trägt war erst deutlich später erfunden als Wallace lebte… Wallace war auch kein Highlander, daher wird er keinen Kilt getragen haben und als letzte „Kleinigkeit“ …der Helmschmückende Drache … ein Zeichen der Waliser… trotzdem: Schön, dass man eine Statue errichtet hat 🙂

Melrose Abbey und das Herz von Robert the Bruce

Unsere Mittagspause legen wir heute in Melrose ein und besichtigen die Ruinen der Melrose Abbey. Die Ruine ist schon imposant, beeindruckend und bedrückend zu gleich … wie mag die Abbey wohl in intaktem Zustand gewirkt haben. Was die Ruine bzw. den Platz noch besonderer macht: Hier, mit einer eher unscheinbaren Platte geschmückt, liegt das Herz von Robert the Bruce begraben. Schon mal gehört? Braveheart gesehen?

Der adlige mit dem Lepra kranken Vater … na, an dem Film ist nicht viel wahres dran und geschichtlich fing die eigentliche Geschichte des „Braveheart“ erst nach der Hinrichtung von William Wallace an. Robert the Bruce führte danach noch viele Jahre Krieg gegen die Engländer und zwischendurch ermordete er seinen einzigen Rivalen um den Thron Schottlands. In einer Kirche. Daraufhin wurde er von der katholischen Kirche exkommuniziert, was er sein Leben lang bereute. Um diese Tat wieder gut zu machen und als König der Schotten dann doch noch in das von der Kirche proklamierte „Heilige Königreich“ zu kommen, legte er sich wahrlich ins Zeug. Seine größte Hoffnung legte er in eine Teilnahmen an einem der Kreuzzüge – aber daraus wurde nichts. Als ihm das, kränkelnd und auf dem Sterbebett liegend, bewusst wurde, sprach er seinen letzten Willen aus und ein Teil dessen war, dass sein Herz in einem der Kreuzzüge nach Jerusalem gebracht werden sollte. Nach seinem Tod entnahm man ihm das Herz und sargte es in einen handlichen Box ein, sein Körper indes wurde in einem anderen Teil Schottlands begraben, Auf dem Weg nach Jeruslalem (über Frankreich) in Spanien kämpfte man damals an christlicher Front gegen die Mauren und die Ritter, die das Herz des schottischen König in die heilige Stadt bringen sollten, beteiligten sich in guter Hoffnung. Einer der Gefolgsleute soll dort dann irgendwas in der Art „Follow your King, you brave hearts“ gerufen und das Herz auf das Schlachtfeld geworfen haben … tja … eine der unzähligen Geschichten um Robert the Bruce … und zumindest bis zu einem gewissen Teil belegter als der Film es auch nur im Ansatz macht. Film halt. Hollywood halt. Unsere Zeit halt.

Rosslyn Chapel

Nach dem Mittagessen in Melrose fahren wir zur Rosslyn Chapel. Sie stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde durch Dan Brown’s Buch “Sakrileg” unsterblich gemacht. Auch hier ist natürlich jede Menge Fiktion in den Buch (und Film), aber vieles davon zeigt die Rosslyn Chanel in ihrem wahren Dasein. Die Kapelle ist selbst für einen seltenen Kirchgänger und eher skeptisch Glaubenden, faszinierend. Die unterschiedlichen und zahllosen Darstellungen innerhalb der Kirche sind beeindruckend. Leider dürfen innerhalb der Mauern keine Fotos gemacht werden, aber auf der Webseite oder auch in der Google-Bildersuche findet Ihr viele Darstellungen.

Heftig ist zum Beispiel die Lehrlings- und Meistersäule… noch heftiger: Die Geschichte dazu. In Kurzform: Der Meister hat ne schöne Säule aus Stein gehauen, der Lehrling in Abwesenheit des Meisters seine eigene Interpretation einer zweiten Säule (die eine Kopie werden sollte) gezaubert. Die Säule war eindeutig schöner und der Meister hatte sowas noch nie gesehen … woraufhin er den Lehrling direkt mit dem Holzhammer erschlug. Was für Zeiten. Die Geschichte findet ihr auch (und ausführlicher) bei Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Rosslyn-Kapelle)

Der Besuch war ok und die Eintrittsgelder gehen in eine gemeinnützige Stiftung zur Erhaltung und zum Betrieb von Rosslyn Chapel, in der für die Gemeinde des Ortes Roslin auch weiterhin Messen abgehalten werden.

Abschluss des Tages

Zum Abschluss der Tour gehe ich noch kurz über einen Friedhof in der Altstadt Edinburghs … ich finde alte Friedhöfe generell interessant, dieser hier bindet mich einen Moment und ich beschließe den Tag für heute.

Heute war für mich in der Vergangenheit mal ein etwas besonderer Tag. Schade, dass die Vergangenheit durch jemanden so kaputt gemacht worden ist – der Tag heute half mir, einen Teil davon zu überschreiben. Danke, Schottland.

Frohe Ostern.

Impressionen von heute:

Die Artikelreihe zu meiner Schottland-Tour 1/2018:

Tag 7 / Schottland 2018 – Greyfriars Bobby, das National Museum und ´n Burger5 Min. Lesezeit (ca.)

Heute ist Edinburgh-Tag. Nach der sehr schönen Tour über Islay, tut der Tag „off“ ganz gut. Trotzdem wird natürlich was unternommen. Für den Vormittag steht das „National Museum of Scotland“ auf dem Plan und liegt in der Nähe zum Edinburgh Castle und damit nur ein paar Minuten zu Fuß von meiner Unterkunft, dem Edinburgh Central Youth Hostel am Haddington Place.

Das Wetter ist trocken, kühl und ein wenig windig – Grund genug vor dem Besuch des Museums noch einen Kaffee mit auf den Weg zu nehmen.

National Museum of Scotland

Der Eintritt in das National Museum of Scotland ist frei. Spenden kann man natürlich trotzdem und das mache ich selbstverständlich auch. Eintritt zahlt man nur für Sonderausstellungen, wie aktuell zu der Ausstellung der besten Wildlife-Fotografien. Die Garderobe ist sehr praktisch und Jacke und Rucksack wandern für 3,- Pfund Aufbewahrungsgebühr direkt dorthin. Im Museum ist es recht warm und so früh am Tag ist es auch überraschend leer.

Das Museum ist wirklich schön angelegt und in vielen, kleinen integrierten Museen und Ausstellungen erfährt man nicht nur viel über die Geschichte Schottlands, berühmten Schotten oder schottischen Erfindungen. Das Leben der unterschiedlichen Völker der Welt, die Entwicklung der Tiere oder die Geschichte der Nachrichtenübermittlung … hier findet alles seinen Platz und jeder Besucher ausführliche Informationen. Sehr beeindruckend finde ich die vielen Mitmach- und Erlebnismöglichkeiten für Kinder (und Erwachsene). Eine wirkliche Besuchsempfehlung, falls ihr mal in Edinburgh seid.

Greyfriars Bobby – eine Statue für einen Hund?

Nur einen Steinwurf von dem National Museum of Scotland sitzt eine Hunde-Statue sehr prominent an einer Straßenecke (auf dem Foto zu sehen). Dies ist Greyfriars Bobby. Bobby, ein Skye Terrier, soll der Geschichte nach, nach dem Tod seines Herrchens John Gray, die restlichen 14 Jahre seines eigenen Lebens am Grab seines Herrchens verbracht haben. Nur zu der Mittagszeit, kurz nachdem die 13:00 Uhr Kanone abgefeuert wurde, verließ er zur Fütterung am Coffee House in der Nähe den Friedhof. Berührt von der Geschichte, stiftete jemand später eine Statue zu Ehren des treuen Hundes. Die steht hier.

Harry Potter in Edinburgh

Der Friedhof am Greyfriars Kirk beherbergt neben Bobby (er wurde dort ebenfalls begraben), seinem Herrchen und vielen anderen Menschen, auch einen Mann mit Namen Tomas Riddel. Angeblich soll dieser Name J. K. Rowling zu Tom Riddle inspiriert haben. Das das nicht so weit weg ist, wie man auf den ersten Blick vermuten lässt, zeigt sich ein paar Meter neben der Statue von Greyfriars Bobby. Dort, auf der gleichen Straßenseite nur ein paar Schritte entfernt ist das Elephant House. Hier liegt der Geburtstort von Harry Potter, denn J.K. Rowling schrieb hier die Vorlage zum ersten Roman und ließ sich von vielen Eindrücken in Edinburgh anstecken. Wer Lust darauf hat, kann auch ganze Harry Potter Touren buchen und zu den unterschiedlichen Eckpunkten in der Hauptstadt mit Geschichten versorgt werden. Mit auf dem Plan, die beeindruckenden Gebäude eines örtlichen privaten College – die Vorlage für Hogwarts. Spannend.

Heart of Midlothian – Mosaik

Auf dem Weg zum Writers Museum, dem Museum das sich dem Wirken der drei schottischen Schriftsteller Robert Burns, Sir Walter Scott und Robert Louis Stevenson widmet und in dem ich im letzten Jahr bereits war, stolpert man fast über das „Heart of Midlothian“. Nein, nicht den Fußballverein der ersten schottischen Liga, der Scottish Premiership. Allerdings hat dieser seinen Namen und auch sein Logo hiervon abgeleitet.

Auf der High Street in Edinburgh, auch Royal Mile genannt, befindet sich das „Herz von Midlothian“. Es ist ein herzförmiges Mosaik aus farbigem Granit das in den Bürgersteig in direkter Nähe von St. Giles High Kirk eingelassen ist. Es markiert die Position des alten Zollhauses aus dem 15. Jahrhundert, dass das Verwaltungszentrum der Stadt, das Gefängnis und ein Ort öffentlichen Hinrichtung war. Das alte Zollhaus wurde 1817 abgerissen, das Mosaik erinnert daran.

Nebenbei: Midlothian ist ein Verwaltungsbezirk, offiziell eine der 32 Council Areas Schottlands und auch eine traditionelle Grafschaft, zu der auch Edinburgh zählt.

Zum Mittag gibt es heute einen feinen Burger und einen Pint Tennent Lager in der „Filling Station“ auf der High Street. Den Abend lasse ich gleich bei zwei/drei Edinburgh Gold ausklingen.

Prost.

Impressionen vom Tag:

Die Artikelreihe zu meiner Schottland-Tour 1/2018: