Sonnig, warm, mit einem kurzen Herzensstopp und im Stau. So startet die Reise nach Edinburgh dieses Mal für mich.  Den Flughafen in Hamburg erreiche ich nach viel Verkehr, Baustellen und Staus nach gut vier Stunden Fahrt. Passt und nach Gepäckaufgabe, Sicherheitskontrolle und Boarding sitze ich im Flieger. Ryanair. Dieses Mal sitze ich ganz Vorne. Beinfreiheit. Zum Glück.

Der Tag bis zum Abflug war ok, aber so richtig freue ich mich noch nicht. Ja klar, ich freue mich auf Schottland, Edinburgh, das Royal Military Tattoo, ehrliches Essen, guten Whisky und die beeindruckenden Landschaften, die Kultur und Geschichte. Trotzdem: richtige Vorfreude ist das noch nicht. Irgendwas hakt im Vorfreude-Zahnrad-Konstrukt. Mal sehen.

Sei’s drum: Der Flieger hebt mit mir an Bord pünktlich ab und der Flug dauert 90 Minuten. Auf dem Flug nervt so gut nichts. Nur die laut schmatzende Kaugummikauerin zwei Plätze weiter, die auch beim 87423 Versuch keine Kaugummiblase hinbekommt.

Einreise und Kontrolle gehen fix, der Koffer ist schnell wieder an meiner Seite und der Kaffee schmeckt. Liquid Sunshine begleitet die Fahrt mit der Tram in die Innenstadt.

Meine Unterkunft ist auch dieses Jahr wieder das Edinburgh Haddington Place. Studentenunterkünfte, die in den Semesterferien zum buchbaren Hostel umfunktioniert werden. Der Checkin läuft glatt, das Zimmer ist sauber und reicht mir wieder völlig. Eine perfekte Alternative und klare Empfehlung – solltet Ihr Euch merken.

Für irgendwas besonderes heute Abend fehlt mir die Lust. Ich laufe ein wenig durch die Straßen, sitze und arbeite in einem Café, zwischendurch auch in einer Kneipe. Café, Bier, Whisky und die Nacht ist rum. Ohne Schlaf.

Heute Nacht ist mir die Obdachlosigkeit hier zum ersten Mal wirklich aufgefallen. In vielen Häuserecken, windgeschützten Plätzen oder einfach auf dem Bürgersteig. Viele, denen es offenbar sehr schlecht geht. Der Gedanke lässt mich nicht los, werfe hier und da ein paar Münzen in den Hut, kaufe drei Kaffee für die, die mich darum bitten und lade Waldemar aus Bremen, der in Edinburgh gestrandet ist, zum Frühstück ein.

Ich selbst esse nichts, höre mir seine Geschichte an, rede mit ihm, zahle sein Essen, schenke ihm ein wenig Zeit und wünsche ihm, dass er seinen Weg nach Hause genauso wiederfindet, wie seinen Weg im Leben. Ehrlichere Dankbarkeit habe ich selten in Augen gesehen.

Den Tag verbringe ich damit, dass ich laufe, sehe und mich beeindrucken lasse. Zwischendurch hole ich mein Ticket für heute Abend ab. Das Royal Military Tattoo das ich heute besuchen werde. Die Tribünen auf der Esplanade der Burg sehe ich öfter und freue mich auf die Show.

Bilder gibt es heute nicht – ich habe noch kein einziges gemacht. Das wird ab heute Abend anders.

Stay tuned.

Hier findet Ihr die einzelnen Berichte der zweiten Schottlandreise 2018:

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2 Comments

  1. Klingt ganz anders als sonst. Vor allem, dass dir dieses Mal auch die Obdachlosigkeit so extrem aufgefallen ist. Sicherlich vorher schon auch, aber dein Auge streckt sich gerade in ganz andere Richtungen.
    Weiterhin viel Freude bei den Entdeckungen!

    • Thorsten

      Hey,

      Danke Dir 🙂

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