Tag 9 / Schottland 2018 – Römische Mauern, Robin Hood und das Black Dinner5 Min. Lesezeit (ca.)

Während des kurzen Spaziergangs zu der Statue von William Wallace gestern, habe ich mich ein wenig mit dem Fahrer, Mike, unterhalten. Er, ein großer Freund Deutschlands und offenbar ständig zu Besuch, fragte, ob mir der Name „Theodor Fontane“ etwas sagen würde … während ich nur „Klar, berühmter Deutscher Schriftsteller … hasste ihn in der Schule, glaube ich… „ entgegnete, flog in meinem Kopf „Effie Briest, oder?“ ungehört und unausgesprochen am Dialog vorbei.

„Theodor Fontane hat einen guten Reisebericht über Schottland geschrieben. Solltest Du lesen, wird Dir gefallen“, sagte Mike. „Hat mir ein Literaturprofessor aus Deutschland mal geschickt. Bald 160 Jahre alt, aber sehr gut“. Ok, ich folge Empfehlungen häufig und habe es bestellt … Rezension folgt.

Heute stand noch eine Tagesfahrt mit Rabbie’s an. Der Name ist übrigens (da der Gründer ein bekennender Fan ist) abgeleitet von dem schottischen Schriftsteller Robert „Rabbie“ Burns. Die Tour heute führt uns zum Hadrianswall … und der ist … in England. Genau. Durch die Scottish Borders und einen Teil der gestrigen Strecke entlang fahren wir erneut durch wirklich schöne Landschaften. Heute mit einer ordentlichen Portion Schnee begleitet … der Regen heute Nacht in Edinburgh hat sich hier in weiß niedergeschlagen. Dennoch: Der Tag ist mit prima Wetter ausgestattet und die Laune ist auch ok. Passt.

Erster Halt: Jedburgh Abbey

Der erste Halt ist in der historischen Grenzstadt Jedburgh. Für einen Kaffee und eine Portion schottischen Shortbreads reicht es und auch für einen kurzen Blick auf die Ruinen des alten Augustinerklosters. Da wir hier nur einen kurzen Aufenthalt haben, lohnt sich die Besichtigung leider nicht, aber es gibt ja sicher noch andere Tage.

Grenze Schottland / England

Wir überqueren dann die Grenze zu England und legen auch hier einen kurzen Stopp ein. Von hier aus hat man einen wirklich tollen Blick nach Schottland hinein und auch nach England und bei dem Wetter heute erst recht.

Durch den Northumberland National Park geht es weiter zum Hadrianswall. Immer wieder kann man Abschnitte des Walls sehen und viele Wanderer gehen auf oder neben ihm entlang. Der Hadrianswall, bzw. das, was von ihm übrig ist, ist keine große Mauer wie die Chinesische Mauer. Einen guten Meter breit und in etwa ebenso hoch sind die Reste der originalen Mauer, die wir sehen und sehen werden. Ursprünglich wird der Hadrianswall weniger zur Verteidigung das Land durchzogen haben, eher zur Kontrolle des Handels und der „Ein- und Auswanderung“. Alle Infos für die, die Interesse haben, gibt es bei wikipedia. https://de.wikipedia.org/wiki/Hadrianswall

Vindolanda – römisches Museum und Militärlager

Der Haupstopp den wir heute einlegen (über die Mittagszeit) ist in Vindolanda. Vindolanda ist ein ehemaliges und zum Teil wieder archäologisch ausgegrabenes, römisches Militärlager im Hinterland des Hadrianswall. Die Grundmauern des Lagers sind zu einem erstaunlichen Teil bereits ausgegraben und erschlossen, die Arbeiten daran gehen stetig weiter. Der Aufenthalt ist wirklich interessant, da nicht nur die alten Steine zu besichtigen sind und man quasi kreuz und quer durch das alte Lager schreiten kann. Zusätzlich zu dem, hat man ein wirklich sehenswertes Museum an die Seite des Lagers gestellt, dass das Leben in dem Lager dokumentiert und ein Stück des Walls und deren Wachtürmen rekonstruiert. Wirklich einen Besuch wert, falls mal jemand von Euch in der Nähe ist.

Nach dem Mittagessen setzen wir die Fahrt entlang des Walls fort und Andy, der Reiseleiter heute, zeigt bei diversen Gelegenheiten weitere Teile des Walls. Zurück geht es am frühen Nachmittag durch die Galloway Hills, mit einem letzten Zwischenstopp im viktorianischen Kurort Moffat, über das Gebiet der Southern Uplands und der Scottish Borders zurück nach Edinburgh.

Robin Hood

Ein markanter Baum in mitten einer Mauer und der Andy zeigt drauf. „Kennt Ihr den?“… „Robin Hood, König der Diebe mit Kevin Costner gesehen?“ … Dort wurde die Szene gedreht, an dem der Junge auf den Baum steigt um sich den Häschern des Sir Guy von Gisborne zu entziehen. Spannend. Habe den Film einige Male gesehen und ja, die Szene kenne ich. Jetzt, wo Andy es sagt. Schöner Baum. Richtig nah kommen wir heute nicht ran, aber der Blick reichte eigentlich auch 🙂

Das Black Dinner

Unterwegs kommen wir in den kleinen Orten an vielen Pubs, Inns und Hotels vorbei … einige davon tragen den Namen Black Bull und auf Nachfrage, warum der Name so populär ist, erzählt Andy zwei kleine Geschichten. Zum einen, die, das die Highland Cattles, die Kühe mit dem zotteligen Fell, ursprünglich schwarz waren und nicht rötlich braun. Die andere Geschichte, ist die Geschichte vom Black Dinner.

Die blutigen Ereignisse des Black Dinner fanden 1440 auf dem Gelände des Edinburgh Castle statt. Zwei junge Erben des mächtigen Douglas-Clans wurden eingeladen, mit dem König zu speisen. Als die Feierlichkeiten sich beruhigten, wurde ein schwarzer Stierkopf – damals das Symbol des Todes – auf einer Silberplatte präsentiert. Quasi als Zeichen dessen, was noch kommen sollte. Das nächste, was die Douglas-Erben zu spüren bekamen, war das Schwert im Nacken.

„Game of Thrones“ Fans unter Euch? Erinnert ein bisschen an die rote Hochzeit, oder?

Tag 9 geht dem Ende zu und Ihr steht sicher am Osterfeuer… Slàinte mhath

Impressionen von heute:

Die Artikelreihe zu meiner Schottland-Tour 1/2018:

Tag 8 / Schottland 2018 – William Wallace, das Herz von Robert the Bruce und Rosslyn Chapel7 Min. Lesezeit (ca.)

Für den heutigen Tag ist eine weitere Tagestour mit Rabbie’s  geplant, vorher muss ich jedoch aus- und wieder einchecken, da ein Raumwechsel erforderlich ist. Nicht schlimm, muss eben sein. Die Abfahrt der Tagestouren von Rabbie’s ist an deren eigenem Café, der Weg dorthin von der Ankunft nur ca. 10 Minuten zu Fuß.

Das Wetter ist heute eher britisch. Immer mal wieder ein bisschen Regen, im Laufe des Tages auch mal ein wenig Schnee. Die Sicht ist eher „misty“ und der Wind sorgt für eine scharfe Kälte. Dank des Kaffees im Café und der pünktlichen Abfahrt des vollbesetzten 16-Personen-Busses komme ich aber gar nicht wirklich dazu, einmal richtig durchzufrieren.

The rolling hills o‘ the borders

Der erste Stopp heute ist der „berühmten Ausblick, “Scott´s View”, mit atemberaubendem Blick auf das Tweed Valley und die Eildon Hills.“ – so sagt es die Beschreibung der Tour. Heute ist der Blick durch die niedrig hängenden Wolken kein wirklich besonderer. Aber die Fahrt bot bereits einiges an tollen Bildern. Bei guten Wetter fahre ich hier noch mal hin … denn das muss der Blick sein, den Matt McGinn in seinem Songtext zu „The rolling hills o’ the borders“ beim Verfassen der Zeilen hatte …

When I die, bury me low
Where I can hear the bonnie Tweed flow
A sweeter place I’ll never know
Than the rolling hills o‘ the borders

Ja. Mehr kann ich dazu wirklich nicht sagen. Passt. Die Landschaft hier unterscheidet sich massiv von den Highlands und beide haben ihren eigenen Reiz.

William Wallace Statue

Nach einer kurzen Weiterfahrt machen wir einen weiteren Stopp und gehen zu einer, wenige hundert Meter vom Parkplatz entfernten, William Wallace Statue. Dem Nationalhelden hier, in mitten eines Waldes, eine Statue zu widmen … ok, aber nett ist hier wirklich.

Die Statue an sich (siehe Bild) weißt (wie der Film Braveheart) jede Menge Ungereimtheiten auf. Zum einen …. Das Schwert auf das er sich stützt ist ein typisches Schwert um berittene Truppen zu bekämpfen (die Pferde … ) und nicht für die „normale“ Schlacht geeignet. Wer so ein Schwert mit sich tragen musste, hatte zudem sicher keine Hand und Kraft mehr, einen Schild zu tragen … der Schwertknauf/Griff das das am Gürtel hängende Schwert trägt war erst deutlich später erfunden als Wallace lebte… Wallace war auch kein Highlander, daher wird er keinen Kilt getragen haben und als letzte „Kleinigkeit“ …der Helmschmückende Drache … ein Zeichen der Waliser… trotzdem: Schön, dass man eine Statue errichtet hat 🙂

Melrose Abbey und das Herz von Robert the Bruce

Unsere Mittagspause legen wir heute in Melrose ein und besichtigen die Ruinen der Melrose Abbey. Die Ruine ist schon imposant, beeindruckend und bedrückend zu gleich … wie mag die Abbey wohl in intaktem Zustand gewirkt haben. Was die Ruine bzw. den Platz noch besonderer macht: Hier, mit einer eher unscheinbaren Platte geschmückt, liegt das Herz von Robert the Bruce begraben. Schon mal gehört? Braveheart gesehen?

Der adlige mit dem Lepra kranken Vater … na, an dem Film ist nicht viel wahres dran und geschichtlich fing die eigentliche Geschichte des „Braveheart“ erst nach der Hinrichtung von William Wallace an. Robert the Bruce führte danach noch viele Jahre Krieg gegen die Engländer und zwischendurch ermordete er seinen einzigen Rivalen um den Thron Schottlands. In einer Kirche. Daraufhin wurde er von der katholischen Kirche exkommuniziert, was er sein Leben lang bereute. Um diese Tat wieder gut zu machen und als König der Schotten dann doch noch in das von der Kirche proklamierte „Heilige Königreich“ zu kommen, legte er sich wahrlich ins Zeug. Seine größte Hoffnung legte er in eine Teilnahmen an einem der Kreuzzüge – aber daraus wurde nichts. Als ihm das, kränkelnd und auf dem Sterbebett liegend, bewusst wurde, sprach er seinen letzten Willen aus und ein Teil dessen war, dass sein Herz in einem der Kreuzzüge nach Jerusalem gebracht werden sollte. Nach seinem Tod entnahm man ihm das Herz und sargte es in einen handlichen Box ein, sein Körper indes wurde in einem anderen Teil Schottlands begraben, Auf dem Weg nach Jeruslalem (über Frankreich) in Spanien kämpfte man damals an christlicher Front gegen die Mauren und die Ritter, die das Herz des schottischen König in die heilige Stadt bringen sollten, beteiligten sich in guter Hoffnung. Einer der Gefolgsleute soll dort dann irgendwas in der Art „Follow your King, you brave hearts“ gerufen und das Herz auf das Schlachtfeld geworfen haben … tja … eine der unzähligen Geschichten um Robert the Bruce … und zumindest bis zu einem gewissen Teil belegter als der Film es auch nur im Ansatz macht. Film halt. Hollywood halt. Unsere Zeit halt.

Rosslyn Chapel

Nach dem Mittagessen in Melrose fahren wir zur Rosslyn Chapel. Sie stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde durch Dan Brown’s Buch “Sakrileg” unsterblich gemacht. Auch hier ist natürlich jede Menge Fiktion in den Buch (und Film), aber vieles davon zeigt die Rosslyn Chanel in ihrem wahren Dasein. Die Kapelle ist selbst für einen seltenen Kirchgänger und eher skeptisch Glaubenden, faszinierend. Die unterschiedlichen und zahllosen Darstellungen innerhalb der Kirche sind beeindruckend. Leider dürfen innerhalb der Mauern keine Fotos gemacht werden, aber auf der Webseite oder auch in der Google-Bildersuche findet Ihr viele Darstellungen.

Heftig ist zum Beispiel die Lehrlings- und Meistersäule… noch heftiger: Die Geschichte dazu. In Kurzform: Der Meister hat ne schöne Säule aus Stein gehauen, der Lehrling in Abwesenheit des Meisters seine eigene Interpretation einer zweiten Säule (die eine Kopie werden sollte) gezaubert. Die Säule war eindeutig schöner und der Meister hatte sowas noch nie gesehen … woraufhin er den Lehrling direkt mit dem Holzhammer erschlug. Was für Zeiten. Die Geschichte findet ihr auch (und ausführlicher) bei Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Rosslyn-Kapelle)

Der Besuch war ok und die Eintrittsgelder gehen in eine gemeinnützige Stiftung zur Erhaltung und zum Betrieb von Rosslyn Chapel, in der für die Gemeinde des Ortes Roslin auch weiterhin Messen abgehalten werden.

Abschluss des Tages

Zum Abschluss der Tour gehe ich noch kurz über einen Friedhof in der Altstadt Edinburghs … ich finde alte Friedhöfe generell interessant, dieser hier bindet mich einen Moment und ich beschließe den Tag für heute.

Heute war für mich in der Vergangenheit mal ein etwas besonderer Tag. Schade, dass die Vergangenheit durch jemanden so kaputt gemacht worden ist – der Tag heute half mir, einen Teil davon zu überschreiben. Danke, Schottland.

Frohe Ostern.

Impressionen von heute:

Die Artikelreihe zu meiner Schottland-Tour 1/2018:

Tag 7 / Schottland 2018 – Greyfriars Bobby, das National Museum und ´n Burger5 Min. Lesezeit (ca.)

Heute ist Edinburgh-Tag. Nach der sehr schönen Tour über Islay, tut der Tag „off“ ganz gut. Trotzdem wird natürlich was unternommen. Für den Vormittag steht das „National Museum of Scotland“ auf dem Plan und liegt in der Nähe zum Edinburgh Castle und damit nur ein paar Minuten zu Fuß von meiner Unterkunft, dem Edinburgh Central Youth Hostel am Haddington Place.

Das Wetter ist trocken, kühl und ein wenig windig – Grund genug vor dem Besuch des Museums noch einen Kaffee mit auf den Weg zu nehmen.

National Museum of Scotland

Der Eintritt in das National Museum of Scotland ist frei. Spenden kann man natürlich trotzdem und das mache ich selbstverständlich auch. Eintritt zahlt man nur für Sonderausstellungen, wie aktuell zu der Ausstellung der besten Wildlife-Fotografien. Die Garderobe ist sehr praktisch und Jacke und Rucksack wandern für 3,- Pfund Aufbewahrungsgebühr direkt dorthin. Im Museum ist es recht warm und so früh am Tag ist es auch überraschend leer.

Das Museum ist wirklich schön angelegt und in vielen, kleinen integrierten Museen und Ausstellungen erfährt man nicht nur viel über die Geschichte Schottlands, berühmten Schotten oder schottischen Erfindungen. Das Leben der unterschiedlichen Völker der Welt, die Entwicklung der Tiere oder die Geschichte der Nachrichtenübermittlung … hier findet alles seinen Platz und jeder Besucher ausführliche Informationen. Sehr beeindruckend finde ich die vielen Mitmach- und Erlebnismöglichkeiten für Kinder (und Erwachsene). Eine wirkliche Besuchsempfehlung, falls ihr mal in Edinburgh seid.

Greyfriars Bobby – eine Statue für einen Hund?

Nur einen Steinwurf von dem National Museum of Scotland sitzt eine Hunde-Statue sehr prominent an einer Straßenecke (auf dem Foto zu sehen). Dies ist Greyfriars Bobby. Bobby, ein Skye Terrier, soll der Geschichte nach, nach dem Tod seines Herrchens John Gray, die restlichen 14 Jahre seines eigenen Lebens am Grab seines Herrchens verbracht haben. Nur zu der Mittagszeit, kurz nachdem die 13:00 Uhr Kanone abgefeuert wurde, verließ er zur Fütterung am Coffee House in der Nähe den Friedhof. Berührt von der Geschichte, stiftete jemand später eine Statue zu Ehren des treuen Hundes. Die steht hier.

Harry Potter in Edinburgh

Der Friedhof am Greyfriars Kirk beherbergt neben Bobby (er wurde dort ebenfalls begraben), seinem Herrchen und vielen anderen Menschen, auch einen Mann mit Namen Tomas Riddel. Angeblich soll dieser Name J. K. Rowling zu Tom Riddle inspiriert haben. Das das nicht so weit weg ist, wie man auf den ersten Blick vermuten lässt, zeigt sich ein paar Meter neben der Statue von Greyfriars Bobby. Dort, auf der gleichen Straßenseite nur ein paar Schritte entfernt ist das Elephant House. Hier liegt der Geburtstort von Harry Potter, denn J.K. Rowling schrieb hier die Vorlage zum ersten Roman und ließ sich von vielen Eindrücken in Edinburgh anstecken. Wer Lust darauf hat, kann auch ganze Harry Potter Touren buchen und zu den unterschiedlichen Eckpunkten in der Hauptstadt mit Geschichten versorgt werden. Mit auf dem Plan, die beeindruckenden Gebäude eines örtlichen privaten College – die Vorlage für Hogwarts. Spannend.

Heart of Midlothian – Mosaik

Auf dem Weg zum Writers Museum, dem Museum das sich dem Wirken der drei schottischen Schriftsteller Robert Burns, Sir Walter Scott und Robert Louis Stevenson widmet und in dem ich im letzten Jahr bereits war, stolpert man fast über das „Heart of Midlothian“. Nein, nicht den Fußballverein der ersten schottischen Liga, der Scottish Premiership. Allerdings hat dieser seinen Namen und auch sein Logo hiervon abgeleitet.

Auf der High Street in Edinburgh, auch Royal Mile genannt, befindet sich das „Herz von Midlothian“. Es ist ein herzförmiges Mosaik aus farbigem Granit das in den Bürgersteig in direkter Nähe von St. Giles High Kirk eingelassen ist. Es markiert die Position des alten Zollhauses aus dem 15. Jahrhundert, dass das Verwaltungszentrum der Stadt, das Gefängnis und ein Ort öffentlichen Hinrichtung war. Das alte Zollhaus wurde 1817 abgerissen, das Mosaik erinnert daran.

Nebenbei: Midlothian ist ein Verwaltungsbezirk, offiziell eine der 32 Council Areas Schottlands und auch eine traditionelle Grafschaft, zu der auch Edinburgh zählt.

Zum Mittag gibt es heute einen feinen Burger und einen Pint Tennent Lager in der „Filling Station“ auf der High Street. Den Abend lasse ich gleich bei zwei/drei Edinburgh Gold ausklingen.

Prost.

Impressionen vom Tag:

Die Artikelreihe zu meiner Schottland-Tour 1/2018:

Tag 6 / Schottland 2018 – Islay, die verlorene Speicherkarte und Loch Lomond4 Min. Lesezeit (ca.)

Das Wetter meint es auch am letzten Morgen auf Islay wirklich gut mit uns. Zwar ist es noch ein wenig frisch, als wir um 08:45 Uhr aufbrechen, aber die Sonne scheint und der Himmel ist klar. Da wir heute zurück nach Edinburgh fahren müssen wir erneut die Fähre nehmen – dieses Mal von Port Ellen aus zum Hafen nach Kennacraig. Mein zweiter Verlust dieser Tour wird mir erst im Bus bewusst: Die Spiegelreflex-Kamera zeigt an, dass die nicht drin ist … Mist. Zum Glück habe ich gestern Abend noch alle Bilder gesichert … Muss wohl im B&B liegen geblieben sein.

Die Überfahrt mit der Fähre dauert ein wenig länger als zwei Stunden und die Fahrt ist ruhig. Zeit genug zu schauen, ein paar Fotos (mit dem Handy) zu machen und ein paar kleine Videosequenzen zu drehen. Außerdem habe ich die Zeit dann auch gleich genutzt, um die Übersichtsseite für das Reisetagebuch: Schottland 2018 (1) in den Blog zu integrieren. Das kostenfreie WLAN auf der Finlaggan von Caledonian MacBrayne (https://www.calmac.co.uk/) ist stabil genug für sowas.

Zwischendurch gehe ich immer wieder an Deck, aber trotz der Sonne ist es dank des Windes auf See wirklich frisch. Wale und Delfine habe ich nicht sehen können (könnte man, aber vielleicht die falsche Jahreszeit dafür – oder ich habe es schlicht nicht die ganze Zeit auf Deck ausgehalten und sie daher verpasst). Wir verlassen die Fähre in Kennacraig und machen uns auf zum Loch Fyne. Dort, in Inveraray, ist unserer kleine Mittagspause. Ich freue mich sehr, denn hier war ich letztes Jahr bereits. Das Schloss kann ich dieses Mal zwar nicht besichtigen (ist geschlossen), aber von der Brücke haben wir einen guten Blick (sieht man auf dem Foto glaub ich auch 🙂 ).

In Inveraray, direkt neben dem Inveraray Jail (einem Museum mit Ausstellung) ist ein kleiner Elektro-Kram-Laden. Zwei Räume, zusammen vielleicht 12 Quadratmeter, sind vollgepackt mit Elektrokram, Spielzeug und Nippes. Ich suche nur eine Speicherkarte und finde sie, als ich den Besitzer frage, der hinter der Kasse sitzt. 8 GB Speicherkarte für 17,90. Pfund – ich habe schon bessere Schnäppchen gemacht, aber schließlich brauche ich für die kommenden Tage noch eine. Im Bus angekommen packe ich die Karte aus und … tata … finde im Kartenschlitz die alte Speicherkarte. Nur nicht richtig eingerastet. Ja, schön blöd, da nicht wenigstens mal nachzuschauen, Thorsten. Überall habe ich gesucht – meinen Rucksack zwei Mal auf den Kopf gestellt … aber da habe ich nicht geschaut …

Nach Fish & Chips ohne Chips … ich habe seit langer Zeit kaum gescheiten Hunger … geht es weiter auf dem Weg nach Edinburgh. Wir passieren den Loch Lomond und legen hier in Luss einen weiteren, letzten Stopp vor Edinburg ein. Das kleine Örtchen ist wirklich nett, tolle Häuser und ein sagenhafter Blick auf den Loch Lomond.

Als wir wieder losfahren driftet meine Stimmung wieder ab. Auf den Ohren habe ich passenderweise Loch Lomond von Runrig.

You’ll take the high road and I’ll take the low road
And I’ll be in Scotland afore ye
Where me and my true love will never meet again
On the bonnie bonnie banks of Loch Lomond.

Wer mich kennt (oder glaubt es ein wenig zu tun) wird die Stimmung in mir abschätzen können, wenn ich solche Lieder höre. Schweife ab und weiß, nie wieder kommt jemand so nah an mich heran. Nie wieder wird jemand die Chance bekommen, mir mit so viel Falschheit, so weh zu tun.

Hier das Lied auf YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=pzQ1pNfbe3Q

Übrigens hat das Lied auch eigentlich eine andere Bedeutung und ist sehr traurig. Zwei Brüder, die während des Krieges Schottland vs. England unter Bonnie Prince Charlie gefangen worden waren, wurden von den Engländern vor die Tatsache gestellt, dass einer von ihnen getötet wird und der andere zurück nach Schottland gehen muss, um die Geschichte zu erzählen. Die Entscheidung wer stirbt und wer leben sollte, sollten die beiden Brüder selber fällen.

Harte Geschichte. Harte Zeiten.

Das Lied läuft heute ein paar Mal in Schleife und meine Stimmung reicht mir für heute. Zurück in Edinburgh wird es heute ein Abend voller Bier und Whisky.

Auf eine bessere Zukunft. Slàinte mhath.

Ein paar wenige Bilder von heute:

Die Artikelreihe zu meiner Schottland-Tour 1/2018:

Tag 5 / Schottland 2018 – Whisky, Seehunde und der Teufel im Fass6 Min. Lesezeit (ca.)

Auf dieser Tour fliegt die Zeit wirklich an uns vorbei. Morgen geht es schon wieder runter von Islay und zurück nach Edinburgh. Aber auch erst morgen. Heute ist das Programm erneut wirklich spannend. Nach dem Frühstück geht es ein wenig später los als gestern und wir haben ein wenig „Liquid Sunshine“ – aber das ist auch fix vorbei.

Schon nach ein paar Minuten Fahrt stoppt der Regen und wir fahren vorbei an Port Ellen. Von hier aus ist die Sicht gut genug, um die Küste Irlands zu sehen … und eine weitere Whisky Destillerie. Diese ist „noch“ geschlossen, aber das Treiben auf dem Gelände wirft die Eröffnungsschatten bereits voraus. Mit Port Ellen geht die zehnte Destillerie auf Islay wieder in den Betrieb und auf den Markt. 2019 soll es soweit sein.

Gestern haben wir Whisky-Sorten gesehen (nicht probiert), die lockere 250 Pfund kosteten .. pro Dram (Einheit), 3cl, also 30 Milliliter. Ein paar derer die wir heute sehen kommen an diesen Preis heran. 

Wir starten den Tag mit der Destillerie Ardbeg. Die Brennerei liegt unglaublich schön am Wasser der Südküste Islays und hat, wie viele der Whiskydetillerien in Schottland, eine bewegte Geschichte hinter sich. Aktuell ist sie, da sie ein Teil der Glenmorangie plc ist, im Besitz von Moët Hennessy Louis Vuitton. … Jaha … die machen in Marken, nicht nur in Handtaschen und Blubberwasser. Sachen gibt’s. In der Tat macht Ardbeg aber auch anständigen Whisky. Nach der sehr angenehmen und informativen Führung durch die Brennerei, essen wir hier zu Mittag. Das ganze Ambiente und die Freundlichkeit der Menschen hier tut gut. Ein kleines Highlight während der Tour.

Nach dem sehr entspannten Start in den Tag (ja, natürlich gab es vor dem Mittag ein sehr ausführliches Tasting) sind wir zu Kildalton Cross gefahren. Einem mehr als 1300 Jahren alten Keltenkreuz auf dem Friedhof der Kildalton Chapel. Beeindruckend ist, wie gut das Kreuz erhalten ist. Beeindruckend auch, wie sehr mich dieser Ort erneut aus dem Alltag zerrt. Die Stimmung, die ich an diesem Ort fühle, kommt dem auf Iona wirklich nah und es ist sehr schade, dass ich hier nicht einfach sitzen, denken und schreiben kann.

Auf dem Weg hin und zurück fahren wir direkt an der Künste entlang und die Sonne wird nicht nur von uns geschätzt. Seehunde liegen auf den Felsen im Wasser und sonnen sich. Auf einem der Fotos sind auch welche drauf – vielleicht erkennt ihr sie ja.

Im Gegensatz zum Kildalton Cross ist Dunyveg Castle – unser nächstes Ziel – nicht mehr gut beieinander bzw. das, was davon übrig ist. Direkt vor der Destillerie Lagavulin gelegen, ist die Ruine der einstigen Burg Stammsitz des Clan MacDonald, als dieser noch als Lord of the Isles über Islay und die umliegenden Inseln herrschte. Tja, als die MacDonalds und die Campbells sich im Laufe der Jahrhunderte bekriegten (… mit der Fehde sollte man sich mal intensiver auseinander setzen, denn die begegnet einem in Schottland an jeder Ecke und durch das Massaker von Glencoe  (https://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Glencoe) wird jedem klar, warum Clan Campbell selten mit einem guten Wort begleitet ausgesprochen wird), verloren die MacDonalds irgendwann Dunyveg Castle an die Campbells … und die rissen irgendwann die Mauern ein und zogen weiter.

Der Abstecher zu den Resten der Burg ist wirklich schön, zumindest bei dem Wetter heute. Bei feuchterem Wetter können die alten Steine und Abhänge recht gefährlich werden und alles, aber kein Spielplatz für Kinder.

Von der Ruine bis zur Destillerie Lagavulin sind es nur ein paar Meter und hier sparen wir uns heute die Besichtigung und gehen direkt zum Tasting über. Der Guide erklärt auf sehr einprägsame und unterhaltsame Weise die Unterschiede der einzelnen Sorten und wir probieren fleissig. Uter Whisky. Mein Favorit heute, der 16 Jahre alte aus dem Haus. Sehr fein, sehr lecker.

Im direkten Anschluss an Lagavulin haben wir noch eine Besichtigung mit Tasting in der Laphroaig und das ist ein guter Abschluss des Tagesprogramms. Die Führung kostet 10 Pfund, dafür gibt es Glas und ein Lanyard-Glas-Halter dazu und drei Drams zum Tasting. Ebenfalls prima – wer sich als „Friend of Laphroaig“ einträgt (kostenfrei) bekommt neben vielen Infos und einem Stückchen Land auch noch ein 5cl Fläschchen vom 10 Jahre alten Laphroaig. Kundenbindung funktioniert so einfach. Laphroaig produziert einen Teil des verwendeten Malz selbst und während der Führung können wir den Vorgang auch zum ersten Mal wirklich live sehen. Spannend ist anders – ist halt nur ausgebreitetes Getreide auf dem Boden, aber ich finde super, dass sie es tatsächlich noch selber machen.   

Bevor wir von Laphroiag wieder zurück nach Bowmore fahren, schauen wir uns auf den Feldern noch an, woher die Destillerie den Torf bezieht und o er gestochen wird. In den weiten Moor-Feldern wird hier tatsächlich noch von Hand gestochen und „geerntet“. Hier auf Islay sagt man, dass der vorhandene Torf auf der Insel bei dem derzeitigen Bedarf der Brennereien noch gut 3000 Jahre reichen wird… Für die nächsten Generationen wird also noch ein bisschen Whisky möglich sein.

In Bowmore nutzen wir das gute Wetter noch und gehen vor dem Essen in der „Peatzeria“ (Peat = Torf) noch ein wenig zum Hafen und schauen uns die runde Kirche, eine von zweien in Schottland an. Warum man die Kirche rund gebaut hat? Damit sich der Teufel in keiner Ecke verstecken kann. Das wurde laut einer Geschichte dem Teufel bereits zum Verhängnis, denn als er in der Kirche keine Ecke zum verstecken fand um der hämischen Gemeinde von Bowmore zu entgehen, musste er wieder raus und fliehen. Die  Dorfbewohner sollen ihn dann gejagt und zu den Toren der Brennerei Bowmore getrieben haben. Danach war er nicht mehr zu finden und man glaubt, dass ihm in einem der gerade gefüllten Fässer die Flucht auf das Festland gelungen sein. Ein guter Grund für die Bowmore Destillerie eine Sorte als „Devil´s Cask“ herauszugeben.

Der Tag war prima und auch wenn ich an diversen Stellen erneut sehr nachdenklich war und mich an Dinge und Menschen erinnerte: Sie waren es nicht wert. Weder die Momente, noch dass ich heute daran dachte. Ein guter Tag. Mit guten Wetter, einer umglaublichen Landschaft, tollen (ehrlichen) Menschen um mich herum und einem Haufen anständigem Whisky.

Ein paar Impressionen von heute:

Die Artikelreihe zu meiner Schottland-Tour 1/2018: