Drauflos geplaudert #12 – Corona und die Auswirkungen gerade hier lokal

Ach, ganz ehrlich, ich würde viel lieber über Schottland plaudern und nicht über die Situation da draußen.

Im Moment sitze ich in Schlangen. Dem kleinen Ort in dem ich wohne und in dem es – natürlich – genauso wild zu geht, wie im Rest des Landes. Meine Aufträge sind bereits in den letzten Tagen für die kommenden Monate weitesgehend storniert worden, ein paar Termine und Aufträge sind ins Online gewandert und sobald ich das ganze Chaos der Absagen in den Griff bekommen habe, kann ich mich darum kümmern wie es weiter geht. So geht es derzeit vielen Kollegen und natürlich auch vielen anderen Menschen mit anderen Jobs, den vielen Menschen die von Schließungen betroffen sind oder auch jeder Menge künftig von Kurzarbeit betroffenen.

Ich hoffe, wir kommen alle einigermaßen glimpflich aus der Nummer raus – vor allem aber hoffe ich, wir bleiben erstmal alle gesund.

Jetzt sitze ich also hier und arbeite… und kümmere mich darum, dass das Leben weiter geht. Hier in Schlangen gelten die Anordnungen des Landes NRW und damit sind wir derzeit ziemlich reglementiert. Die Schulen und Kitas sind zu, Geschäfte geschlossen und das Leben steht in Sachen Freizeit und Co. still. Da die Lebensmittelgeschäfte, Supermärkte, Bäckereien, Apotheken und Co. auch weiterhin geöffnet sind, geht es natürlich auch weiter. Sehr gut. Ein großes Lob an alle, die sich gerade hier um unser Wohl kümmern und hier ihr Bestes geben. Vielen, lieben Dank.

Natürlich ebenso Danke an alle, die sich aktiv um die Bekämpfung des Virus und der Pandemie kümmern, alle die versuchen die medizinische Versorgung aufrecht zu halten und natürlich auch die, die weiter forschen und uns ständig auf dem Laufenden halten.

In dieser Zeit, in der in so vielen Bereichen (mal wieder) klar wird, wie sehr wir die Digitalisierung verschlafen haben … von Schulen und Schülerbetreuung, über Informationsdarbietung und Transparenz aus der lokalen Verwaltung (da ist die Verwaltung in Schlangen übrigens eines der absoluten Negativbeispiele), bis zu den Problemen in der Bereitstellung von Heimarbeitsplätzen … in dieser Zeit braucht es meiner Meinung nach einfach gescheite und transparente, zeitgemäße und flächendeckend zugängliche Information.

Ja, hier im Lokalen braucht Letzteres – die transparente Information definitiv – einen kleinen Tritt in den Hintern. Aus unserer lokalen Verwaltung gibt es die wohl sachlichste und reduzierteste Information die man in so einer Situation bekommen kann. Quasi keine. Reicht an vielen Stellen auch aus, da die wenigen Infos, die man auf der Webseite (die natürlich nicht responsiv ist) einfach nur auf anderen Quellen verweist und damit natürlich auch diese Quellen als vertrauensvoll setzt … aber Bürgernah und vertrauenserweckend, wie es in der derzeitigen Situation zu erwarten wäre ist das nicht. Absolut nicht. Ganz im Gegenteil sogar.

Gestern habe ich einen Beitrag mit drei Gedanken auf Facebook veröffentlicht – im Wortlaut hieß es dort:

„Was ich gerade von Amtsinhabern in der Lokalpolitik erwarte (nur mal drei Gedanken):

– transparentere Informationen zur lokalen Lage
(nicht nur mit einer Verzögerung von X Tagen in traditionellen Medien) in aktueller und zeitgemäßer Form (z.B. eine FAQ per Video am Morgen oder am Abend durch den BM). Würde Vertrauen schaffen, Lösungen aufzeigen, Informationen bieten, Fehlinformationen und Gerüchte minimieren… Alternativ zum Video auch einfach nur (fernab vom Amtsdeutsch) täglich als Update auf der Webseite. Ist zwar nüchterner, aber wäre immerhin ein Zeichen 🙂

– eine Lösung zu den Hamsterkäufen
(Vorschlag: Viele hamstern, viele gehen leer aus und solidarisch und sozial können wir leider getrost vergessen. Vorschlag: Reglementiert zusammen mit dem Handel den Kauf, wenn nötig über Berechtigungsgutscheine pro Haushalt/Einwohner und ermöglicht für Dinge wie Toilettenpapier, Seife, Mehl, Hefe, Milch, Reis, Tomatensauce etc. jeder Zielgruppe den Kauf auf fairer Ebene. Notfalls, verteilt es mit einem „pro Kopf Schlüssel“… aber lasst die, die keine Möglichkeiten haben zu „lauern“ nicht leer ausgehen.

– Überlegungen zur Abfallentsorgung?
Da die Menschen jetzt, entgegen ihres eigentlichen Verhaltens, noch mehr Zeit zu Hause verbringen, produzieren sie – unter anderem durch eine erhöhte Aufnahme von Nahrung, mehr kochen etc. – mehr Müll. Da aber auch die Zeit zu Hause sicher für Dinge wie Gartenarbeit, Entrümpeln oder Renovierungen genutzt werden wird, ist der Bedarf hier prognostizierbar höher. Das wird der derzeitige Turnus der Abfallentsorgung so nicht bewältigen können, denke ich.

Lösungsvorschlag: Bereitstellung von zusätzlichen Entsorgungsmöglichkeiten (Behälter/Säcke) durch den Entsorger zumindest für den Bio-Abfall und Restmüll, Frequenz prüfen und ggf. erhöhen. Grünschnitt-Annahme ermöglichen. Sperrmüllabfuhr für die Zeit nach der Krise in erhöhter Form organisieren.)

… und viele Dinge mehr. Also bitte, liebe Verantwortliche: Sammelt irgendwo die Fragen und seht zu, dass wir gemeinsam Antworten und vor allem Lösungen finden. Ich mache gerne mit und andere bestimmt auch.“

Auf den Beitrag gab es einige Reaktionen. Positive Beispiele anderer Kommunen, Hilfsangebote und klare Lösungsansätze. Natürlich kein Feedback angesprochener Amtsinhaber. Das lasse ich einfach mal so stehen und überlasse die Bewertung Euch.

Die Situation erfordert von uns allen (nicht nur in Schlangen) gerade viel ab. Gerade auch von der Wirtschaft, den Betrieben und den Geschäften. Viele werden wirklich kreativ und, obwohl die Gastwirte den normalen Betrieb nicht aufrecht erhalten können und dürfen, bieten einige hier vor Ort einen Bestell- und teilweise Lieferservice an. Sehr gut. Sollten wir alle unterstützen, sofern es für uns möglich ist. Bei uns im Haus sind wir uns einig: Sofern wir es am Ort bekommen, holen oder bestellen wir es auch am Ort. Ende der Geschichte. Gerade in diesen Zeiten.

Das bedeutet nicht, dass wir uns jeden Tag essen holen (geht auch gar nicht). Aber wir kaufen verteilt ein. Brötchen kaufen wir hier, Fleisch dort, Lebensmittel und Co. dort. So fern möglich bestellen wir beim Gasthof oder Lieferdienst, Arznei in der lokalen Apotheke und sollte Bedarf sein, Bücher und Spiele etc. bei den lokalen Geschäften. So sollte es eh sein und jetzt (und nach der Krise) mehr denn je. Während ich das hier spreche, lese ich davon, dass der nächste Gasthof zu macht. Bitter.

Dennoch:

Was keiner von uns derzeit gebrauchen kann ist Panik. Was alle von uns derzeit gebrauchen können ist Solidarität und gemeinschaftliches Verantwortungsgefühl – also: Lasst beim Einkaufen etwas für andere übrig, hamstert nicht, wascht Euch die Hände, seid freundlich miteinander und sagt den Menschen beim Einkauf Danke, seid für einander da und kümmert Euch um Eure Mitmenschen so gut es geht und wie es Eure Möglichkeiten zu lassen … und bleibt zu Hause.

Man hört und liest sich… bleibt gesund.

Bis bald
Thorsten

Veröffentlicht von

Thorsten Ising

Thorsten. Geboren 1972. Vater von zwei Töchtern und hier privat unterwegs. Ich brauche einen Platz für meine Gedanken, meine Beobachtungen, meine Anmerkungen. Dieser ist hier.

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