Die meisten Teile meiner Arbeit drehen sich um digitale Kommunikation und man könnte meinen, dass das Digitale hier auch vor allem digital stattgefunden hat. Nein, vor Corona hat ein ziemlich großer Teil meines Tages nicht im „Digitalen“ stattgefunden, sondern im Angesicht von Mensch zu Mensch. Das ist jetzt anders. Bleibt das so? Ist es das „Neue Normal“ oder nur eine temporäre Sicht auf die Dinge?

Vor März 2020 bestimmten Seminare in Hotels, Schulungen in Akademien, Termine in Unternehmen, Flüge durch Europa und lange Autofahrten meinen Arbeitsalltag. Natürlich ergänzt durch viel Büroarbeit und Arbeit im Stillen, am Telefon oder, zum Teil, auch in Videokonferenzen und Co..

Mit der Pandemie hat sich vieles davon erledigt. Fast alles. Während ich in dem Jahr vor 03/2020 unzählige Kilometer auf meinen Autotacho gefahren habe, sind seitdem gerade mal rund 6.000 km dazu gekommen, ich bin seitdem nicht mehr geflogen, war nur einmal im Ausland (Sommerurlaub), habe geschäftlich keine Handvoll Nächte im Hotel verbracht und nur zwei mehrtägige Seminare in „Präsenz“ abgehalten.

Der Rest war digital. Konferenzen, die im virtuellen Raum abgehalten wurden. Moderationen von Konferenzen, von Gesprächsrunden oder Seminare, Schulungen und Co. die mit Zoom und anderen Anbietern durchgeführt wurden. Aber auch das mussten viele erst lernen.

Direkt am Anfang verfielen einige Unternehmen und Anbieter in eine Art Schockstarre. Termine wurden abgesagt oder auf unbestimmte Zeit verschoben. Bei anderen weckte es einen neuen Aktionismus – „Los, wir müssen das mit dem HomeOffice hinbekommen“ – war nicht nur einmal der Weckruf und wurde zu einem weiteren Teil meiner Beratungsleistung.

Das „neue Normal“ ist also das Digitale. Oder? Videokonferenzen mit Zoom, Microsoft Teams, Google Meet und Co. sind das „neue“ Mittel der Wissensvermittlung, der Absprache oder der Team-Koordination. Kollaborative Systeme lassen uns zusammen arbeiten und lassen viele Dinge von „damals“ überflüssig erscheinen. Bleibt das?

So viele Unternehmen haben sich früher gegen HomeOffice und Co. gestemmt, selbst einzelne Tage im Monat grundlegend abgelehnt. Als vor ein paar Jahren ein Beitrag mit mir in den lokalen Medien zu dem Thema erschien, wurde ich belächelt und sogar angegangen. Heute ist es „normaler“ Alltag.

Seminare, Schulungen, Konferenzen – während es „früher“ gar keine Frage dazu gab, werden Menschen, Organisationen, Unternehmen künftig sicher hinterfragen, ob diese in Präsenz stattfinden müssen. Es geht doch auch ohne lange Anreise, Übernachtungskosten etc. – oder?

Bleibt es beim Digitalen? Wird es vielleicht sogar noch mehr durch die immer weiter und verbesserte Anbindung? Durch schnelleres Internet? Durch 5G?

Ich weiß es nicht. Glaube derzeit auch noch nicht wirklich daran. Ich denke, viele Unternehmen werden versuchen zurück zum „alten Normal“ zu springen. So viele sprechen von „Wenn das alles vorbei ist“ oder „Wenn alles wieder normal ist“ oder vom „danach“ … wäre es nicht grundsätzlich cleverer davon auszugehen, dass das künftige Normal etwas anderes ist und es schlicht als Weiterentwicklung zu sehen?

Ach, wir werden sehen.

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