Schottland-Reisetagebuch: Tag 7 – Isle of Skye – Whisky2 Min. Lesezeit (ca.)

(Nachtrag – ich bin mit den Beiträgen ein wenig hinterher – ein paar Tage fehlen noch und werden nachgetragen)

Tag 7

Die Nacht im Hotel in Portree war ok – gutes Bett, ganz ordentlicher Schlaf und gescheites (Full Scottish) Frühstück. Heute steht nicht wirklich viel auf dem Programm – wir fahren über Skye und ich habe Zeit für die beeindruckende und wunderbare Landschaft. Durch die Cuillin Mointains fahrend ist die Talisker Destillery in Carbost unser erstes Ziel.

Hier war ich bereits bei meiner ersten Schottland-Reise und eine weitere Führung mache ich nicht. Dafür ein schnelles Tasting des Talisker Storm Whisky. Nicht ganz meine Whisky – andere mag ich deutlich mehr.

Unser „großer“ Stopp inklusive Mittagspause ist in Dunvegan und der Besuch des gleichnamigen Castle.

Dunvegan Castle ist Heimat und Wohnsitz des Clan Chief der MacLeods. Seit über 800 Jahren in Familienbesitz – kurz verpachtet bis 1929 der damals amtierende Clan Chief wieder in den Familiensitz zurückkehrte und das Land führte. Neben der beeindruckenden Geschichte der gesamten Anlage ist das, was sie aus diesem Gebäude- und Umgebungskomplex gemacht und erhalten haben schlicht schön. Unterschiedliche Themengärten die man als Besucher gegen Gebühr bewundern kann, kurze Bootstouren zu den nahegelegenen Seehund-Bänken und eine ausgeklügelte geführte Tour durch die Burganlage. Der Besuch lohnt sich wirklich.

Hier in Dunvegan wird der Glaube an Feen und Co. erneut deutlich. In der Burganlage hängt in einem Bilderrahmen die „Fairy-Flag of Dunvegan“. Rein wissenschaftlich betrachtet ist die Fahne, deren Motiv man nicht mehr wirklich bewundern kann, deutlich älter als die Burg an sich und scheint von Menschenhand gemacht (Seide). Dei Legenden dazu erzählen eine andere Geschichte und diese werden hier auch durchaus noch heute hochgehalten. Eine ist, dass sich vor Jahrhunderten ein Kindermädchen auf eine Feier im unteren Stockwerk begab, statt sich um den Stammhalter der Burgherren zu kümmern. Das Fenster hatte sie offen gelassen und das Baby wurde aufgrund der Kälte unruhig im Schlaf, strampelte sich frei. Eine Fee hörte das Klagen und wickelte das Baby in die Feen-Flagge, blieb bei dem Kind und sang ihm ein Schlaflied vor. Die Fee wurde entdeckt und die Flagge blieb im Besitz des Clans.

Mit magischen Kräften – so heißt es – beschützt die Flagge seit Jahrhunderten den Clan vor Katastrophen und Niederlagen im Krieg. Wenn sie in höchster Not geschwungen wird, dreht sich der Wind und der Clan wird Siegreich sein. Schöne Geschichte und der Glaube daran ist hier weiterhin
allgegenwärtig.

Dunvegan lohnt sich also und wir fahren weiter durch die Landschaft. Vorbei am Skeabost Hotel (von hier schmuggelte Al Capone damals während der Prohinition Whisky in die USA) zum Museum of Island Living, zum
Grab von Flora MacDonald (müsst ihr selber lesen) und schließlich hoch zum Quirang mit seiner imposanten Kulisse und atemraubenden Ausblich. Die Gegend rund um den Quirang ist u.a. berühmt für allerlei Funde von Dinosaurierresten. Hier zählte man die häufigsten Funde in ganz Schottland.

Mich beeindruckt einmal mehr (ich war schon hier) der Ausblick.

Den Rest des Tages erleben wir noch den Kilt Rock, Lealt Falls und natürlich den „The old Man of Storr“ – jenen markanten Felsen der auch zahlreiche Filmteams in die Gegend lockte. Unter anderem hier in der Region wurden Szenen für Prometheus / Flash Gordon / Highlander / MacBeth und viele mehr gedreht.

Schottland-Reisetagebuch: Tag 6 – Isle of Skye – Portree3 Min. Lesezeit (ca.)

Schlafen, Frühstücken und los geht´s. Viele Ziele haben wir heute nicht vor der Brust, heute am Nachmittag geht es mit der Fähre rüber zur Isle of Skye. Vorher jedoch fahren wir zum anderen Ende der Isle of Lewis and Harris.

Während der Fahrt kommen wir bereits in Tarbert vorbei und damit an der Harris Tarbert Destillery. Einer noch sehr jungen Destillerie. Noch haben sie keinen Whisky auf dem Markt, da schottischer Whisky mindestens 3 Jahre und einen Tag im Fass gelagert sein muss, bevor er Whisky genannt werden darf. So lange ist der Hersteller also noch nicht in der Produktion. Um in der Zwischenzeit trotzdem Geld zu verdienen, produzieren sie den Harris Gin, der offenbar so gut läuft und verkauft wird, dass zwischendurch die Glasflaschen ausgegangen sind. Ziemlich cool finde ich, dass sie sich den „großen“ Markt nicht anschließen wollen und nur ausgewählte Händler den Gin verkaufen dürfen.

Für unser nächstes Ziel fahren wir die Golden Road von Tarbert aus nach Clò Mòr … felsige Landschaft. Erinnert zwischendurch mehr an eine Mondlandschaft als an eine schottische Umgebung. Während der Highland Cleareances wurden viele hierher umgesiedelt. Der Name Golden Road stammt aus der Zeit, da der Bau der Straße aufgrund der schwierigen landschaftlichen Begebenheiten Unmengen von Geld gekostet hat.

Unser Ziel nach der Golden Road ist die Harris Tweed Exhibition.

Eine Ausstellung über den Harris Tweed in der alle Schritte von der Wolle über das Weben bis zum Endprodukt gezeigt werden. Zahlreiche Designer aus aller Welt werden zudem vorgestellt und auch deren Produkte haben hier ihren Platz. Interessant, aber nicht so mein Thema heute. Alte Steine, Geschichte und Landschaft ziehen mich mehr in den Bann.

Die alten Steine sehen wir wenige Zeit später. Die St. Clements Church am südlichen Zipfel von der Isle of Harris. Imposant finde ich hier die alten Gräber der Clan-Chiefs der MacLeod. https://de.wikipedia.org/wiki/Clan_MacLeod.

Unsere Mittagspause verbringen wir in Leverburgh auf Harris. Hier im „The Anchorage Restaurant“ direkt am Pier und Fähranleger, gibt es eine wirklich gute Speisekarte, die für jeden Geschmack etwas bietet. Ich entscheide mich für die Suppe des Tages. Blumenkohlsuppe. Großartig, wirklich lecker und eine anständige Portion. Selbst für nen langen Kerl wie mich. Der Hafen ist nett und so bleibe ich einige Zeit einfach dort sitzen, schreibe in mein kleines Notizbuch und genieße die Sonne.

Da die Fähre um 16:30 Uhr von Tarbert aus zu Uig auf Skye ablegt, haben wir auf der Rückfahrt nur noch wenige Fotostopps u.a. in Luskentyre. Die schönen Sandstrände und die weite Sicht haben es wirklich in sich.

Die Überfahrt mit der Fähre ist ruhig. Ich sitze draußen, bietet sich bei dem Wetter einfach an. Von Uig (den Namen gibt es hier in Schottland öfter mal, stammt vom Wort Vik für Bucht) auf Skye zu unserem heutigen Übernachtungsziel Portree ist es nicht mehr weit und gegen 19.00 Uhr Ortszeit sind wir da. Die nächsten Nächte hier auf Skye verbringe ich in einem Hotel. Einfach, aber nett. CheckIn läuft problemlos, Zimmer ist sauber und Kaffee auf dem Zimmer gibt es auch. Alles rund.

Der Hoteleingang führt durch die Bar in der bereits reger Betrieb herrscht. Ich war kurz da und direkt hinter mir ein Pärchen. Auf einer Kreidetafel steht „WIFI-Password: askatthebar“. Das Pärchen liest, geht zum Wirt und fragt nach dem WIFI-Password. Der Wirt zeigt wortlos grinsend auf das Schild. Das Pärchen zuckt mit den Schultern und fragt erneut. Dem Spiel könnte ich stundenlang zuschauen, aber da ich gleich quer durch den Saal spucke vor lachen, gehe ich lieber.

Ein paar Bilder von heute:

Hier findet Ihr die einzelnen Berichte der zweiten Schottlandreise 2018:

Schottland-Reisetagebuch: Tag 5 – Isle of Lewis4 Min. Lesezeit (ca.)

Hätte ich gestern genau hingeschaut, wäre mir mein Fehler sicher aufgefallen. Heute ging es nicht rüber zur Isle of Harris (was ja irgendwie eins ist, aber die Menschen es hier ander sehen), da geht es morgen erst hin. Heute war also noch mal Lewis dran.

Die Isle of Lewis and Harris war lange in Privatbesitz, das ist heute nicht mehr so. Auch gehörte die Insel bis 1266 nicht zu Schottland, sondern lag unter Norwegischer Herrschaft. Die Nordmänner hatten auch tiefen Einfluss auf das Leben in der früheren Geschichte.

Die Fahrt über die Insel beginnt gegen 9.00 Uhr Ortszeit und wir stoppen am Arnold Blackhouse. Ein langgezogener Bau, wie er hier vor 100 Jahren noch absolut typisch war. Die Bauten sind aus Stein und mit Schilfrohr oder Stroh abgedeckt. In dem Haus gibt es keine Fenster – nur kleine Türen und die Menschen lebten hier mit dem Vieh unter einem Dach. Nicht so neu – sowas gab es bei uns früher auch – aber beeindruckend und bedrückend zu sehen. Hier in dem Arnold Blackhouse lebte eine Frau bis zum Jahr 1966 unter den Bedingungen. In der Mitte des Hauses ein Torffeuer das mit dem eigenen gestochenen Torf befeuert wurde und niemals ausgehen durfte. Die Dame die hier wohnte, hat das Haus 1966 Historic Scotland übergeben. Mit allem was darin war und Historic Scotland beließ es so und führt es heute als Museum.

Als Ausgleich für das Blackhouse baute Historic Scotland der Frau ein modernes Wohnhaus direkt nebenan. Mit allem, was sie dafür brauchte und in dem alten Haus zurücklassen musste. Sehr cool.

Einen weiteren Einblick in das Leben auf den äußeren Hebriden gibt uns Norman. Sorry, aber ich habe den Nachnamen vergessen. Norman ist in die Jahre gekommen und auf den ersten Blick wird klar, ein echtes Original. Der Man webt als einer von noch wenigen hier auf der Insel den richtigen und markenrechtlich geschützten Harris Tweed. Norman zeigt uns seine sechzig Jahre alte Maschine, die aus noch älteren Entwürfen (aus den 1920ern), gebaut ist und mit der er mit Hilfe seiner Muskelkraft webt. Dabei erzählt er voller Hingabe und mit einem gewissen Schalk im Nacken die Geschichte rund um den Harris Tweed, auf den er sichtbar stolz ist. Zu Recht. Er verkauft nur wenige fertige Produkte (Schals) selbst, ansonsten verkauft er Meterware an die, die daraus wieder Produkte wie Jacken, Westen und Taschen fertigen und in alle Welt verkaufen. Interessanter Mann und ein Handwerk das wohl über die Jahre der Industrie weiter zum Opfer fallen wird.

Zwischen einem Regenschauer (gerade wieder im Bus) und dem nächsten (gerade wieder im Bus) stoppen wir am Dun Carloway Broch. Brochs sind Türme, die als Wohnhäuser genutzt wurden (von denen, die sich sowas leisten konnten). Die Türme sind in der Regel fensterlos und beherbergten, wie die Blackhouses, alles unter einem Dach. Der Dun Carloway Broch ist noch ein wenig erhalten und man kann sehen und erahnen, was da früher mal stand. Eine kleine Ausstellung mit Hinweistafeln erklären den Rest. Was allerdings ein echter Hammer ist, ist der Ausblick von hier. Keine Frage, hier hätte ich wohl auch meine Wohnstube aufgeschlagen.

Passend mit Ende des nächsten Regenschauers legen wir unsere Mittagspause in Callanish ein. Hier im Visitor Center Callanish gibt es neben Getränken auch ne anständige Küche, einen kleinen Shop und eine Ausstellung. Denn hier in Callanish gibt es gleich eine ganze Ansammlung von alten Steinkreisen. Die größte ist Callanish 1 und liegt direkt in der Nachbarschaft. Der Steinkreis ist beeindruckend. Quasi Kreuzförmig angelegt führ(t)en zwei Steinalleen auf das Zentrum, den eigentlichen Steinkreis mit einem großen stehenden Stein in der Mitte, zu. Viele von den Steinen stehen noch immer und trotzen der Zeit. Sicher waren es religiöse Gründe dieses Monument zu errichten und der Platz direkt auf dem Hügel, die weite Sicht und sicher auch der Blick auf den Himmel wird den Rest dazu beigetragen haben.

Nicht weit entfernt (wenige hundert Meter) befindet sich Callanish II, etwas weiter Callanish III und natürlich auch noch Callanish 4. Heftig. Wirklich. Wenn ich mir vorstelle, wie viele Menschen, wie viel Überzeugung, Motivation, Kraft und Energie es gebraucht haben muss, diese Steinkreise zu errichten… Respekt. Ehrlichen Respekt.

Den Rest des Tages widme ich meine Zeit der Landschaft. Der Regen hat wieder aufgehört, ich schaue aus dem Fenster oder laufe ein paar Meter bei den Stopps, die wir einlegen. Unter anderem stoppen wir kurz an dem Strand, an dem man die alten Schachfiguren gefunden hat, von denen ich gestern schrieb. Hier würde ich einfach mal gerne mit einer Metalsonde entlang gehen. Der Strand ist toll gelegen und fast kein Mensch da. Wir, aber sonst keine Seele.

Der Tag war interessant und hat mich zum Nachdenken gebracht. Warum brauchen wir eigentlich für alles und jedes ein Hilfsmittel, ne Maschine oder nen Apparat? Ich überlege ernsthaft einiges zu minimieren und auszumisten, wenn ich wieder da bin. Schlecht wäre es sicherlich nicht.

Ein paar Bilder von heute:

Hier findet Ihr die einzelnen Berichte der zweiten Schottlandreise 2018:

Schottland-Reisetagebuch: Tag 4 – Isle of Lewis and Harris5 Min. Lesezeit (ca.)

Ernsthaft: Ich habe noch keine angenehmere Unterkunft gehabt, als das Millview Bed & Breakfast. Großes Bett, Amazon Prime Video, schnelles Internet, tolles Frühstück auf dem Zimmer serviert, angenehme Gastgeberin und völlige Ruhe. Absolute Empfehlung, falls ihr mal eine Unterkunft in Ullapool brauchen solltet.

Die Nacht war also gut, der Schlaf kurz aber richtig erholsam.

Heute geht es auf die Isle of Lewis and Harris. Einer der äußeren Zipfel Europas. Unsere Gastgeberin schwärmt und glaubt an meine spätere Begeisterung. Ich auch, denn so wie sie erzählt und beschreibt wird mein Eindruck sicher ähnlich sein. Das Wetter passt ebenfalls, so werde ich viel auf dem Außendeck sitzen und Fotos machen. Ich bekomme ein paar Motive, unter anderem eine Delfin-Schule, die an uns vorbei schwimmt.

Hier auf dem Wasser ist man klein. Ziemlich klein. Ein Spielball der Natur. Die 2,5 Stunden Überfahrt gehen schnell vorbei und dank diverser Schulen von Delfinen gibt es das ein oder andere „Uih“ zu hören. Wale, die es hier gelegentlich auch zu sehen gibt, sehe ich heute nicht. Vielleicht auf der Rückfahrt.

Wir erreichen Stornaway. Hier bleibe ich für zwei Nächte. Nach einer kleinen Mittagspause geht es hoch zum „Lews Castle“ eine – im Verhältnis – recht neue und moderne Burganlage mit Blick auf den Hafen. Direkt neben dem Gebäude ist ein kleines Museum. Hier wird gezeigt, was und vor allem wie die Menschen hier auf den äußeren Hebriden leben und gelebt habe. Inklusive ein paar Ausstellungsstücke, die man hier auf den Inseln gefunden hat. Darunter ein paar uralte Schachfiguren, die in einer Sanddüne gefunden wurden. Interessant. Das Museum ist zudem nur wenige Tage im Jahr geöffnet und daher passt unser Besuch wiedermal prima in die Zeit.

Da es schon relativ spät ist, fahren wir heute nur noch wenige Punkte an. Dabei: Port of Ness. Eine kleine Bucht mit Sandstrand, der „Butt of Lewis“ (der, nicht wie der Name sagt, der „Hintern“, sondern eigentlich der Anfang ist) und den stehenden Stein „Clach an Trushal„, der „Stein des Mitgefühls“. Ein aufrecht stehender Stein, der hier quasi im Garten eines Wohnhauses, seit tausenden von Jahren der Geschichte trotzt. Früher stand hier vermutlich ein ganzer Steinkreis und der „Clach an Trushal“ ist der letzte Rest. Der größte stehende Stein in Schottland.

Von stehenden Steinen gibt es hier auf den Inseln einige. Mehr davon sehen wir morgen. Viele dieser Kulturgüter wurden in den vergangenen Jahrhunderten vernichtet und unwiderruflich zerstört. Ob es schlicht deswegen war, weil sie Landwirten im Weg standen oder man die Steine zertrümmert und anderer Nutzung zugeführt hat? Wahrscheinlich beides.

Zurück in Stornoway ist die Unterkunft (das Twentyseven B&B)für die nächsten Tage erneut recht niedlich. Das Bett ist bequem, das Internet läuft, Frühstück klingt super (Yeah, morgen endlich das Full Scottish Breakfast (ok, nicht ganz „full“ – den Black Pudding mag ich immer noch nicht und bestelle ihn für morgen auch direkt ab) und bis zum „Town Center“ ist es nur ein kurzer Spaziergang. Ich gehe nur kurz für einen Snack in die Gemeinde und dann reicht es für heute auch.

Alles was ich heute gesehen habe, die Eindrücke die ich sammeln konnte und die Erlebnisse drumherum waren prima. Das Wetter war erneut gut, der Wind pfiff ordentlich um die Ohren und die Gespräche waren nett. Craig aus der Nähe von Glasgow, mit dem ich eine Weile auf der Fähre gesprochen habe, hatte tolle Tipps für weitere Schottland-Ausflüge. Ken aus Kanada bringt die Asche seiner verstorbenen Mutter zurück in ihre Heimat und Paul aus Deutschland fährt mit seinem Rad durch die Weltgeschichte (musste sofort an Markus denken, der unter http://kremers-fahrradtasche.de/ seine Abenteuer, u.a. in Schottland, mit dem Rad dokumentiert). Spannend, mit wem man hier alles ins Gespräch kommt.

Morgen geht es weiter. Dieses Mal an den anderen Zipfel zur Isle of Harris.

Ein paar Bilder von heute:

 

Hier findet Ihr die einzelnen Berichte der zweiten Schottlandreise 2018:

Schottland-Reisetagebuch: Tag 3 – Highlands, Loch Ness, Ullapool6 Min. Lesezeit (ca.)

Die Nacht war kurz, erholsam und warm. Da ich heute auf die mehrtägige Tour aufbreche dusche ich schnell, packe mein Zeug zusammen und räume mein Zimmer. Der CheckOut läuft binnen Sekunden und ich laufe mit Koffer zur Busstation. Da erwartet mich mein morgendlicher Kaffee und allein der Gedanke daran reicht als Motivation. Zwischendurch komme ich an ein paar Coffee-Shops vorbei (Costa, Starbucks z.B.), aber ich hole mir meinen an der Edinburgh Bus Station am St. Andrew Square. Denke ich.

Falsch gedacht. Da wo ich im März noch meinen Kaffee geholt habe ist jetzt gähnende Leere. Typisch, Ising. Nicht die letzte Sache, die heute nicht klappt. Ohne Kaffee, dafür mit ner Coke und ner Flasche Irn-Bru steige ich pünktlich in den bereit stehenden Kleinbus von rabbie´s. Die Busse sind perfekt. Klein (16 Plätze), bequeme Sitze, USB-Ladestationen an jedem Sitz. Ich entscheide mich für einen Einzelplatz in der Mitte des Busses. Unser Fahrer ist Andrew, geschätzte Mitte 30 und stellt sich im Laufe des Tages als guter Typ heraus. Neben gescheitem Fahren kann er nebenbei Geschichten erzählen, ist Faktensicher und spielt gescheite Musik ab. So kann es weiter gehen.

Die Plätze im Bus sind nicht ganz gefüllt. Das wird morgen anders. Vier weitere Personen stoßen noch von einer anderen Tour aus zu uns und dann ist der Bus voll.

Von Edinburgh fahren wir los. Tagesendziel ist Ullapool an der Westküste Schottlands. Doch zunächst geht es über den River Forth (der von westlich von Stirling aus in Richtung Nordsee durch Schottland fließt) in Richtung Highlands. Die erste Pause legen wir in Dunkeld ein. Dort habe ich schon auf der ersten Schottland-Tour eine Pause gemacht und daher laufe ich einmal durch den Ort, mache ein paar Fotos von der in einem Park am River Tay liegenden Dunkeld Cathedral und setze mich die paar Minuten bis zur Weiterfahrt an den River Tay. Es ist schön hier. Kaum Menschen und eine idyllische Ruhe. Hier könnte ich es aushalten.

Auf der Weiterfahrt redet Andrew über die Wälder Schottlands. Gut, viele sind das nicht mehr. Zumindest nicht, wenn man bedenkt, dass früher – bevor die Römer nach Schottland kamen, gut 75% Schottlands bewaldet war. Die Römer gaben dem Land auch den Namen „Caledonia“ (bestimmt schon mal als Lied gehört, im Original von Dougie MacLean, gecovert von unzähligen Künstler wie Amy MacDonald etc.). Caledonia bedeutet „Land der Waldmenschen“. Der Name passt so nicht mehr. Heute sind es nur noch rund 9% Schottlands die bewaldet sind.

Wir fahren an Pitlochry vorbei, stoppen am Killiecrankie, passieren die Dalwhinnie Whisky Destillerie (guter Whisky, ich mag den 15 Jahre alten) und machen „Mittag“ in Aviemore. Niedliche, kleine Stadt und endlich bekomme ich meinen Kaffee. Und neue Schuhe. Die anderen habe ich nämlich im Hostel stehen lassen. Clever, Ising. Egal. Wir sind unterwegs und ich brauche die festeren Schuhe in den nächsten Tagen sicher. Also kaufe ich mir welche. Die Verkäuferin und ich kommen ins Plaudern. Sie kommt aus Holland, wohnt in Aachen und arbeitet hier während der Saison. So geht die Pause schnell vorbei, die Fahrt geht weiter und der nächste Stopp ist wieder dort, wo ich letztens schon mal bleiben wollte. Am Loch Ness.

Nein, ich habe Nessi nicht gesehen, habe keine Haribo Colorados in die Luft geworfen und bin auch nicht euphorisch rumgelaufen und auf meine Kamera gezeigt und Leute veräppelt.

Loch Ness ist ein Loch. Ein tiefes Loch mit viel Wasser. Ziemlich viel Wasser um genau zu sein. Der knapp 39 km lange und bis zu 1 km Teich führt alleine mehr Wasser als alle anderen Seen in England und Wales zusammen. ZUSAMMEN. Beeindruckend. So wie die Kulisse des Loch Ness. Unser Stopp ist am äußersten Ende in Dores nahe Inverness.

Wusstest Du, dass der erste, der ein Ungeheuer hier gesehen haben will, der Mönch Columba war? Columba war der Auslöser der Christianisierung Schottlands und u.a. Gründer der Iona Abbey (davon schrieb ich schon mal). Er soll also ein Ungeheuer im Loch Ness gesehen haben (ok, wer an andere nicht Sichbare glaubt und es anderen glaubhaft versichern kann, dass es sie gibt – warum sollte das also nicht mit Nessie klappen?) und hat damals versprochen, die Einwohner vor dem Monster zu beschützen. Als einer seiner Schützlinge im Wasser schwom ist Nessie also aufgetaucht und er hat es mit seinem Kreuz in der Hand verbannt. Was ein Typ. Hat Jahrhunderte lang funktioniert – denn die nächste Sichtung kam erst wieder viel später. Unter anderem als ein Fahradfahrer von seinem Rad kippte und der Polizei erzählte, dass er sich aufgrund des Monsters erschreckt habe. Ob die ihm geraten haben, nochmal in den Pub zurück zu fahren aus dem er gerade kam, weiß ich nicht. Wohl aber, dass in Dores ein Mann in einem Wohnmobil lebt (direkt an dem Strand am Dores Inn), der seit nunmehr 28 Jahren Nessie jagt und sein ganzes vorheriges Leben dafür aufgegeben hat. Vor 10 Jahren hat er es damit schon ins Guinness Buch der Rekorde geschafft.

Sei es drum: Nessie bleibt heute unter Wasser und ich mache nur ein paar Fotos vom Loch Ness.

Wir fahren durch Inverness, der einzigen Stadt in den Highlands und halten kurz für ein Foto von der Burg. Inverness hat rund 57000 Einwohner (inkl. Umland) und ist sicher mal einen längeren Besuch wert.

Nach zwei weiteren kleinen Fotostopps (u.a. die Silver Bridge am Black Water River) erreichen wir gegen Abend unser heutiges Ziel. Ullapool an der Westküste. Richtig netter Ort mit Hafen, Fähranleger und einem Bett für mich. Ich mag B&B und habe auch dieses Mal so gebucht. Mein „Refugium“ für heute Nacht, dass Millview Bed & Breakfast. Nette Menschen, tolles Zimmer und das Frühstück gibt es morgen direkt auf dem Zimmer serviert. Kaffee, Getränke und Obst stehen bereit und das WLAN ist frei und schnell. Super. Hier werde ich in sicher gut schlafen. Doch vorher gehe ich runter zum Hafen, esse einen Happen, arbeite ein wenig und schreibe diesen Beitrag, der jetzt zu Ende ist 😀

Ok, eine Sache noch. Mein persönlicher Held des Tages. Ein in die Jahre gekommener (geschätzt über 80 Jahre alt) freundlicher Mann aus der Gegend wundert sich über meine Körpergröße, spricht mich darauf an und fragt wie groß ich bin. Ich antworte ihm „189cm laut Ausweis“, worauf er mir mit sichtlich viel Spaß rät, im Winter in den Highlands gut auch mich aufzupassen, damit mir kein Eis auf dem Kopf wächst. Herrlich. Wir lachen.

Bis morgen!

Ein paar Bilder von heute:

Hier findet Ihr die einzelnen Berichte der zweiten Schottlandreise 2018: