Hier im Wellpark Guest House in Oban ist es sehr ruhig und der kurze Schlaf war es genauso. Heute möchte ich frühstücken und so genieße ich ein frisch gemachtes (fast) „Full Scotish Breakfast“. Fast? Genau. Traditionell besteht das Full Scottish aus:

– einer halben Tomate (grillt/gebraten – oft mit Käse)
– gebratenem Bacon/Schinken
– gebratenem Würstchen
– Gebratenen/gegrillten Pilzen
– gebackene Bohnen (kennt ihr – baked beans)
– einem Ei (Spiegelei, porchiert oder gekocht)
– Toast
und
– Black Pudding (und nein, das ist kein Dessert)

Auf den „Black Pudding“ verzichte ich dankend. Was das ist? Googelt selbst 🙂 Ich mag es nicht. Letztes Jahr in England (#dannebenohneDich) habe ich ihn noch mal probiert … so schlimm, wie manch andere Erinnerung.

Oban

Nach dem Frühstück brechen wir auf. Doug ist pünktlich und wir fahren zum Fähranleger in Oban. Das Ziel der Fähre: Die Isle of Mull, genauer gesagt, der Fährhafen von Craignure, den wir nach gut 45 Minuten Fahrt erreichen. Craignure, ein kleiner Ort an der Küste und viel zu sehen gibt es hier nicht. Auf der Insel Mull bin ich angetan von der Landschaft. Berge, Seen (jaja, Lochs) und kaum Zivilisation. Gut 2700 Menschen leben hier, auf der zweitgrößten Insel der inneren Hebriden (die größte ist die Isle of Skye).

Da es auf unserem Weg (das eigentlich Ziel des Tages ist die Isle of Iona) kaum etwas anderes als Land, Berge, Seen, Schafe und die niedlichen Highland Rinder zu sehen gibt, bringt uns Doug auf einer der einspurigen Straßen direkt zum Fähranleger in Fionnphort. Von dort aus nehmen wir eine weitere (dieses Mal ohne Bus) Fähre und setzen nach Iona über. Schon vom Anleger in Fionnporth kann man auf der Insel die mächtige Iona Abbey sehen, zu der es mich sofort zieht.

Eigentlich hatte ich geplant, nur ca. 1,5 Stunden auf Iona zu verbringen um mich mit anderen weiter zu der Insel Staffa zu begeben. Den Plan verwerfe ich aber quasi sofort, als ich das Iona betreten habe. Die kleine Ansammlung von Häusern und Shops am Anleger sind niedlich, aber ich lasse sie direkt links liegen und begebe mich in Richtung der Abbey. Die Ruinen des ehemaligen Nonnenklosters auf Iona schaue ich später an.

Ruheplatz der Könige

Bevor ich den Eintritt zur Abbey zahle und das eingegrenzte Gebiet dort betrete, gehe ich auf den davor liegenden Friedhof.

Glaubt es, oder glaubt es nicht … aber dieser ganze Platz weckte eine Ehrfurcht in mir, die mir die Kehle schnürte.

Hier auf dem Friedhof Reilig Odhráin liegen Könige begraben. 48 schottische, 8 aus Norwegen und Frankreich, sowie 4 irische Könige sollen es sein. Der bekannteste: MacBeth. Die Grabplatten sind durch die Witterung kaum lesbar – nur der sehr neue Stein ist perfekt lesbar: John Smith, ehemaliger Vorsitzender der Labour Party wurde mit einer Sondergenehmigung hier begraben.

Der ganze Ort, die Abbey hat diese Ehrfurchts-Momente. Ich bin kein sonderlich geistlicher Mensch und die Institution Kirche beäuge ich häufig sehr skeptisch – aber das hier ist ehrliche Ehrfurcht.

Hier auf Iona liegt die Wiege des Christentums in Schottland und Nordengland. Eine Geschichte, die mit dem Mönch Columba im Jahr 563 n. Chr. beginnt und bis heute nicht zu Ende geschrieben scheint. Hier auf Iona entstand (wahrscheinlich) das „Book of Kells“ – ein sehr berühmtes, kostbares und aufwendig gemaltes Buch der vier Evangelien, welches 2011 zum Weltkulturerbe erhoben wurde. Im Museum der Abtei ist eine Kopie zu sehen.

Auf dem Gelände der Abteil stehen zudem einige Kreuze, die aus uralter Zeit stammen. Eines noch an seinem angestammten Platz und so wie es vor über 1200 Jahren geschaffen wurde. Ich schlucke ein weiteres Mal.

Die ganze Insel, der Ruheplatz der Könige, die Abtei, das Museum haben mich in ihrer Hand. Ich sitze fast eine Stunde in der Sonne und schaue auf die ersten drei Mitbringsel, die ich mir im Shop der Erhaltungsgemeinschaft der Abtei gekauft habe. Drei silberne Steine:
Believe. Hope. Change.

Ich denke. Schaue. Grüble. Schlucke schwer, trockne Tränen und schreibe in mein kleines Notizbuch. In der Abtei habe ich einen Spruch von Felix Mendelsohn gelesen, der auf mich passen kann:

„When in some future time i shall sit in a madly crowded assembly with music an dancing round me, and the wish arises to retire into the loneliness, I shall think of Iona.“

Den Rest des Tages, die Rückfahrt, die Fähre und auch während des wirklich umwerfenden Wetters, komme ich aus dieser Stimmung nicht mehr heraus. Ich bin nicht spirituell, aber der Tag hat mich auf dieser Ebene geschafft. Auf eine Weise, wie ich es selten zuvor, wenn überhaupt jemals, erlebt habe.

Ein Lied von der Hinfahrt kommt mir wieder in den Sinn … Paul McCartney mit seiner Band „Wings“ … Mull of Kintyre (Link führt zu youtube).

Ein paar Bilder:

Die Artikelreihe zu meiner Schottland-Tour 2017:

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  1. Svenja

    Irgendwie richtig gut Deine Reiseberichte. Wie ein Kerl halt so reist. Ganz anders als ich das machen würde und gerade deshalb für mich spannend. Auch cool, dass Du das so zeitnah verbloggst. Dafür einfach mal DANKE.

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